Bund Deutscher Nordschleswiger

Mammut-Projekt: Minderheit will deutschen Campus in Apenrade bauen

Mammut-Projekt: Minderheit will deutschen Campus in Apenrade bauen

Mammut-Projekt: Minderheit will deutschen Campus bauen

Apenrade/Aabenraa
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Die Minderheit will das Internat am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig abreißen und einen Campus ans DGN anbauen. Foto: BDN

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Platzmangel und sanierungsbedürftige Gebäude: In Apenrade soll ein neuer Campus entstehen, in den das Internat des Gymnasiums, die Kantine, die beiden deutschen Kindergärten und neue Klassenräume einziehen sollen. Die Finanzierung ist noch offen.

Jugendliche werden aus Mangel an Klassenräumen im Pavillon unterrichtet. Die Kantine am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN) ist zu klein. Kinder der Deutschen Kindergärten Apenrade werden an zwei verschiedenen Adressen betreut. Das Internat ist alt und „es schimmelt überall“, wie Schülerin und Internats-Bewohnerin Katharina Kley es auf der jüngsten Hauptvorstandssitzung des BDN am Montag auf den Punkt brachte. 

Es muss etwas passieren und deshalb hat der Deutsche Schul- und Sprachverein (DSSV) gemeinsam mit dem Dachverband der deutschen Minderheit in Nordschleswig, dem Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), ein Mammut-Projekt angestoßen. Er möchte einen deutschen Campus in Apenrade bauen.

In den vergangenen Monaten wurde bereits viel über das Vorhaben gemunkelt, aber bislang hieß es aus dem Haus Nordschleswig gegenüber der Öffentlichkeit stets: „Ja, wir arbeiten da an was, aber es ist noch nicht spruchreif.“ 

Finanzierung noch offen

Die gute Nachricht: Jetzt ist es spruchreif. Aber es gibt noch Ungewissheiten. Darunter die alles entscheidende Finanzierung.

Bei so vielen anzugehenden Baustellen im Schul- und Kindergartenbereich sehen der Deutsche Schul- und Sprachverein (DSSV) und der BDN die beste Lösung darin, diese in einem Projekt zusammenzufassen. Das hätte organisatorische Vorteile, aber auch finanzielle. Zumindest ist es das, was man sich erhofft. Es sei manchmal einfacher, Gelder für ein großes Projekt zu finden, als für zig kleine, erklärte Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen in der Sitzung am Montag. Dort präsentierte DSSV-Vorsitzender Welm Friedrichsen das Vorhaben erstmals öffentlich.

Also wurden Köpfe zusammengesteckt, und der DSSV hat mithilfe des Architekturbüros Lund og Lykkegaard einen Vorschlag ausgearbeitet, der einen deutschen Campus in Apenrade vorsieht. Dazu musste das Rad nicht neu erfunden werden. Die Pläne setzen auf das, was schon da ist, nur eben größer und neuer: ein Anbau am jetzigen DGN.

Erste Illustration des Campus

Die Architektin Laila Lund Christensen, die einst selbst Schülerin des DGN war, hat die Pläne auf Grundlage der Wünsche von DSSV und BDN erstellt. In den Anbau sollen die beiden Kindergärten, das Internat, eine neue Küche, zwei Kantinen (eine fürs Internat und eine fürs Gymnasium) sowie neue Klassenräume einziehen. Die Kapazitäten könnten wie folgt aufgeteilt sein:

  • Kindergarten (60 Kindergartenplätze, 20 Krippen-Plätze in insgesamt sechs Gruppen)
  • Internat (100 Plätze in 25 Zwei-Personen- und 50 Ein-Personen-Zimmern, plus drei Gästezimmer, Büro und Gemeinschaftsräume)
  • Küche und Kantinen für Internat und Gymnasium (versorgt das Internat, das Gymnasium sowie den Kindergarten)
  • Gymnasium (zwei Klassenzimmer und Servicebereich für Reinigung und Hausmeister)
Der Neubau, der ans Gymnasium angeschlossen wird, soll Platz bieten für ein modernisiertes Internat, einen Kindergarten, eine neue Küche samt Kantine sowie weitere Klassenräume für das DGN. Foto: BDN

„Der ausgearbeitete Vorschlag ist, was wir uns wünschen. Ob er letztlich genauso umgesetzt werden kann, oder hier und da etwas abgeändert werden muss, ist noch offen“, sagt Generalsekretär Uwe Jessen zum „Nordschleswiger“. 

Kley: Minderheiten-Institutionen zusammenbringen 

Katharina Kley ist von den Plänen begeistert. „Ich finde das Projekt super gut!“, sagt die Schülerin dem „Nordschleswiger“. Zum einen, weil das Internat eine Neuerung dringend benötige. „Es schimmelt an mehreren Stellen und es zieht an den Fenstern.“ Besonders freue sie jedoch auch, dass das Projekt mehr Nähe zwischen den Minderheiten-Institutionen schafft – vom Kindergarten bis zum Abitur.

Es sei eine gute Entscheidung, den Kindergarten in den Neubau einzubeziehen. „Ich glaube, die nahe Verbindung der deutschen Institutionen könnte sehr viele Vorteile mit sich bringen“, so Kley, die auch berücksichtigt, dass die Deutsche Privatschule Apenrade (DPA) ebenfalls in unmittelbarer Nähe liegt. 

Bis es soweit ist, dass das Bildungsangebot der Minderheit in Apenrade am selben Ort gemacht werden kann, dauert es noch etwas. 

Kosten und Zeitplan noch ungewiss

Es sei noch zu früh, Summen oder Zeitpläne in den Raum zu werfen, sagt Uwe Jessen. Natürlich wolle man das Projekt so schnell wie möglich umsetzen. „Jedoch ist es noch von wichtigen Faktoren abhängig“. Aber der Schuh drücke. Besonders was den Zustand des Internats angeht, bestehe nach Jessens Worten dringender Handlungsbedarf. Das Gebäude sei in keinem guten Zustand und Berechnungen hätten ergeben, dass allein eine Sanierung mehrere Millionen Kronen kosten würde. 

Denkt man dann noch die anderen „Baustellen“ mit, an die angegangen werden müssten, „ist der jetzige Vorschlag einfach die beste Lösung.“ Auch wenn es sich um ein Mammut-Projekt handelt.

Gegenüber dem Hauptvorstand sagte der Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen am Montag: „Es ist eine große Herausforderung, das Geld zu finden.“ Er versprach diesbezüglich aber: „Wir arbeiten an allen Fronten.“

Uwe Jessen ergänzte: „Ja, das ganze Projekt ist herausfordernd. Aber die jetzige Situation ist auch eine große Herausforderung.“

 

Hinweis: Der Artikel wurde am Mittwoch, 22. März, um eine Stellungnahme von Katharina Kley sowie die Rolle des DSSV im Projekt ergänzt.

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