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Kohlekessel der Stadtwerke Flensburg könnten länger in Betrieb bleiben

Kohlekessel der Stadtwerke Flensburg könnten länger in Betrieb bleiben

Kohlekessel in Flensburg könnten länger in Betrieb bleiben

Julian Heldt / SHZ
Flensburg
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Die Stadtwerke Flensburg haben die Fernwärmepreise im vergangenen Jahr bereits zwei Mal deutlich erhöht. Foto: Michael Staudt / SHZ

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Vor dem Hintergrund des jüngsten Strategiepapiers von Wirtschaftsminister Robert Habeck will man bei den Stadtwerken die Entscheidung überdenken, in diesem Jahr zwei von drei Kohlekesseln stillzulegen.

Ende des Jahres wollen die Stadtwerke Flensburg die Erdgasanlage „Kessel 13“ in Betrieb nehmen. Geplant war, dass in diesem Zuge zwei der drei Kohlekessel endgültig stillgelegt werden.

Diese Entscheidung wird nun noch einmal überdacht, teilt das Unternehmen mit. Grund hierfür ist das jüngste Strategiepapier von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Nachdem Russland die Gaslieferung gedrosselt hat, will der Grünen-Politiker Gas einsparen, um die Versorgungssicherheit im Winter in Deutschland zu gewährleisten.

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„Um den Gasverbrauch zu senken, soll weniger Gas zur Stromproduktion genutzt werden. Stattdessen werden Kohlekraftwerke stärker zum Einsatz kommen müssen“, heißt es. Eine endgültige Entscheidung zur Laufzeit der zwei Kohlekessel will man bei den Stadtwerken dann treffen, wenn „belastbarere Informationen zu Verfügung stehen“.

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„Grundsätzlich ist es für die Stadtwerke aber wichtig und richtig – kurzfristig auch unter Berücksichtigung der Auswirkungen eines vermehrten Kohleinsatzes für die Umwelt – alles zu tun, um die Wärmeversorgung für diesen Winter sicherzustellen“, teilt das städtische Tochterunternehmen mit.

Nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hatten die Stadtwerke deutlich mehr Kohle als üblich eingekauft, um sich für den Winter 2022/2023 zu rüsten. Auch ein Schiff mit russischer Kohle, bestellt wurde dieses bereits im Herbst 2021, legte im Flensburger Hafen an. Nach mehrtägiger Prüfung durch den Zoll wurde es schließlich zum Löschen freigegeben.

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„Aktuell sind wir wegen der weltpolitischen Lage froh über jede Tonne Kohle, mit der wir uns für den Winter bevorraten können. Auch wenn wir uns jetzt erst auf den Sommer freuen, gibt ein hoher Lagerbestand allen Sicherheit, wenn ab Herbst wieder mehr geheizt und auch heißes Wasser benötigt wird“, so Dirk Roschek, Leiter des Flensburger Heizkraftwerkes, im Mai.

Die verstärkte Nutzung von Kohle sieht man bei den Stadtwerken jedoch nur als temporäre Zwischenlösung. „Unabhängig von der aktuellen Situation werden wir unsere Strategie umsetzen und in erster Priorität unsere Energieerzeugung Schritt für Schritt weiter auf erneuerbare Energiequellen wie zum Beispiel eine oder mehrere Großwärmepumpen umstellen. Spätestens ab dem Jahr 2030 wollen wir aus der Kohleverbrennung aussteigen“, so Dirk Wernicke, Geschäftsführer der Stadtwerke.

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Zum 1. April hatten die Stadtwerke den Arbeitspreis für die Fernwärme um 18,7 Prozent angehoben. Bereits im September 2021 war der Preis um durchschnittlich 12,8 Prozent gestiegen. Selbst für ein kleines Reihenhaus kommen inzwischen schnell 2000 Euro im Jahr zusammen. Eine weitere Preiserhöhung in diesem Jahr haben die Stadtwerke bisher ausgeschlossen.

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