Grüne Energie

Testzentrum: Folketingsabgeordnete zieht es wieder nach Ballum

Testzentrum: Folketingsabgeordnete zieht es nach Ballum

Testzentrum: Folketingsabgeordnete zieht es nach Ballum

Ballum
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Schon im September wurden einige Folketingsabgeordnete durch die Marsch geführt (Archivfoto). Foto: Danmarks Naturfredningsforening

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Henrik Frandsen hat sich bisher nicht zur Aktion gegen Mega-Windräder angemeldet. „Seine“ lokale Partei Tønder Listen unterstützt die Initiative nicht. Auch Sylt ist jetzt über den Plan informiert worden.

Am Sonnabend, 25. November, ist geplant, in einer gemeinsamen Aktion gegen das geplante Testzentrum für die Windenergie in Ballum Enge vorzugehen.

Eingeladen sind in Nordschleswig gewählte Folketingsabgeordnete, die mit mehr Wissen über die Marsch nach Hause fahren sollen. Ihnen soll die Zerstörung der Natur durch bis zu 450 Meter hohe Windräder vor Augen geführt werden.

Ihre Zusage haben bislang Pernille Vermund (Neue Bürgerliche), Henrik Dahl (Liberale Allianz), Niels Flemming Hansen (Konservative), Peter Kofod (Dänische Volkspartei) und die frühere Ministerin und Folketingsabgeordnete Eva Kjer Hansen (Venstre) gegeben. Letztgenannte und Pernille Vermund nahmen bereits im September an einer ähnlichen Veranstaltung teil.

Es kommen mehr

„Aber es werden mehr kommen“, weiß Stadtratspolitiker Allan Svenden (Neue Bürgerliche). Er ist Initiator der Aktion.

Auf der politischen Teilnehmerliste fehlt bislang der frühere Bürgermeister der Kommune Tondern, Henrik Frandsen, der als Mitglied der Tønder Listen im Tonderner Stadtrat sitzt, als Vertreter der Moderaten aber einen Sitz im Folketing hat. Dass noch keine Anmeldung von Frandsen vorliegt, wundert Allan Svendsen, zumal Frandsen in dem wichtigen Folketingsausschuss für Planung und den ländlichen Raum sitzt. Dieser wird dem Landesparlament eine Empfehlung aussprechen, wo ein drittes Testzentrum liegen sollte. Bis zum Jahresende wird eine Entscheidung erwartet.

Schleswigsche Partei unterstützt auch Aktion

Nicht nur Svendsen protestiert als Stadtratsmitglied der Neuen Bürgerlichen gegen diesen Plan. Bis auf zwei im Kommunalrat vertretene Partei unterstützen alle anderen, einschließlich der Schleswigschen Partei, die Aktion am 25. November. Die Ausnahme sind Borgerlisten und die Tønder Listen. Mitunterstützer sind die Schleswigschen Partei, die Neuen Bürgerlichen, die Sozialistische Volkspartei (SF), die Konservativen, die Liberale Allianz, Venstre, die Sozialdemokraten und die Einheitsliste.

Die Vorsitzende der Tønder Listen, Anita Uggerholt Eriksen, bestreitet einen Zusammenhang mit Henrik Frandsens Position im Folketing.

 

Lokal- und Landespolitik werden voneinander getrennt, sagt Anita Uggerholt Eriksen (blauer Blazer) hier mit dem abgewählten Bürgermeister Henrik Frandsen in der Wahlnacht (Archivfoto). Foto: Jane Rahbek Ohlsen

„Das trennen wir ganz klar voneinander“, erklärt Uggerholt Eriksen. Damit sei aber nicht gesagt, dass keine Vertreterinnen und Vertreter ihrer Partei an dieser Aktion teilnehmen werden, denn das würden sie.

Die Formulierung der Einladung zu dieser Veranstaltung sei auch nicht der Stil der Tønder Listen, wenn unter anderem darüber gesprochen würde, dass man das Vertrauen zu Folketingsmitgliedern verloren habe, so die Fraktionsvorsitzende.

Zudem meinen wir, die Veranstaltung trägt zu stark die Handschrift der Neuen Bürgerlichen.

Anita Uggerholt Eriksen

„Keiner soll sich im Zweifel sein, dass auch die Tønder Listen einem Testzentrum in Ballum Enge kritisch gegenübersteht. Ich finde es aber merkwürdig, dass lokale Parteiverbände ihrer eigenen Mutterpartei widersprechen. Schließlich gab es eine große Folketingsmehrheit, die für mehr Windenergie und für ein drittes Testzentrum plädierten“, argumentiert die Lokalpolitikerin.

„Wir wollen alle die grüne Energie. Ich finde auch, es ist ein doppelt moralisches Paradox, dass eine große Stadtratsmehrheit dafür gestimmt hat, in Rejsby Hede Windräder zu platzieren. Für diesen Standort – für zugegeben kleinere Windanlagen wie in einem geplanten Testzentrum – gelten die gleichen Voraussetzungen wie für Ballum Enge“, erklärt Anita Uggerholt Eriksen.

„Zudem meinen wir, die Veranstaltung trägt zu stark die Handschrift der Neuen Bürgerlichen.“

Nicht im Stadtrat vertreten, aber doch Unterstützer sind die Liberale Allianz und Enhedslisten. Die Dänische Volkspartei (DF), die wie die beiden anderen Parteien auch bei der Kommunalwahl 2021 ihren Sitz im Kommunalparlament verloren, ist zumindest mit Peter Kofod vertreten. Der örtliche DF-Vorstand steht auch nicht in der Einladung als offizieller Befürworter.

„Es wird nicht über Politik gesprochen, sondern über den Schaden, den ein Testzentrum in Ballum anrichten und über den drohenden Verlust des Titels als Weltnaturerbe“, widerspricht Svendsen.

 

Sylterinnen und Sylter werden informiert

Darauf hat er jetzt auch südlich der Grenze aufmerksam gemacht und sowohl den Touristikverband als auch den Gemeinderat auf Sylt angeschrieben.

„Ihnen wird erklärt, dass direkt vor ihrer ‚Haustür‘ acht bis zu 450 Meter hohe Windräder platziert werden könnten. Damit erleben sie auch eine Beeinträchtigung ihrer Aussicht auf die dänische Festlandküste. Das wird nicht nur von den hohen Windrädern verursacht, sondern auch von 300 Meter hohe Mess- und Lichtmasten mit blinkenden, roten Lichtern“, schreibt Allan Svendsen

Auch den Verlust des Weltnaturerbes, zu dem auch das Wattenmeer auf deutscher Seite gehört, müsste die Insulanerinnen und Insulaner befürchten. Daher würden Süd- und Westjüten Seite an Seite gemeinsam kämpfen. Er appelliere an die Solidarität auf deutscher Seite, um die Region vor einer potenziellen Zerstörung zu schützen. „Dies ist nicht nur eine lokale Angelegenheit, sondern eine überparteiliche Frage von Gemeinschaft“, so Svendsen.

Privatleute sind willkommen

Privatleute, auch von südlich der Grenze, könnten an der Aktion am 25. November teilnehmen. Das sei sogar der Wunsch, unterstreicht er.

Ein Bus mit unter anderem der Politprominenz und Vertretern des Nationalparks Wattenmeer wird um 12 Uhr vom Tonderner Festivalplatz Kurs gen Ballum Enge nehmen. „Privatleute können im eigenen Auto im Konvoi hinterherfahren“, erklärt Svendsen.

Die fünfköpfige Delegation der Kommune Tondern im Folketing: Lars-Erik Skydsbjerg, Jørgen Popp Petersen, Poul Erik Kjær, Jannik Lorenzen und Harald Christensen (v. l.) Foto: privat

Eine Delegation der Kommune war im vergangenen Monat auch im Folketing, wo sie den Folketingsausschuss für Landdistrikte über die Konsequenzen eines Testzentrums in Ballum Enge informierten.

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Marle Liebelt Hauptredaktion
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