Architektur

Polizeistation zu kaufen – mit deutscher Wurzel

Polizeistation zu kaufen – mit deutscher Wurzel

Polizeistation zu kaufen – mit deutscher Wurzel

Apenrade/Aabenraa
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Das Gebäude beheimatete die Apenrader Polizeistation bis zu diesem Jahr. Foto: Esoft

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Das Gebäude steht seit dem 3. Oktober zum Verkauf. In den Anfangsjahren beheimatete es zwei deutsche Institutionen. Die Immobilie ist für einen zweistelligen Millionenbetrag erhältlich.

Es ist eines der imposantesten Gebäude in Apenrade, das jetzt zum Verkauf steht. Die Rede ist von einem Haus am Haderslevvej, das bis vor wenigen Monaten noch als Polizeistation genutzt wurde.

Das staatliche Immobilienverwaltungsbüro „Freja Ejendomme“ ist mit dem Verkauf betraut, geht aus einer Mitteilung hervor.
 

Die Immobilie von Südost aus der Vogelperspektive. Im Hintergrund das Haupthaus, das 1926 eingeweiht worden ist. Die Flügel im Vordergrund sind erst später hinzugebaut worden. Foto: Esoft

Das Gebäude hat eine interessante Geschichte im Gepäck. Es wurde nämlich am 26. Oktober 1926 als Deutsche Privatschule Apenrade feierlich eingeweiht und sollte ein Pendant zur dänischen Duborg-Schule in Flensburg sein. Hintergrund war, dass „das stolze deutsche Schulgebäude fehle in Nordschleswig“, wie es in einem Rundschreiben des Vereins Deutscher im Ausland (VDA) hieß, in dem der Verein für den Schulbau warb.

Im Dossier von „Freja Ejendomme“ steht zwar, dass das Hauptgebäude aus dem Jahr 1924 sei, in den Geschichtsbüchern ist jedoch zu lesen, dass der Bau erst ein Jahr später begann und die Fertigstellung noch ein Jahr später stattfand.

Bau ermöglicht durch Spenden

Das Hauptgebäude konnte mit Spendengeldern – vorrangig von Reeder Jakob Jebsen – und unter anderem durch Mittel der damaligen „Provinz Schleswig-Holstein“ errichtet werden. Es entstand auf einem Gelände an der damaligen Norderchausse (heute: Haderslevvej).

Nach der Wiedereingliederung Nordschleswigs an Dänemark wurden die deutschen Schulen in Apenrade im Jahr 1920 gegründet.

Zu den Deutschen Privatschulen kommen bald die Deutschen höheren Privatschulen und ab 1930 auch das Deutsche Gymnasium hinzu. Dass es in Nordschleswig ein deutsches Gymnasium geben konnte, war erst nach jahrelangem Ringen darum möglich.

Das Gebäude von Westen aus der Vogelperspektive Foto: Esoft

Stadtbaurat Ziegler und Architekt Th. Rieve entwarfen das Gebäude. Es wurde ein „Bauvolumen“ von 220.000 dänische Kronen veranschlagt.

Bis 1945 hatten viele junge deutsche Nordschleswiger die Möglichkeit erhalten, bis zum Abitur eine deutsche Schule besuchen zu können.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges ging die Immobilie in den Besitz des dänischen Staates über und wurde bald zu einer Polizeistation umfunktioniert. Im Laufe der Jahre gab es verschiedene Um- und Zubauten.

Für 11 Millionen Kronen steht die historische Immobilie mit 3.462 Raumquadratmetern und fast 10.000 Quadratmeter Außenfläche jetzt zum Verkauf. Per Kondrup, Verkaufschef bei „Freja Ejendomme“, sieht viele Möglichkeiten für das Gebäude. So können es unter anderem als Hotel oder als Bürokomplex genutzt werden, so seine Vorschläge.

Quellen: „40 Jahre Deutsche Schule Apenrade“, Deutsche Schule Apenrade, 1987 / „1930-1980 – 50 Jahre Deutsches Gymnasium in Nordschleswig“, Deutscher Schul- und Sprachverein für Nordschleswig, 1980

Der Eingangsbereich Foto: Esoft
Die Arrestzellen im Keller des Gebäudes am Haderslevvej Foto: Esoft
Das Parkett im Fischgrätmuster Foto: Esoft
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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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