Sexuelle Belästigung
Weiterhin Unruhe um Kopenhagener Oberbürgermeister
Weiterhin Unruhe um Kopenhagener Oberbürgermeister
Weiterhin Unruhe um Kopenhagener Oberbürgermeister
Trotz Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung hat eine Mehrheit der Kopenhagener Sozialdemokraten Frank Jensen ihr Vertrauen ausgesprochen. Es kommt weiterhin Kritik, sowohl aus den eigenen Reihen als auch von außerhalb.
Nach einer vierstündigen Krisensitzung Sonntagabend bei den Sozialdemokraten der dänischen Hauptstadt haben 22 der 32 Anwesenden zweimal die Hand gehoben. Ja, sie haben weiterhin Vertrauen in Frank Jensen als Oberbürgermeister, und ja, er soll auch im kommenden Jahr als Spitzenkandidat der Partei in Kopenhagen antreten.
Der Jugendverband der Partei, DSU, zählt allerdings nicht zu denen, die Jensen unterstützen.
„Frank Jensen soll nicht bei den Kommunalwahlen im kommenden Jahr an der Spitze der Partei stehen. Der Fall endet nicht hier“, sagte Cecilie Sværke Priess, Vorsitzenden von DSU in Kopenhagen, nach der Sitzung zu „TV2 News“.
Auch Staatsministerin Mette Frederiksen will ihm noch keinen Freispruch erteilen. Sie betrachte den Fall als sehr ernst, sagt sie. Auch sei noch kein Fazit gezogen worden. Jensen ist zweiter Vorsitzender der Partei.
Eine Reihe von Fällen
Jensen war ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, nachdem erneut Fälle von sexueller Belästigung durch ihn bekannt geworden waren. „Jyllands-Posten“ berichtete, der OB habe das heutige Mitglied des Regionalrates, Maria Gudme (Soz.) sowie ein anonymes Kopenhagener Stadtratsmitglied einer anderen Partei belästigt.
Am Sonntag konnte die Zeitung dann berichten, weitere sieben sozialdemokratische Mitglieder hätten sich an einen Anwalt gewandt, den die Sozialdemokraten mit der Aufdeckung von Sexismus in der Partei beauftragt haben, und von Belästigungen durch Jensen in der Zeit zwischen den 90ern und 2019 berichtet. Bereits 2004 und 2011 waren Fälle von Belästigung bekannt geworden.
„Teil einer Kultur“
Nach den Berichten von „Jyllands-Posten“ zeigte der OB sich reumütig und bezeichnete sich selbst als „Belästiger“ (krænker), der Teil einer „Machokultur“ gewesen sei.
„Diese Kultur, die eine Art des Umgangs geschaffen hat, an der ich Anteil hatte, ist Kultur. Der, der die konkreten Handlungen begeht, trägt eine persönliche Verantwortung. Die trage ich auch, obwohl ich Teil dieser Kultur war“, schreibt er auf Facebook.
Es sind jedoch nicht nur die jungen Sozialdemokraten, die sich von Jensens Reue wenig beeindruckt zeigen. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Innenstadt und Christianshavn, Carlo Søndergaard, meint, die Abstimmungsform durch Handzeichen auf der Sitzung könne es einigen Teilnehmern erschwert haben, frei abzustimmen.
„Es war eine Sitzung, die Frank Jensen einberufen hatte, und wo er auch entschieden hatte, wer teilnehmen kann“, fügt er hinzu.
Mißtrauen der Anderen
Die übrigen Parteien im Stadtrat fordern eine unabhängige Untersuchung durch einen Anwalt. Mehrere von ihnen fordern, der OB solle sich für die Dauer der Untersuchung beurlauben lassen.
„Wenn derart schwerwiegende Anklagen gegen einen Mitarbeiter erhoben werden, ist es üblich, denjenigen nach Hause zu schicken, bis der Fall untersucht worden ist. Daher fordern wir Frank Jensen auf, sich beurlauben zu lassen“, sagt Sisse Marie Welling (SF), Gesundheits- und Sozialbürgermeisterin der Stadt.
Gleiche Aufforderung kommt von Radikale Venstre und der Einheitsliste. Alle drei Parteien hatten Jensen bei der Wahl zum Oberbürgermeister unterstützt.
Frank Jensen hat für 12.00 Uhr eine Pressekonferenz einberufen.