Biologische Vielfalt

Naturbehörde: Bei Hoyer Erfolgsbilanz beim Vogelschutz

Naturbehörde: Bei Hoyer Erfolgsbilanz beim Vogelschutz

Naturbehörde: Bei Hoyer Erfolgsbilanz beim Vogelschutz

Hoyer/Højer
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Die Stelzenläufer könnten im Zuge der Klimaerwärmung Dänemark als Brutgebiet erobern. Ihre Beine sind bis zu 17 Zentimeter lang, bei einer Körperhöhe von bis zu 36 Zentimetern. Foto: Naturstyrelsen

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Im südlichen Margrethenkoog brütende Stelzenläufer begeisterten die Ornithologinnen und Ornithologen. Die vom Aussterben bedrohten Kampfläufer profitierten ebenso wie die Säbelschnäbler vom Schutzkonzept mit vernässten Marschwiesen in der Tonderner Marsch.

In diesem Jahr hat die staatliche dänische Naturbehörde „Naturstyrelsen“ den wissenschaftlichen Vogelkundler Henrik Haaning Nielsen der Firma Avifauna Consult damit beuaftragt, die Brutvogelbestände im Südteil des Margrethenkoogs bei Hoyer zu beobachten und zu registrieren.

Gezielte Vernässung günstig

Die Behörde hat kürzlich eine Erfolgsbilanz der von der Behörde durchgeführten Schutzmaßnahmen in dem zwischen 1978 und 1982 eingedeichten 470 Hektar großen Marschbereich vorgelegt. Infolge der gezielten Vernässung des unter Naturschutz stehenden Gebietes und der Anlage von Brutinseln sowie Abwehrmaßnahmen gegen Raubsäuger konnten wie in den Vorjahren Wiesenvogelarten wie Uferschnepfen, Rotschenkel, Säbelschnäbler und Austernfischer viele Junge großziehen.

Zur Futtersuche, bei der sie mit ihrem gebogenen Schnabel flaches Wasser durchsäbeln, fliegen die Säbelschnäbler ins Wattenmeer, an das der Margrethenkoog bei Hoyer grenzt. Foto: Volker Heesch

 

Besonders gut verlief die Brutsaison für die Säbelschnäbler. Sie waren 2022 mit 190 Brutpaaren vertreten. 2020 und 2021 waren es nur 80 beziehungsweise 89 Paare.

Stelzenläufer auf Nordexpansion

Es gab auch spektakuläre Brutvögel im Margrethenkoog. Drei Stelzenläufer, extrem langbeinige Watvögel, die bis vor wenigen Jahrzehnten in südlicheren Gefilden zu Hause waren, haben im südlichsten Bereich des Margrethenkoogs erstmals und sogar erfolgreich gebrütet. Drei Jungvögel sind registriert worden.

Im Flug ist sichtbar, dass die Beine der Stelzenläufer besonders lang sind. Ihr Schnabel ist dunkel gefärbt. Foto: Naturstyrelsen

 

2013 hatte die Vogelart bereits schon einmal in Nordschleswig im Kongsmoor (Kongens Mose) bei Drawitt (Draved) gebrütet, allerdings ohne erfolgreiche Jungenaufzucht. Die früher nur im Mittelmeerbereich vorkommenden Stelzenläufer sind seit einigen Jahrzehnten vermehrt an der französischen Atlantikküste heimisch. Das wärmere Klima sorgt offenbar für eine weitere Ausdehnung der Art Richtung Norden. Im Herbst verlassen die Stelzenläufer ebenso wie die Säbelschnäbler nördliche Gefilde.

Einst häufigere Arten nutzen Schutzgebiet

Erfreulich ist nach Angaben der Vogelschützerinnen und -schützer, dass im Bereich des Margrethenkoogs, wo ab 2004 auch der Nordteil in ein Naturschutzgebiet umgewandelt wird, die landesweit immer selteneren Kiebitze ebenso wie die lange Zeit überall häufigen, inzwischen aber auch im Bestand abnehmenden Rotschenkel, Austernfischer und Uferschnepfen vom Schutzkonzept profitieren. Der nördlich Koogsbereich soll künftig zugleich dem Hochwasserschutz im Bereich der Wiedau (Vidå) dienen. 

Die Uferschnepfen sind in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft verdrängt worden. Die hübschen Vögel fühlen sich im renaturierten südlichen Margrethenkoog wohl. Ihr Ruf ist im Frühjahr weithin zu hören. Foto: Volker Heesch

 

Als weiterer Erfolg gilt die erneute Beobachtung von Kampfläufern als Brutvögel im Margrethenkoog. Die sowohl in Deutschland als in Dänemark lange akut vom Aussterben bedrohte Wiesenvogelart hat wie im Vorjahr im Margrethenkoog gebrütet.

Extra-Schutz für Kampfläufer

Seit einigen Jahren war die Art, bei der die Männchen im farbenprächtigen Gefieder auffallende Balz-„Kämpfe“ ausfechten, im benachbarten Rickelsbüller Koog eben südlich der deutsch-dänischen Grenze wieder als Brutvogel heimisch geworden. Dort hatte die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein Flächen gegen Füchse und andere Raubsäuger gesichert. Die Maßnahmen werden nun auch in Dänemark kopiert.

Die Männchen der Kampfläufer besitzen in der Brutzeit ein auffälliges Gefieder. Die Weibchen ähneln eher üblichen Watvögeln. Foto: DOF

 

Im Margrethenkoog waren seit 2021 bereits Brutinseln mit Elektrozäunen gegen Füchse und Marderhunde verbarrikadiert worden. Im Margrethenkoog, wo die Kampfläufer jahrelang nur als Durchzügler zu sehen waren, besteht die Hoffnung auf die Etablierung eines größeren Bestandes.

Im Margrethenkoog war dieser Kampfläufer 2022 fotografiert worden. Foto: Naturstyrelsen

 

Nachdem die Pläne, direkt am Südbereich des Margrethenkoogs eine Vogelbeobachtungsanlage zu errichten, zu den Akten gelegt worden sind, soll ein Beobachtungsort am nördlichen Koogsbereich geschaffen werden, der in Regie der Stiftung „Den Danske Naturfond“ ab 2024 in ein Naturparadies  verwandelt wird. Der Standort für eine Beobachtungsstation im südlichen Koogsgebiet war von Anwohnenden und vom Deichverband abgelehnt worden, weil die Zugangsstraßen nicht für mehr Autoverkehr geeignet sind, Parkplätze Wiesenland zerstört hätten und der Deich von 1861 als zweite Deichlinie beschädigt worden wäre.      

Vogelvielfalt im ganzen Jahr

Im Margrethenkoog sind auch außerhalb der Brutsaison sehr viele Vögel zu sehen. Große Schwärme von Gänsen, Schwänen und Enten finden dort Platz zum Rasten und Fressen. Auch Bekassinen, Große Brachvögel und Goldregenpfeifer, die meist aus nördlichen Brutgebieten in der kalten Jahreszeit abziehen, nutzen die Tonderner Marsch zum Überwintern. Nur bei strengem Frost ziehen sie weiter südwärts.

Diese vier Seeadler ruhten sich im vergangenen Sommer im Margrethenkoog aus. In den Wintermonaten sind oft mehr als zehn gleichzeitig zu sehen. Sie finden angesichts riesiger Vogelschwärme Futter auch unter verendeten Tieren. Foto: Volker Heesch

 

Sehr gut zu sehen sind auch Seeadler, die Beute unter den vielen Rastvögeln finden. 

 

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