Natur an der Ostsee

Wieder Sauerstoffmangel in der Flensburger Förde

Wieder Sauerstoffmangel in der Flensburger Förde

Wieder Sauerstoffmangel in der Flensburger Förde

Süderhaff/Sønderhav
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Bei Süderhaff wirkt die Flensburger Förde geradezu malerisch. Problematisch ist es dort in Bereichen großer Wassertiefe, denn dort herrscht auch in diesem Jahr wieder Sauerstoffmangel. Eine Folge von Algenmassenvermehrung im zurückliegenden Frühjahr. Foto: Volker Heesch

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Die staatliche dänische Umweltbehörde berichtet über „kräftigen Sauerstoffschwund“ in Bereichen großer Wassertiefe bei Süderhaff. Die zurückliegende Periode mit viel Wind und Seegang hatte Hoffnungen auf eine bessere Situation als im Vorjahr geweckt – vergeblich.

Erst Ende August erscheint der erste von jährlich drei Berichten der staatlichen dänischen Umweltbehörde „Miljøstyrelsen“ über die Versorgung der Küstengewässer mit Sauerstoff.

Mitte Juli bereits ungünstige Verhältnisse

Doch bereits bis Mitte Juli haben Fachleute des dänischen Nationalen Centers für Energie und Umwelt (DCE)  bei ihren Messungen in der Flensburger Förde festgestellt, dass im Tiefenwasser der Binnenförde bei Süderhaff „kräftiger Sauerstoffschwund“ eingesetzt hat. Diese Einstufung nimmt die Umweltbehörde vor, wenn das Wasser pro Liter weniger als 2 Milligramm Sauerstoff enthält. Bei Süderhaff wurden nur 1,1 Milligramm pro Liter registriert.

Die Karte der staatlichen dänischen Umweltbehörde „Miljøstyrelsen" zeigt im Bereich der Flensburger Förde im Bereich Süderhaff 1,1 Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser an, durch einen roten Punkt markiert. Das weist auf starken Sauerstoffschwund hin. Bei weniger als vier Milligramm ist von moderatem Sauerstoffschwund die Rede, durch gelbe Punkte markiert. Blaue Punkte geben an, dass dort genügend Sauerstoff im Wasser gelöst ist, jeweils mehr als 4 Milligramm Pro Liter. Foto: Volker Heesch

 

Für die Badewasserqualität hat die Messung keine Bedeutung, denn der Sauerstoffmangel betrifft nur die Bereiche mehrere Meter unter der Wasseroberfläche. Vonseiten der Behörde heißt es, dass vermutlich während der Wochen mit sehr hohen Niederschlägen im Februar dieses Jahres sehr viele Nährstoffe von den Uferbereichen entlang der Flensburger Förde in das deutsch-dänische Gewässer gespült worden sind. Angesichts vieler Sonnenscheintage konnte sich „gedüngt“ durch die Nährstoffe besonders stark Pflanzenplankton in der Förde bilden.

Mikroalgen abgestorben

Die Teppiche von Mikroalgen sind inzwischen abgestorben und auf den Grund der Förde gesunken. Die dort einsetzenden Zersetzungsprozesse entziehen dem Wasser den Sauerstoff. Fische verlassen diese Bereiche, Muscheln, Schnecken und Würmer, die nicht fliehen können, gehen ein.

 

Bei den naturkundlichen Informationstagen für Kinder am Blaue-Flagge-Strand in Süderhaff konnte 2020 die Tierwelt der lebendigen Flensburger Förde präsentiert werden. Strandkrabben, Miesmuscheln und Garnelen, die es reichlich im flacheren Bereich gibt. Foto: Volker Heesch

 

Während der vergangenen Wochen gab es viele stürmische Tage, was Hoffnungen geweckt hatte, dass in diesem Jahr der Sauerstoffschwund nicht so schlimm wird wie 2021, als sehr hohe Temperaturen und wenig Luftbewegung im Spätsommer die Sauerstoffversorgung in der Förde negativ beeinflusste.

 

Gefährlicher Schwefelwasserstoff

Es gab sogar Bereiche mit Schwefelwasseraustritt. Das wies auf Fäulnisprozesse im Bodenschlamm hin, die einsetzen, wenn gar kein Sauerstoff mehr vorhanden ist. Dem giftigen Schwefelwasserstoff fallen auch Fische zum Opfer. Der Sauerstoffschwund ist auch ein Argument bei den Protesten gegen die in dänischen Fördegewässern immer noch zulässigen Miesmuschelfänge. Die Miesmuschelvorkommen geben Hinweise darauf, wo noch genügend Sauerstoff vorhanden ist, denn in den „Todeszonen“ ohne Sauerstoff können auch die sonst relativ robusten Miesmuscheln nicht überleben.

Taucher haben in den vergangenen Jahren Tiefenbereiche in der Flensburger Förde fotografiert, in denen nur noch Schalen abgestorbener Miesmuscheln zu sehen sind. Ein Hinweis auf Phasen mit Sauerstoffmangel. Foto: Flensborg Avis / Tobias Kaiser

 

Einfluss auf den Sauerstoffgehalt hat auch die Wassertemperatur. Je wärmer das Wasser ist, desto weniger Sauerstoff kann es lösen. Wegen der milden Winter schrumpfen die Perioden, in denen sich beispielsweise die Flensburger Förde mit Sauerstoff im Tiefenwasser „auffrischen“ kann. Das funktioniert nur bei guter Durchmischung des Wassers, vor allem bei Stürmen, wenn auch sauerstoffreiches Wasser aus Nordsee und Kattegatt durch den Kleinen Belt bis in die Förde gelenkt wird.      

 

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