Neujahrsansprache

Königin hebt vorbildliche Rolle des Grenzlandes hervor

Königin hebt vorbildliche Rolle des Grenzlandes hervor

Königin hebt vorbildliche Rolle des Grenzlandes hervor

Kopenhagen
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In ihrer Neujahrsansprache sprach die Königin auch über den Konflikt zwischen ihr und Prinz Joachim und Prinzessin Marie, der im Herbst Wellen schlug. Foto: Keld Navntoft/Ritzau Scanpix

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In ihrer 51. Neujahrsansprache hat Königin Margrethe die dänische Minderheit südlich der deutsch-dänischen Grenze sowie die deutsche Minderheit in Nordschleswig als leuchtendes Beispiel für ein friedliches Zusammenleben verschiedener Sprachen, Kulturen und Traditionen hervorgehoben. Sie ging auch auf Schwierigkeiten in ihrer eigenen Familie ein.

Der Krieg in der Ukraine, Inflation und Sorgen um die Zukunft waren zentrale Bestandteile der diesjährigen Neujahrsansprache von Königin Margrethe.

In diesem Zusammenhang hob sie das deutsch-dänische Grenzland als Vorbildfunktion hervor.

„In unruhigen Zeiten stellt unser Grenzland ein leuchtendes Beispiel dafür dar, dass verschiedene Sprachen, Kulturen und Traditionen friedlich nebeneinander leben können. Darauf können sowohl die dänische als auch die deutsche Minderheit stolz sein“, so die Monarchin.

Überfall auf die Ukraine „verstörend“

Ausgangspunkt ihrer Rede war der Überfall auf die Ukraine. Sie bezeichnete es als „verstörend“, Zeugin der Leiden des ukrainischen Volkes zu sein. Der heldenhafte Kampf der Ukrainerinnen und Ukrainer für ihre Freiheit sei beeindruckend. Sie hob die Hilfsbereitschaft hervor, die die Menschen, die aus der Ukraine nach Dänemark geflüchtet sind, hierzulande erfahren und betonte, dass gemeinsame Hilfe ein Licht in der Dunkelheit entzünde.

Sie sendete allen Ukrainerinnen und Ukrainern in Dänemark sowie dem gesamten ukrainischen Volk einen Neujahrsgruß und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass der Krieg ein Ende finden und die Ukraine wieder aufblühen möge.

In unruhigen Zeiten stellt unser Grenzland ein leuchtendes Beispiel dafür dar, dass verschiedene Sprachen, Kulturen und Traditionen friedlich nebeneinander leben können. Darauf können sowohl die dänische als auch die deutsche Minderheit stolz sein.

Königin Margrethe

Menschen durch Inflationskrise herausgefordert

Als Nächstes ging die Königin auf die stark gestiegenen Preise unter anderem für Energie und Lebensmittel ein. Viele Menschen sähen sich vor die Frage gestellt, wie sie über die Runden kommen sollten.

Sie erinnerte an die Inflationskrise in den 1970er-Jahren, die in vielen Bereichen neue Lösungsansätze erzwang. Dadurch habe die Krise seinerzeit überwunden werden können, und dies werde auch dieses Mal gelingen. Allerdings müssten sich alle mit Geduld wappnen und einander beistehen.

Dänemark seit 50 Jahren Teil der europäischen Gemeinschaft

Am 1. Januar 2023 ist es genau 50 Jahre her, dass Dänemark Teil der Europäischen Gemeinschaft wurde.

In turbulenten Zeiten könne Dänemark eine deutlichere Rolle spielen, als man zunächst glauben möge. Kleine Länder wie Dänemark seien weniger durch besondere Interessen geprägt und hätten es somit einfacher, für ihre Positionen einzutreten. So habe das Kronprinzenpaar bei seiner Teilnahme an der UN-Vollversammlung in New York im September das Interesse Dänemarks zum Ausdruck gebracht, einen besonderen Einsatz für Frieden und Sicherheit zu leisten, indem es einen Platz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einnehmen will.

Schwierige Zeiten auch für junge Menschen

Das Staatsoberhaupt brachte auch ihr Verständnis für die Sorgen der jungen Generation zum Ausdruck – und gab ihnen in großem Maße recht in deren Kritik an der Generation ihrer Eltern. Sie bemerkte, dass es dieser Tage fast so scheine, als seien die Rollen vertauscht, indem die Jugend sich über die Generation ihrer Eltern ärgere und Forderungen an sie stelle.

„Der Tonfall kann manchmal scharf sein. Aber es ist natürlich, dass die Jugendlichen die Lebensweise ihrer Eltern hinterfragen. Das ist auch gesund und gibt allen Anlass, nachzudenken“, so Königin Margrethe, die in diesem Zusammenhang unter anderem auf den Konsum und die Klimakrise verwies.

Gleichzeitig forderte sie dazu auf, eine Brücke zu schlagen und auch das Wissen der älteren Generation anzunehmen.

Ich hege zu jeder Zeit eine große Zuneigung zu meiner ganzen Familie. Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten können in jeder Familie entstehen, auch in meiner. Das konnte das ganze Land mitverfolgen.

Königin Margrethe

Sportliche Höchstleistungen und Nobelpreis

Die Königin ging auch auf die zahlreichen sportlichen Ereignisse des zu Ende gehenden Jahres ein. Als der Startschuss zur Tour de France in Dänemark fiel, habe die gesamte Welt mitgeschaut. Sie lobte die Leistung der dänischen Rennprofis und freute sich über die Unterstützung aus der gesamten Bevölkerung.

Auch erwähnte sie den Nobelpreis für Chemie, der in diesem Jahr einem dänischen Forscher zuteilwurde.

Persönliche Worte zur Familiensituation

Schließlich ging die Monarchin auch noch auf ihr Jubiläum als Staatsoberhaupt sowie ihre familiäre Situation ein.

Die Königin dankte für die zahlreiche Teilnahme an den Feierlichkeiten zu ihrem Jubiläum als Regentin. Und schwenkte dann auf die Bedeutung der Familie ein, die für die meisten das Wichtigste im Leben sei.

„Ich hege zu jeder Zeit eine große Zuneigung zu meiner ganzen Familie. Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten können in jeder Familie entstehen, auch in meiner. Das konnte das ganze Land mitverfolgen.“

Dass ihr Verhältnis zu Prinz Joachim und Prinzessin Marie in schwieriges Fahrwasser gelangt sei, tue ihr leid. Nachdem nun etwas Zeit verstrichen sei und die Möglichkeit für Ruhe und zum Nachdenken gegeben war, sei sie sicher, dass ihre Familie gemeinsam mit Vertrauen, Verständnis und neuem Mut in das neue Jahr gehen könne.

„Alle meine acht Enkelkinder sind eine große Freude für mich. Wie groß sie doch geworden sind, wie schnell doch die Zeit verstreicht! Im kommenden Oktober wird Prinz Christian 18 Jahre alt, ein Feiertag, auf den wir uns alle freuen“, schloss Königin Margrethe ihre 51. Neujahrsansprache.

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Leitartikel

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
„Roulette Royal“