Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Atomkraftwerke-Bauschutt: Bürgermeister schaltet Umweltministerin Wermelin ein

Akw-Schutt: Bürgermeister schaltet Umweltministerin ein

AKW-Schutt: Bürgermeister schreibt Umweltministerin

Pattburg/Harrislee
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Die vom Unternehmen Balzersen betriebene Deponie in Nachbarschaft zur deutsch-dänischen Grenze hat schon früher die Grenznachbarschaft gestört. Foto: sh.z/Markus Dewanger

Thomas Andresen hat das Ministerium in Kopenhagen um Vermittlung direkter Kontakte zu Behörden in Schleswig-Holstein gebeten. Oberster Vertreter der Kommune Apenrade hat volles Vertrauen in deutsche Sicherheitsgutachten zur möglichen Lagerstätte für gering verstrahltes Abrissmaterial.

Der Apenrader Bürgermeister Thomas Andresen hat nach der Sitzung des Ökonomieausschusses des örtlichen Kommunalparlaments mitgeteilt, dass er in einem Brief an das dänische Umweltministerium in Kopenhagen um die Vermittlung direkter Kontakte zu den Behörden des Landes Schleswig-Holstein wegen der möglichen Einlagerung von Bauschutt aus den zum Abriss vorgesehenen Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel in der Deponie Harrislee unmittelbar südlich der deutsch-dänischen Grenze bei Pattburg gebeten habe.

Kontakt nach Kiel angestrebt

Andresen berichtete, dass über Umweltministerin Lea Wermelin (Sozialdemokraten) zunächst das deutsche Bundesumweltministerium eingeschaltet werde. Das werde dann das Umweltministerium in Kiel kontaktieren. Andresen wies darauf hin, dass die deutschen Grenznachbarn im Zuge der nach EU-Vorschriften geltenden Espoo-Konvention über die staatliche dänische Umweltbehörde Miljøstyrelsen bei Vorhaben wie in Harrislee eingeschaltet werden. Das war im Fall der als Lagerstätte für sogenannten freigemessenen Bauschutt vorgesehenen Deponie des Unternehmens Balzersen auch im Jahr 2017 geschehen, als die dortige Lagerstätte erweitert werden sollte.

Warten auf Antwort

„Ich warte jetzt auf eine Antwort“, so Thomas Andresen, der von einem längeren Dienstweg seiner an die Behörden in Kiel gerichteten Anfragen ausgeht. Der Apenrader Bürgermeister unterstrich, dass er volles Vertrauen in die Sicherheitsvorgaben der schleswig-holsteinischen Behörde hinsichtlich denkbarer Gefahren durch radioaktive Strahlung des Bauschutts aus den Atomkraftwerken habe. Er betonte, dass er Einsicht in Gutachten unter anderem des zuständigen Tüvs nehmen konnte. „Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit funktioniert hier hervorragend“, so Andresen.

Apenrade unterstützt deutsche Kommunen

In jüngster Zeit bestand diese aber in erster Linie darin, dass Apenrade die Nachbarkommunen Harrislee und Flensburg in deren Ablehnung der Einlagerung des Atomkraftwerk-Bauschutts unterstützt. Bei einer Demonstration am 1. Oktober an der Grenze am Ochsenweg in Pattburg (Padborg) hatten Bürger aus Deutschland und Dänemark gemeinsam gegen die Deponierung des Bauschutts aus Atomkraftwerken protestiert. Die Deponie des Unternehmens Balzersen liegt besonders nah an einem Ortsteil Pattburgs, der bis in Grenznähe reicht. Schon vor Jahrzehnten hatte es dort Protest gegen die Deponie an der Grenze gegeben, als dort große Mengen Müll zwischengelagert werden sollten.

 

Die Lagerung von Schutt aus Atomkraftwerken stößt zu beiden Seiten der Grenze auf Ablehnung. Foto: DN

 

Die Bürgerinitiative in Harrislee, die sich gegen die Lagerstätte der laut Behördeneinschätzung ungefährlichen Hinterlassenschaft der schleswig-holsteinischen Atomkraftwerke richtet, war bis vor Kurzem davon ausgegangen, dass eine Einlagerung am grenznahen Standort vom Tisch sei. Eine Rolle spielt der Landtagsbeschluss, dass eine Einlagerung des Materials auch gegen den Willen der Anwohner angeordnet werden kann. Unterstützung haben die Grenzkommunen in der Ablehnung der Deponierung des Kraftwerkmülls vom Vorstand der deutsch-dänischen Region Sønderjylland-Schleswig erhalten. Für die dänischen Umweltbehörden ist der Fall auch vor dem Hintergrund brisant, dass es seit Jahren nicht gelungen ist, eine Lagerstätte für den „Schrott“ des atomaren dänischen Forschungsreaktors Risø zu finden. Keine dafür infrage kommende Kommune in Dänemark meldete Interesse an.

Anmerkung der Redaktion: Die Bürgerinitiative in Harrislee hat mitgeteilt, dass sie nicht davon ausgegangen sei, das Thema AKW-Bauschutteinlagerung in Harrislee sei „vom Tisch“ gewesen.   

 

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