Corona-Ausbruch

Husumer Schlachthof bleibt bis zum 24. Februar geschlossen

Husumer Schlachthof bleibt bis zum 24. Februar geschlossen

Husumer Schlachthof bleibt bis zum 24. Februar geschlossen

Raissa Waskow/shz.de
Husum
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Foto: shz

Bisher haben sich 103 Mitarbeiter des Unternehmens von Danish Crown mit Corona infiziert. Ein neues Hygienekonzept liegt noch nicht vor.

Das Gesundheitsamt des Kreises Nordfriesland hat am Samstag die ursprünglich bis zum 14. Februar angeordnete Schließung des Husumer Schlachthofes bis zum 24. Februar verlängert. Grund ist die Vielzahl an weiteren Positivfällen, die aus der PCR-Reihentestung von Mittwoch hervorgegangen ist. Die Gesamtzahl der positiv getesteten Beschäftigten des Schlachthofes liegt nun bei 103. Derzeit befindet sich nahezu die gesamte Belegschaft aufgrund eines positiven Testergebnisses oder der Einordnung als Kontaktperson 1 in häuslicher Quarantäne.

Bisher keine Hinweise auf Virusvarianten

Hinweise auf das Vorliegen von Virusvarianten erbrachten die Testergebnisse bisher nicht. 190 der getesteten Personen sind negativ, darunter auch die 20 im Veterinäramt des Kreises Nordfriesland Beschäftigten. Zwei Testergebnisse stehen noch aus. „Die Ergebnisse der ersten Reihentestung sprechen leider für sich. Sowohl aus ärztlicher als auch aus juristischer Sicht ist eine Verlängerung der angeordneten Betriebsschließung bis zum 24. Februar die einzig sinnvolle und angemessene Maßnahme zu diesen Testergebnissen“, erklärt Landrat Florian Lorenzen.

Es ist zudem nicht auszuschließen, dass auch weitere Personen, die sich derzeit als Kontaktperson 1 in Quarantäne befinden, noch zu Positivfällen konvertieren.

Landrat Florian Lorenzen

Erheblicher Teil der Belegschaft nicht einsatzbereit

Alle positiv Getesteten wurden in die häusliche Quarantäne geschickt, wodurch ein erheblicher Teil der Belegschaft des Schlachthofes bis mindestens 24. Februar nicht einsatzfähig sein wird. Für dringend benötigte Mitarbeitende wurden vom Gesundheitsamt quarantäneersetzende Maßnahmen zugelassen, um sichernde Maßnahmen in Verwaltung, Abfertigung, Verpackung und technischer Wartung gewährleisten zu können. Die 20 Mitarbeitenden des Kreisveterinäramtes befinden sich aufgrund negativer Testergebnisse und der Einordnung als Kontaktpersonen 2 nicht in Quarantäne.

Am Samstag demonstrierten mehrere Menschen vom Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ gegen Ausbeutung in den Fleischbetrieben. Foto: „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“

Mehrere Reihentestungen geplant

Für den 17. und 18. Februar hat das Gesundheitsamt eine zweite PCR-Reihentestung angesetzt. Dabei werden sowohl die bislang negativ getesteten Mitarbeitenden des Schlachthofes und der externen Dienstleister als auch die als Kontaktperson 1 Eingestuften, die in einem familiären Zusammenhang zu einer positiv getesteten Person stehen, abgestrichen. Eine weitere Reihentestung der gesamten Belegschaft einschließlich externer Beschäftigter ist für den 22. Februar vorgesehen. Diese begleitenden, regelmäßigen Testungen sind ein elementarer Bestandteil bei der Eindämmung solch eines massiven Ausbruchsgeschehens, um frühzeitig mögliche weitere Personen, die im Verlauf zu Positivfällen werden, zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Neues Hygienekonzept liegt noch nicht vor

Bereits am Montag war die Geschäftsführung des Unternehmens vom Kreisgesundheitsamt mit der eingehenden Überprüfung und Anpassung ihres Hygienekonzepts beauftragt worden. „Bisher liegt uns noch kein tragfähiges Konzept vor, dass eine Wiederaufnahme der Arbeit ermöglicht. Erst wenn dies der Fall ist, kann erneut über eine Beendigung der Betriebsschließung, die in jedem Fall bis mindestens zum 24. Februar andauern wird, und das weitere Vorgehen gesprochen werden“, erläutert Lorenzen.

Ausbruchsgeschehen bereitet dem Landrat Sorge

Dass ein plötzliches, unerwartetes Ausbruchsgeschehen eine bislang niedrige 7-Tage-Inzidenz schlagartig kippen und in die Höhe treiben kann, zeigt der aktuelle Fall des Husumer Schlachthofes. „Davor ist leider kein Kreis gefeit“, bestätigt der Verwaltungschef Nordfrieslands. „Natürlich betrachten wir diesen sprunghaften Inzidenzanstieg durchaus mit Sorge. Nach unseren bisherigen Erkenntnissen handelt es sich jedoch bei diesem Geschehen, das mit einer Verdopplung unserer Inzidenz einhergeht, um einen klar abgrenzbaren Ausbruch. Die berechtigte Hoffnung, dass auch Nordfriesland am 22. Februar den zaghaften Start von KiTa- und Schulbetrieb trotzdem wagen kann, ist also gegeben“, so Florian Lorenzen weiter.

Protest von „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ am Samstag

Am Morgen des 13. Februar versammelten sich mehrere Menschen vom Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ zum Protest vor dem Schlachthof. Sie entrollten Transparente mit Botschaften wie: „Profite auf Kosten von Mensch und Tier sind nicht systemrelevant“, „Fleischindustrie stoppen“ und „Schluss mit Akkordarbeit und Lohndumping“.

Die Aktiven forderten die Schließung des Schlachthofs und kritisierten die Ausbeutung in den Fleischbetrieben. Franziska Klein kommentiert: „In den letzten Monaten ist es wiederholt zu Corona-Ausbrüchen bei Betrieben von Danish Crown gekommen. Wenn hier der Infektionsschutz weiter vernachlässigt wird und wenn die Profite über der Gesundheit der Beschäftigten und ihrer Familien stehen, kann es nur eine Möglichkeit geben: Der Betrieb muss dauerhaft geschlossen werden.“

Kritik an den Beschäftigungsverhältnissen

Das Bündnis, das im November den Tönnies-Schlachthof in Kellinghusen über Stunden blockiert hatte, kritisiert zudem, dass am Standort Arbeiter weiter über Vertragsfirmen beschäftigt sind. „Werkverträge sollten in der Fleischindustrie seit Anfang des Jahres verboten sein. Und jetzt lesen wir in Stellungnahmen des Landkreises Nordfriesland, dass mehr als ein Drittel der Beschäftigten in Husum offiziell für Subunternehmen und externe Dienstleister arbeiten. Mit der Ausbeutung in den Fleischbetrieben muss endlich Schluss sein.“

Voraussetzungen für Corona-Lockerungen

Der Perspektivplan des Landes Schleswig-Holstein sieht eine schrittweise Öffnung der KiTas und Schulen ab dem 22. Februar vor. Bedingung dafür ist zum einen, dass die 7-Tage-Inzidenz des Kreises unter 100 liegt, und zwar mindestens sieben Tage am Stück für einen eingeschränkten Regelbetrieb bzw. mindestens 21 Tage am Stück für einen normalen Regelbetrieb in den KiTas und Präsenzunterricht in den Schulen für die Jahrgänge 1 bis 6.

Zum anderen wird vorausgesetzt, dass es im Kreis kein aktuelles diffuses Ausbruchsgeschehen oder aber ein vermehrtes Auftreten von Virusvarianten gibt. Diese Bedingungen erfüllt der Kreis Nordfriesland aktuell. Auch, wenn die 7-Tage-Inzidenz den kritischen Wert von 100 überschreiten sollte, ist aufgrund der lokalen Abgrenzbarkeit des aktuellen Ausbruchgeschehens auch in Nordfriesland der Start von KiTa- und Schulbetrieb gemäß Landesplan am 22. Februar nicht ausgeschlossen. Kreis und Land befinden sich dazu in Klärung. Ein Gespräch am Montag soll Klarheit zum weiteren Vorgehen schaffen.

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