Landwirtschaft

Ausgenutzt: Ukrainische Landarbeiter müssen Teil des Lohns zurückzahlen

Ausgenutzt: Ukrainische Landarbeiter müssen Teil des Lohns zurückzahlen

Ausgenutzt: Landarbeiter müssen Teil des Lohns zurückzahlen

hm/Jydske Vestkysten
Tingleff/Tinglev
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Um den Mindestlohn zu umgehen, kommt es laut Gewerkschaftsblatt 3F vor, dass Schweinzüchter ukrainische Landarbeiter auffordern, einen Teil des Lohns zurückzugeben. Die Züchter sitzen am längeren Hebel. (Symbolfoto) Foto: Ida Guldbæk Arentsen/Ritzau Scanpix

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Gesetzliche Bestimmungen sollen einerseits dafür sorgen, dass für die Landwirtschaft genug Mitarbeiter zur Verfügung stehen, anderserseits stellen sie sicher, dass es kein Lohndumping gibt. Ein Tingleffer Landwirt hat sich laut Gewerkschaftszeitung 3F etwas Besonderes einfallen lassen um weniger zu zahlen. Laut 3F kein Einzelfall.

Wie die Zeitung „Jydske Vestkysten“ berichtet, werden in Dänemark landwirtschaftliche Mitarbeiter aus der Ukraine jeden Monat aufgefordert, einen großen Teil ihres Lohns dem Arbeitgeber zurückzugeben, damit sie ihren Job behalten und ihr Aufenthaltsrecht in Dänemark nicht verlieren.

Die Zeitung bezieht sich auf Enthüllungen des Gewerkschaftsblatts „Fagbladet 3F". Letzteres hatte verdeckt Videos aufgenommen, die durch Tonaufzeichnungen der geschädigten landwirtschaftlichen Mitarbeiter komplettiert wurden. Mehrere ukrainische Staatsbürger bestätigen, dass diese Machenschaften auf dänischen Höfen gängig seien.

„Fagbladet 3F" schildert laut „Jydske Vestkysten" den Fall eines Ukrainers, der in Tingleff (Tinglev) auf dem Hof eines Schweinezüchters tätig war und im Zeitraum von zweieinhalb Jahren nach eigener Aussage 102.000 Kronen dem Landwirt vom Lohn zurückgeben musste. Eine „Rückzahlung“ nahm „Fagbladet 3F“ mit verdeckter Kamera auf.

Viele Ukrainer in der Landwirtschaft

Laut „Jydske Vestkysten“ sind ukrainische Arbeitnehmer in dänischen Kuh- und Schweineställen sehr präsent. Die Zahl der ausländischen Futtermeister (fodermester)  hat sich von 2011 mit 360 Personen auf 2.961 im Jahr 2020 verachtfacht. 97 Prozent, also fast alle, stammen aus der Ukraine.

Gesetzliche Bestimmungen sollten einerseits dem Wunsch der Landwirtschaft nach ausländischen Arbeitskräften entgegenkommen, andererseits durch Mindestlöhne Lohndumping verhindern. 3F berichtet nun unter Berufung auf ukrainische Landarbeiter, dass es in Dänemark eine verbreitete Praxis sei, über „Rückzahlungen“ den Mindestlohn zu umgehen. Einen späteren Nachweis dieser Zahlungen der Landarbeiter an den Hofbetreiber sei schwer, da sie bar erfolgten, so „Fagbladet 3F“. 

Gegenüber „Fagbladet 3F“ wollte sich der Landwirt aus Tingleff  nicht zu der Sache äußern.

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