Schwappt die Medikamentenknappheit nun auch nach Dänemark über? Seit Oktober wird das Thema in Deutschland immer präsenter in den Medien und sorgt für zusehends mehr Unruhe in der Bevölkerung.  Betroffen sind verschiedene Arzneistoffe, am prominentesten werden Fiebersenkmittel für Kinder und Paracetamol diskutiert.

 

Medikamente-Hamstern

Die Lieferengpässe sorgen dafür, dass besorgte Eltern über die Grenzen in die Nachbarländer fahren, um dort Medikamente zu kaufen, oft auch auf Vorrat. Auch in Nordschleswig verzeichnen Apotheken vermehrt deutsche Kundinnen und Kunden. Apothekerin Gisela Weber Mezghani hat sogar Anrufe von deutschen Apotheken bekommen, die Paracetamol von ihrer Sonderburger Apotheke erwerben wollten. Sie sieht die Debatte allerdings kritisch.

„Lieferengpässe von Medikamenten gibt es schon seit Jahren. Durch die Corona-Pandemie hat sich das noch verschärft. Trotzdem sollte die Situation nicht so dramatisch dargestellt werden, wie es momentan der Fall ist. Es gibt eigentlich immer Alternativen für gewünschte Arzneien, die gerade vielleicht nicht so einfach zu kriegen sind.“

Ob Versionen mit anderen Dosierungen, Packungsgrößen oder alternative Wirkstoffe, es gibt in der Regel immer eine Lösung für das Problem. Zusätzlich betont sie, dass Kinderarzneimittel im Moment regulär zu kaufen sind.

 

Es kommt auf das Medikament an

Problematisch kann nicht nur der Umstand des Lieferengpasses sein, sondern welches Medikament nicht verfügbar ist. Die Problematik tritt bei verschiedenen Behandlungsstoffen auf. Während Fiebersaft und Co. hier in Nordschleswig leicht zu beschaffen sind und es viele ähnlich wirkende Produkte gibt, ist die aktuelle Knappheit des Wirkstoffes „Midazolam“ viel gravierender. Der kurzwirksame Arzneistoff wird zur Beruhigung bei Patientinnen und Patienten kurz vor Operationen verwendet. Er wirkt schlaffördernd, entspannend und angstlösend. Deswegen findet er zudem häufig Anwendung in der Palliativversorung Sterbender.

„Hier eine Alternative zu finden ist schwieriger. Der andere Wirkstoff muss die gleiche beruhigende Wirkung haben, darf aber nicht den Verstand betäuben und dann wieder nicht zu anregend wirken", so die Apothekerin.

 

Das Problem liegt in der Produktion

Grund für die eingeschränkten Lieferungen ist die allgemeine Produktionsauslagerung nach Asien. Die Herstellung von Medizin ist dort günstiger, aber vor allem China hat während der Pandemie auf totale Lockdowns gesetzt, in denen die Menschen ihre Wohnungen nicht verlassen durften. Nun hat das Land zudem gerade wieder mit einer erneuten Welle an Covid-Infizierten zu kämpfen. Dadurch wird weniger produziert.

 

Wie verhält man sich richtig?

Dass einige Medikamente im Moment nicht so schnell verfügbar sind, sollte den Nordschleswigerinnen und Nordschleswigern keinen Grund zur Sorge geben. In Dänemark seien alle gängigen Medikamente nach wie vor gut erhältlich. Und sollte es doch bei dem einen oder anderen mal eine schlechte Nachricht in der Apotheke geben, wüssten die Mitarbeitenden, wie damit umzugehen ist, bemerkt Gisela Weber Mezghani.

Zusätzlich sind Apotheken seit der Pandemie dazu verpflichtet, ihre Lagerbestände gegenüber der dänischen Arzneimittelmittelbehörde teils öffentlich zu machen. Dadurch können sie gegebenenfalls sehen, wo das gewünschte Medikament noch verfügbar ist und die Kundschaft an die entsprechende Apotheke verweisen. Mittlerweile versenden viele Apotheken ihre Produkte auch per Post, weswegen nicht einmal eine größere Distanz ein Hindernis darstellt.