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Teil 33: Gesangsvereine in Nordschleswig

Teil 33: Gesangsvereine in Nordschleswig

Teil 33: Gesangsvereine in Nordschleswig

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Sonderburg/Sønderborg
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Eine Fahne des Gesangsvereins aus dem Jahr 1912, die anlässlich des 70-jährigen Bestehens hergestellt wurde, befindet sich im Bestand des Deutschen Museums in Tondern. Foto: Privat

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Entstanden in der Zeit des beginnenden nationalen Gegensatzes.

Die heutige Wahrnehmung von Gesangsvereinen ist wohl eher eine unspektakuläre. Auch werden sich die meisten Gesangsvereine eher nicht politisch positionieren. 

Nachdem sich die ersten Gesangsvereine Anfang des 19. Jahrhunderts gründeten, brauchte es noch einige Zeit, bis auch die ersten Gründungen in Nordschleswig zustande kamen. Dies geschah im September 1842 mit der Apenrader Liedertafel und im November des gleichen Jahres mit der Gründung des Tonderner Singvereins. Weitere Vereine sollten folgen. Dies primär in den Städten, aber auch in ländlich geprägten Orten. 

Auch wenn vielleicht anfänglich ein Grundgedanke des Unpolitischen gestanden hat, so waren die gegründeten Gesangsverein in Nordschleswig in ihrer Tendenz pro deutsch Schleswig-Holsteinisch. Dies zeigte sich u.a. in der 1843 gegründeten Haderslebener Liedertafel, wo dänisch gesinnte Mitglieder 1844 aus dem bestehenden Verein austraten und ihren eigenen Verein gründeten.  

Zum 15-jährigen Bestehen des Tonderner Singvereins 1857 wurde diese Medaille geprägt. Foto: Privat

 

Die Prägung der Gesangsvereine wurde 1844 noch deutlicher. In diesem Jahr hatte das Schleswig-Holstein-Lied, beim Schleswiger Sängerfest seine Premiere und wurde in der Folgezeit fester Bestandteil im Programm der deutschgesinnten schleswig-holsteinischen Gesangsvereine.

In dieser Vorzeit der Schleswig-Holsteinischen Erhebung (ab 1848) hatte man in Tondern eine besondere Herausforderung zu meistern. Für den 10. September 1844 hatte sich der dänische König und Herzog von Schleswig und Holstein, Christan der VIII. mit Gemahlin zu Besuch in Tondern angekündigt. Beim Besuch trug der Tonderner Singverein ein eigens komponiertes Lied vor. In diesem gelingt es den Tonderanern, gleichzeitig ihre Treue zu ihrem Landesherren, aber auch ihre Identität als Schleswig-Holsteiner zu betonen.

Dies kommt in folgenden Zeilen besonders zum Ausdruck: „Vernimm, o Fürst, die Töne – Der Herzensmelodie – Denn Schleswig-Holsteins Söhne stehen fest und wanken nie.“ 

Das Lied wurde auf Seide gedruckt und gerahmt und ist Teil der Sammlung des Deutschen Museum Nordschleswig.  
Nach der Schleswig-Holsteinischen Erhebung geht es auch für den Tonderaner Singverein darum, sich anzupassen. Nach Überlieferung ist nach 1850, bis ins Jahr 1864, der Dannebrog teil der Fahne des Gesangvereins. Mit dem Sieg Preußens und Österreichs 1864 kehren dann die schleswig-holsteinischen Farben auf die Fahne zurück. 
Auch, nach Überlieferung, werden die Aktivitäten des Singvereins in den Jahren 1850 bis 1864 eingeschränkt. So wurde das übliche Neujahrssingen auf dem Markplatz unterbunden. Wohl weil man dem dänischen König nicht über Gebühr  huldigen wollte. 

Zum 15-jährigen Bestehen des Tonderner Singvereins 1857 wurde diese Medaille geprägt. Foto: Privat

 

Auch wenn die Einverleibung Schleswig-Holsteins 1867 in Preußen – als Provinz – in Tondern und im Singverein wohl nicht die großen Jubelstürme auslöste – man hatte auf einen eigenständigen Staat Schleswig-Holstein gehofft, so scheint es dem Singverein doch positiv ergangen zu sein. 1892 konnte das 50-jährige Bestehen gefeiert werden. Und auch das 70-jährige Bestehen, 1912, wird wohl begannen worden sein. Zumindest wurde in diesem Jahr eine Fahne hergestellt, die auf die 70 Jahre Bezug nimmt. Auch diese ist im Bestand des Deutschen Museums. 

Nach der Volksabstimmung 1920 brachen schwierigere Zeiten für den Tonderaner Singverein an. Finanzielle Schwierigkeiten bedrohten seine Existenz. Trotzdem wird der Verein noch den Zweiten Weltkrieg und einige Nachkriegsjahre überstehen. Einige der letzten Mitglieder bilden in Tondern dann einen „gemischten Chor“. Dieser sollte dann in die Nordschleswigsche Musikvereinigung / Musikvereinigung Nordschleswig eingehen.         

 
 

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