Camping-Boom

Mit dem Wohnmobil durch Dänemark: Was ist erlaubt und was nicht?

Mit dem Wohnmobil durch Dänemark: Was ist erlaubt und was nicht?

Dänemark mit dem Wohnmobil: Was ist erlaubt und was nicht?

Röm/Rømø
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Das Wildcampen klingt nach Abenteuer und Freiheit, kann in Dänemark aber unschöne Folgen haben. Foto: DFAC

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Immer mehr Menschen haben während der vergangenen Monate in ein Wohnmobil investiert. Der entstandene Camping-Hype macht sich in Dänemark nicht nur durch ausgebuchte Camping- und Stellplätze bemerkbar, sondern auch durch Wohnmobil-Verreisende, die in der freien Natur und auf öffentlichen Parkplätzen übernachten. Doch ist das überhaupt erlaubt?

Die Caravaning-Branche hat durch die Corona-Pandemie einen enormen Schub bekommen. Die Urlaubsgewohnheiten vieler Menschen haben sich verändert, und wer derzeit ein Wohnmobil kaufen will, muss sich auf lange Wartezeiten einstellen. Auch viele junge Paare haben den Campingurlaub für sich entdeckt und träumen von einem Urlaub auf vier Rädern voller Freiheit, Spontanität und Flexibilität. Doch welche Arten der Übernachtung sind in Dänemark eigentlich mit einem Wohnmobil erlaubt, und in welchen Fällen ist mit Bußgeldern zu rechnen?

Wohnmobil-Hype auch in Nordschleswig spürbar

Laut „Danmarks Statistik“ wurden in Dänemark beim Verkauf neuer Wohnmobile im Jahr 2021 Rekordzahlen erzielt, im Vergleich zum Vorjahr gab es einen Anstieg von 31 Prozent. Auch in Nordschleswig ist der Wohnmobil-Hype deutlich zu erkennen. Vor wenigen Tagen erst hat der Wohnmobilstellplatz „Oasen“ im Süden von Röm (Rømø) die 30.000-Gäste-Marke allein für dieses Jahr überschritten – ein absoluter Rekord.

Doch nicht nur auf Camping- und Stellplätzen, sondern auch in zuvor kaum berührter Natur stauen sich inzwischen immer mehr Reisemobile.

Ich finde das nicht in Ordnung, dass Leute in Wohnmobilen frei übernachten, wo sie wollen. Es gibt doch auch sonst niemanden, der gratis Ferien machen kann.

Hanne Hansen, Besitzerin des Wohnmobilstellplatzes „Oasen“ auf Röm

Die Kommunen kommen angesichts des Camping-Booms mit der Errichtung neuer Stellplätze kaum hinterher, und auf der Suche nach dem freien Camper-Leben mögen sich nicht alle Urlauberinnen und Urlauber zwischen die weißen Wände anderer Wohnmobile quetschen. Manche Camperinnen und Camper wollen lieber in die freie Natur ausweichen und auf Wiesen, an Waldrändern oder idyllischen Strand- und Wanderparkplätzen übernachten.

 

Im Sommer stehen Wohnmobile auf vielen Campingplätzen eng an eng. Foto: DFAC

Wildcampen kann Bußgelder verursachen

Das Wildcampen ist in Dänemark jedoch grundsätzlich nicht erlaubt und kann zu Bußgeldern in Höhe von 510 Kronen führen. Nur auf ausgewiesenen Camping- und Stellplätzen ist das „Campen“ mit dem Wohnmobil gestattet. Jedoch gibt es eine Sonderregel, denn das „Ausruhen“ auf öffentlichem Boden ist im Wohnmobil für eine Nacht (und nicht länger) überall dort gestattet, wo keine Verbotsschilder vorhanden sind. Diese „Fahrtunterbrechung“ darf aber offiziell nur der Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit dienen. Darüber hinaus ist hierbei kein „Camping-Verhalten“ erlaubt, wie Knud Reinholdt, Leiter der Verkehrsabteilung bei der Polizei für Südjütland und Nordschleswig, berichtet.

„Ausruhen" zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit erlaubt

„Wir unterscheiden, ob gecampt oder eine Rast gemacht wird. Bei einer Rast ist es nicht gestattet, seine Campingsachen auszubreiten und Stühle, Tische oder Auffahrkeile herauszuholen. Zum Ausruhen braucht man nur ein paar Stunden und nicht mehrere Tage, ehe die Fahrt fortgesetzt werden kann“, meint Reinholdt, laut dem sich die Polizei aber in erster Linie um Verkehrssicherheitsmaßnahmen kümmert und nicht um gewöhnliche Parkverstöße.

Das Aufschlagen eines Lagers ist nur auf Campingplätzen erlaubt. Foto: Niels Ahlmann Olesen/Ritzau Scanpix

Für die Vergabe der Strafzettel sind hingegen die Parkplatzwächterinnen und -wächter der jeweiligen Kommune verantwortlich. In den Kommunen Tondern (Tønder), Apenrade (Aabenraa) und Sonderburg (Sønderborg) ist dies die Aufgabe der „Parkeringskontrol Syd“.

Kommunen erhalten wenige Klagen 

„Wir kontrollieren sowohl auf öffentlichen Parkplätzen als auch in Fällen, wo jemand eine Anzeige macht, weil ein Wohnmobil seit mehreren Tagen an derselben Stelle oder an einem Ort mit Parkverbot steht. Gerade jetzt hat sich zum Beispiel die Kommune Tondern an uns gewandt und uns gebeten, nach Röm zu fahren, um dort nach dem Rechten zu sehen. Davor gab es ein Problem mit einigen Wohnmobilen auf dem Parkplatz vor dem Sonderburger Schloss. Grundsätzlich haben wir aber in den vergangenen Monaten keine große Menge und auch nicht mehr Anzeigen aufnehmen müssen als zuvor“, sagt Lars Barsballe, Abteilungsleiter der kommunalen Verwaltung für Projekte und Anlagen in Sonderburg.

Wildcampende auf Röm trotz strenger Verbote

Auf Röm ist für Wohnmobilfahrerinnen und -fahrer seit 2016 nur noch das Übernachten auf Camping- und Wohnmobilstellplätzen gestattet. Auch die Rast ist hier im Wald oder am Strand über Nacht verboten. Dennoch gibt es im Sommer immer wieder Wohnmobile, die abends verbotenerweise in den Dünen des Autostrandes stehen bleiben. Dies ärgert Hanne Hansen, die Besitzerin des Wohnmobilstellplatzes „Oasen“ auf Röm.

Röm ist die beliebteste Urlaubsdestination Nordschleswigs. Foto: DN-Archiv

„Ich finde das nicht in Ordnung, dass Leute in Wohnmobilen einfach frei übernachten, wo sie wollen. Es gibt doch auch sonst niemanden, der gratis Ferien machen kann. Ich kann auch nicht einfach in ein Hotel gehen und dort alles gratis bekommen. Eine solche Einstellung zu haben, finde ich verkehrt. Zumindest sollten immer erst Campingplätze aufgesucht werden, solange es noch freie Plätze gibt“, meint Hansen, laut der „Parkeringskontrol Syd“ bisher nicht entschlossen genug gegen Freicampende auf Röm vorgegangen ist.

Beim Verband „Danmarks Frie Autocampere“ (DFAC), der sich für zufriedene Wohnmobil-Camperinnen und -Camper einsetzt, sorgt das auf Röm geltende Übernachtungsverbot außerhalb der Campingplätze hingegen für Verwunderung.

DFAC beklagt Mangel an Stellplatzmöglichkeiten

„Auch auf Röm muss es mit Wohnmobilen geregelte Möglichkeiten geben, außerhalb der Campingplätze zu stehen. Wir sind auch gerne dazu bereit, hierfür zu zahlen. Für Wohnmobile gibt es aber außerhalb von Campingplätzen nicht genug verschiedene Übernachtungsangebote, denn an den meisten Orten sind wir unerwünscht. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass Wohnmobile überall dort parken können, wo es kleinere Personenautos auch dürfen“, erklärt der DFAC-Vorsitzende, Jørn Skou. In diesem Zusammenhang unterstreicht Skou gleichzeitig, dass es seinem Verband nicht darum geht, in Dänemark grundsätzlich frei parken zu können.

Laut Jørn Skou gibt es eine zu geringe Stellplatz-Auswahl für Wohnmobile. Foto: DFAC

„Wir haben Verständnis dafür, dass es Gegenden gibt, wo wir mit Wohnmobilen aus Rücksicht auf Anwohnerinnen und Anwohner oder aus Rücksicht auf die Natur nicht sein können. Wir wollen deshalb auch keineswegs, dass Wohnmobile auf Röm in den Dünen stehen dürfen“, sagt Skou, der mitbekommen hat, dass Bürgerinnen und Bürger in verschiedenen dänischen Facebook-Gruppen zuletzt ihren Ärger über große „Dickschiffe“ kundgetan haben, die in der ersten Reihe am Meer parken und Anwohnerinnen und Anwohnern dadurch die Sicht versperren.

Rücksichtnahme muss sein

„Wir sagen unseren Mitgliedern und anderen Wohnmobilfahrerinnen und -fahrern aus genau diesem Grund, dass sie sich zurückhalten müssen. Große Wohnmobile sollten auch auf öffentlichen Parkplätzen stehen dürfen, aber etwas weiter hinten, wo sie anderen nicht den Blick nehmen. Dann können die dort wohnenden Menschen auch weiterhin einen ungestörten Abendspaziergang machen und problemlos die Badebrücke nutzen“, so Skou.

Gerade angesichts des derzeitigen Camping-Booms wäre es laut dem DFAC-Vorsitzenden wichtig, dass Kommunen in Dänemark auch außerhalb der vollen Campingplätze noch mehr verschiedene Plätze zur Verfügung stellen, an denen das Übernachten mit Wohnmobilen erlaubt ist – ohne dass Anwohnerinnen und Anwohner ihre Nase rümpfen müssen.

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