Natur und Umwelt

Löschschaum vergangener Tage im Fokus

Löschschaum vergangener Tage im Fokus

Löschschaum vergangener Tage im Fokus

Tingleff/Tinglev
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Löschschaum bei einer Darbietung in der Tingleffer Bereitschaftsschule. Schaum vergangener Tage enthielt schädliche Substanzen. Foto: kjt (Archiv)

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Vor Jahren bei Korsør in einer Feuerwehrschule verwendeter Löschschaum steht im Verdacht, Wasser und Weideflächen mit schädlichen Stoffen verunreinigt zu haben. In Tingleff gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Technische Bereitschaftsschule die Umgebung mit Schadstoffen belastet hat.

Gibt es in und um Tingleff ein Umweltproblem wegen des Einsatzes von Löschschaum bei früheren Übungen auf dem Gelände der Technischen Bereitschaftsschule? 

Diese Frage drängt sich nach aktuellen Medienberichten auf, wonach bei Korsør im Abwasser, auf Weideflächen und sogar in Rindfleisch erhöhte Mengen des gesundheitsschädlichen Stoffs PFOS (Perfluoroktansäure) gemessen wurden. Es handelt sich um eine Untergruppe der Industriechemikalien „Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen" (PFAS), die sich in der Natur nur sehr langsam abbauen.

Die in Korsør nachgewiesenen Substanzen stammen offensichtlich von Löschschaum einer dort ansässigen Feuerwehrschule und sollen das Risiko einer Krebserkrankung erhöhen.

Rückstände des Schaums, der laut des Berichts von „TV2 Øst“ bis 2008 bei Übungen eingesetzt wurde, gelangte in einen Wasserlauf in unmittelbarer Nähe von Weideflächen.

Reaktion der betroffenen Kommune

Die Kommune Slagelse hatte das Problem bereits im Februar bekannt gegeben und Maßnahmen erläutert, nachdem die erhöhten Werte kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres festgestellt worden waren.

Die bedenklichen Werte tauchten trotz der langen Zeitspanne zum letzten Einsatz von Löschschaum mit PFOS auf und versetzten Behörden, Landwirte und Verbraucher in Alarmbereitschaft.

Auch in der Technischen Bereitschaftsschule in Tingleff ist früher solch ein Löschschaum bei Übungen zum Einsatz gekommen. 

Anzeichen dafür, dass der Schaum in den nahe gelegenen Bach „Uge Bæk“ und auf angrenzende Areale gelangt ist, seien ihm nicht bekannt, sagt Martin Thomsen, Chef der Tingleffer Bereitschaftsschule, die in erster Linie leitendes Feuerwehrpersonal ausbildet.

„Wir verfügen über ein geschlossenes Abwasser- und Klärsystem und achten darauf, dass Löschwasser nicht an unserer Anlage vorbeiläuft“, so der Schulchef zum heutigen System.

 

In der Nähe der Bereitschaftsschule in Tingleff fließt der Bach „Uge Bæk“. Foto: kjt

 

Löschschaum mit PFOS oder ähnlichen schädlichen Stoffen ist seit Jahren verboten. „Heutiger Löschschaum wird bei uns auch nur ganz wenig und mit großer Vorsicht eingesetzt“, so Thomsen.

Dass die Schule vor Jahrzehnten, als der besagte Schaum noch zulässig war, womöglich eine Überschreitung von Grenzwerten verursacht hat, bezweifelt Martin Thomsen.

„Die Liegenschaftsbehörde (Ejendomsstyrelsen, red. Anm.) hat auf unserem Gelände Bohrungen und Messungen vorgenommen. Wenn bei den Werten etwas auffällig gewesen wäre, hätten wir es mit Sicherheit erfahren“, so Thomsen. 

Er geht davon aus – und hofft –, dass die Verunreinigung in Korsør ein Sonderfall ist.

„Der Nordschleswiger“ hat die Behörde um die Messdaten in Tingleff gebeten. Eine Rückmeldung steht noch aus.

In der Ruinenstadt der Bereitschaftsschule werden hin und wieder auch Löscheinsätze trainiert. Foto: kjt

Die Umweltabteilung der Kommune Apenrade (Aabenraa) nimmt routinemäßig keine Proben von Wasserläufen, geschweige denn von Weideflächen vor. Das geschehe normalerweise nur in Ausnahmefällen und erst nach akutem Verdacht. 

Gewässer- und Bodenüberwachung liegen in der Zuständigkeit der staatlichen Umweltbehörde „Miljøstyrelsen“, so Barbara Frenzel, Abteilungsleiterin der kommunalen Umwelteinheit.

Auch sie vermutet, dass es sich beim Problem in Korsør um einen Sonderfall handelt.

Problem im Auge behalten

Man werde das mögliche Problem mit Rückstanden von Löschschaum vergangener Tage nichtsdestotrotz im Auge behalten und natürlich auf Rückmeldungen und Anweisungen der staatlichen Stellen reagieren, sollte da etwas kommen, so die Abteilungsleiterin.

Vor drei, vier Jahren hatte ich bereits etwas darüber gelesen, dass alter Löschschaum von Feuerwehrschulen ein Umweltproblem darstellen kann. Seitdem achten wir besonders auf den Wert von Substanzen, die in solchem Löschschaum enthalten waren.

Thomas Muntzeck

PFOS-Werte im Tingleffer Abwasser, das in die Kläranlage in Gaardeby fließt, liegen nicht vor. Auf diesen Stoff werde das Ab- und Klärwasser bei den Routinemessungen nicht überprüft, teilt die Versorgungsgesellschaft „Arwos“ auf Anfrage mit. 

Das hänge damit zusammen, dass es sich ausschließlich um sanitäres Wasser handelt. Das Ab- und Löschwasser der Bereitschaftsschule fließt in ein eigenes System.

Unbedenkliche Trinkwasserwerte

Erhöhte PFOS-Konzentrate im Trinkwasser können ausgeschlossen werden. Laut Thomas Muntzeck, Betriebsleiter des Tingleffer Wasserwerks, liegt der PFOS-Anteil unter dem Messbaren. 

„Unsere Bohrungen sind relativ neu und bis zu 220 Meter tief. Das Wasser ist sehr gut geschützt“, so Muntzeck.

Er hat nicht nur aus aktuellem Anlass ein Auge auf Rückstände von früherem Löschschaum. „Vor drei, vier Jahren hatte ich bereits etwas darüber gelesen, dass alter Löschschaum von Feuerwehrschulen ein Umweltproblem darstellen kann. Seitdem achten wir besonders auf den Wert von Substanzen, die in solchem Löschschaum enthalten waren. Zum Glück hat es keine verdächtigen Werte gegeben“, sagt der Betriebsleiter.

Er habe keine Bedenken, was das Trinkwasser angeht. „Ich kann auf jeden Fall gut schlafen“, so Muntzeck. 

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