Deutsche Minderheit
Deutsch und Dänisch in einer Familie
Deutsch und Dänisch in einer Familie
Deutsch und Dänisch in einer Familie
Die Grenzziehung vor nunmehr 100 Jahren war für viele Familien ein Schicksalsschlag: Neben der Grenze im Kielwasser der Volksabstimmung von 1920 war sie nicht nur ein politisches Gebilde, das neue geografische Realitäten absteckte: Sie verlief auch durch Familien. Die Meyhoffs sind dafür ein Beispiel.
Peder Meyhoff hat im 100. Jahr nach der Grenzziehung über die Geschichte seiner Familie ein Buch geschrieben: Diese sei einzigartig und repräsentativ zugleich, wie der Autor in seinem Vorwort feststellt.
Jubel und Trauer
Die Grenzziehung von 1920 war für nicht wenige Familien im Landesteil ein Schicksalsschlag. Die einen jubelten, andere trauerten angesichts des neuen Grenzverlaufs und zogen daraus persönliche Konsequenzen.
Die Familiengeschichte der Meyhoffs spiegelt wider, wie sich die historischen Ereignisse von einst auf Bewohner des Grenzlandes auswirkten.
Peder Meyhoff hat sein neuestes Buch diesem Thema gewidmet und soeben veröffentlicht: „En sønderjysk familie mellem tysk og dansk“ – „Eine nordschleswigsche Familie zwischen Dänisch und Deutsch“, lautet der Titel.
Familiäre Bande
Darin erzählt Meyhoff, wie ein- und dieselbe Familie Dänisch- und Deutschgesinnte hervorbrachte. Auf beiden Seiten war es eine mit Leidenschaft gelebte Gesinnung. Wobei die Familie Meyhoff die Grenzziehung, die in ihrem Fall quasi auch durch die eigene Stube verlief, gut überstanden hatte und auch nachfolgend gute familiäre Verbindungen pflegte.
„Dies war auch notwendig“, stellt der Autor fest, da viele Ehen unserer großen Familie zwischen Partnern mit jeweils dänischem bzw. deutschem Hintergrund geschlossen worden waren.“
Heute leben Angehörige seiner Familie an der Westküste – und fühlen sich der deutschen Minderheit zugehörig.
Gemeinsam miteinander
An den Anfang seines 103 Seiten umfassenden Buches hat Meyhoff ein Zitat gestellt:
„Ihre Muttersprache war Plattdeutsch, der Nachbar sprach Dänisch – und komischerweise verstanden sie sich dennoch.“
Davon zeugt das Buch: Die Meyhoffs konnten nicht nur miteinander reden, sondern auch miteinander leben, ungeachtet der Funken, hervorgerufen durch nationale Spannungen, die das Grenzland und somit die Familie prägten.
Das Buch ist im Kielwasser eines Vortrags entstanden. Es bedurfte nicht vieler weiterer Worte, und daraus wurde ein Buch.
Stammvater der Meyhoffs ist der Mecklenburger Philipp Johann Meyhoff. Als junger Mann entrann er der Leibeigenschaft. In Heiligenstedten bei Itzehoe vermählte er sich. Schließlich verschlug es das Ehepaar 1836 nach Bergenhusen, gelegen im südlichen Schleswig.
Ihre Muttersprache war Plattdeutsch, der Nachbar sprach Dänisch – und komischerweise verstanden sie sich dennoch.
Peder Meyhoff
Eine Frage der Gesinnung
Während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung bekannte sich der Mecklenburger zum dänischen König, wofür ihn die Schleswig-Holsteiner hinter Gitter brachten.
Auch Meyhoffs Söhne waren durchweg dänischer Gesinnung, einige von ihnen siedelten ins dänische Königreich über, andere blieben in Schleswig. Nichtsdestotrotz: Durch Eheschließungen beantworteten ihre Nachfahren die nationale Frage überaus unterschiedlich.
Zusammenhalt
„Als Familie aber hielten die Meyhoffs zusammen“, betont Peder Meyhoff.
Die Beerdigung seines Großvaters in Hadersleben sei eines jener Ereignisse gewesen, die auf ihn einen tiefen Eindruck hinterlassen und ihn veranlasst hätten, sich intensiv mit den komplizierten Verhältnissen seiner Familiengeschichte zur nationalen Frage zu befassen, so Meyhoff.
Trauerfeier in Hadersleben
Die Trauerzeremonie wurde in der Domstadt auf Deutsch abgehalten:
„Das hat mich überrascht. Ich wusste zwar, dass mein Großvater aus Hamdorf bei Rendsburg stammt, habe aber nie darüber nachgedacht, dass er deutscher Gesinnung gewesen sein könnte, zumal ich stets dänisch mit ihm gesprochen habe, ihn „Bedstefar“ und nicht Opa nannte.“
Er selbst, sagt Meyhoff, sei in Nordseeland aufgewachsen – weit weg von Hadersleben. Erst später sei ihm klar geworden, dass sein Vater Nordschleswig verlassen habe, weil die nationalen Spannungen der 30er Jahre auch für seine Familie Folgen gehabt hätten.