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Rikke singt, wie ihr æ Schnabel in Blans gewachsen ist

Rikke singt, wie ihr æ Schnabel in Blans gewachsen ist

Rikke singt, wie ihr æ Schnabel in Blans gewachsen ist

Blans
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Blans – die in Liedern besungene Heimat von Sängerin Rikke Thomsen Foto: Anna Marín

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Musikerin Rikke Thomsen ist in dem kleinen Dorf Blans aufgewachsen. Ihre Liebe zur Heimat verarbeitet sie singend mit viel Dialekt, Humor und Melancholie und ist dafür im ganzen Land bekannt. Ob sie von ihrer Musik mittlerweile leben kann, verrät Rikke Thomsen im Interview.

Am 22. Oktober erscheint Rikke Thomsens zweites Album „Opland“. Kurz bevor es mit Konzerten und Release-Terminen so richtig los geht, gönnt sich die 30-Jährige einen Sonnenurlaub auf der Insel Madeira. „Der Nordschleswiger“ erreicht Rikke Thomsen in Porto Santo zum Telefoninterview.

In ihrem neuen Musikvideo zum Lied „Ballebrovej 2“ fährt Rikke Thomsen in einem alten Käfer rund um Blans. Mit einem „Wunderbaum“ am Rückspiegel und der Gitarre auf dem Rücksitz reist sie mit „Mojn-Asta“ durch das kleine Dorf am Alsen Fjord.

Vorbei am Fähranleger Ballebro, vorbei am Kaufmann, vorbei an der Dorfschule. Vorbei an Rikke Thomsens Kindheit. Durch Blans, „hvo æ vej den een'e blind å Ballebrovej 2“, wo eine Sackgasse Heimat bedeutet.

Deine Single-Auskopplung „Ballebrovej 2“ hat auf YouTube bislang rund 14.000 Aufrufe und Dutzende Kommentare. Hat das Lied einen besonderen Nerv getroffen?

„Das Lied ist einfach anders. Alleine schon die Länge ist mit knapp sechs Minuten nicht gerade normal. Es zeigt, wie viel mir meine Heimat bedeutet. Die vielen Reaktionen und die Aufrufe haben mich wirklich überrascht. Das Lied macht etwas mit den Leuten. Es berührt, weil es Kindheit und Heimat thematisiert.“

Rikke Thomsens neues Album ist am 22. Oktober 2021 erschienen. Foto: Anna Marín

Du singst über den ganz normalen Alltag in deiner Kindheit, in einem kleinen Dorf rund um den Jahrtausendwechsel. Das Lied wirkt wie eine Hymne an die Heimat. War es das, was du damit ausdrücken wolltest?

„Ja, genau das. Es ist eine Liebeserklärung von meiner Seite an die Kindheit von damals. Ein Tribut an eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Ort.“

Du singst in dem Lied auch von einer Nachbarin, die sich bei euch beschwert, weil die Hecke nicht geschnitten ist und sie deshalb nicht mehr sehen kann, was bei euch vor sich geht. Das sind auch Anekdoten aus einem Dorfleben, das nicht immer einfach war, oder?

„Ich denke für die meisten Menschen gilt, dass die Kindheit nicht immer nur toll war. Und das gilt auch für das Dorfleben. Ich erinnere mich noch genau, wie unsere Nachbarin meine Mutter um ein Gespräch bat. Sie war total irritiert darüber, wie hoch unsere Hecke war. So könne sie ja nicht mehr mitkriegen, was bei uns vor sich geht. Eigentlich ganz schön mutig, sowas zuzugeben! Aber ja, auch das war das Dorfleben. Die Welt ist nicht sonderlich groß, und daher nimmt man besonders Anteil am Leben der anderen.“

Du hast dir 2019 mit deinem Album „Omve`n Hjemve“ einen Namen als Musikerin gemacht und bist im ganzen Land bekannt geworden. Kannst du mittlerweile von deiner Musik leben?

„Ja, seit 2019 ist es mir möglich, Vollzeit-Musikerin zu sein. Darüber bin ich noch immer total glücklich und stolz darauf. Ich habe ein Publikum, das total treu ist und zu meinen Konzerten kommt, das CDs kauft und mich total unterstützt. Nur so ist es möglich.“

Rikke Thomsen

  • 23. Dezember 1990 auf Grönland geboren
  • Aufgewachsen in Blans
  • Abitur am Dronninglund Gymnasium in Nordjütland
  • 2013 bis 2016 Ausbildung am Det Jyske Musikkonservatorium in Aalbog zum Cand. Musicae in Gesang und Gitarre
  • 2019 erscheint das Album „Omve`n Hjemve“ mit sechs Liedern auf Sønderjysk.
  • Rikke Thomsen erhält 2019 den Preis der „Modersmål-Selskabet“ für ihre Lieder in Dialekt.
  • Das neue Album „Opland“ erscheint am 22. Oktober mit zehn Liedern auf Sønderjysk. Bereits veröffentlicht sind die Single-Auskopplungen „Ballade“, „Vovsen“ und „Ballebrovej 2“.

Womit verdienst du in Zeiten von Streaming und YouTube dein Geld als Musikerin?

„Meine Zielgruppe ist etwa 30 oder 40 und aufwärts. Da wollen richtig viele noch CDs kaufen. Und daher wollte ich auch richtige CDs herausgeben, auch auf Vinyl kann man meine Alben kaufen. Das hat so etwas Zeitloses! Aber das meiste Geld verdient man tatsächlich über die Tourneen und Konzerte, über die Live-Auftritte. Streaming spielt bei mir noch nicht die große Rolle, da bin ich aber auch vertreten, einfach um verfügbar für neues Publikum zu sein.“

In Kürze erscheint mit „Opland“ dein zweites Album. Drei Singles daraus hast du bereits veröffentlicht, sieben Lieder lernen deine Fans am 22. Oktober kennen. Hat sich der Stil im Vergleich zu „Omve`n Hjemve“ verändert?

„Meine erste Platte, das war einfach nur ich. Mit Gitarre und Gesang und Liedern über die Heimat. Das neue Album hingegen ist ganz eindeutig vom Sound der 1980er geprägt! Die zehn Lieder sind aber auch wieder alle auf Sønderjysk, das ist gleichgeblieben.“

Das Titelbild der neuen CD „Opland“ Foto: Rikke Thomsen / Opland

In welcher Form wirst du dein neues Album am 22. Oktober vorstellen?

„Ich gebe am 22. Oktober ein Konzert im Sønderborghus, das ausverkauft ist. Am 23. Oktober gibt es ein Konzert in Kopenhagen, da gibt es noch freie Plätze. In Woche 43 gibt es dann verschiedene CD-Release-Termine und kleinere Konzerte, mit der Möglichkeit für einen Schnack.“

Eine letzte Frage: Wer sitzt eigentlich bei dir mit im Auto, als du im Musikvideo durch Blans fährst?

„Das ist Asta, oder wie wir sie nennen: Mojn-Asta.  Eine Persönlichkeit aus Nordschleswig, die sich unwahrscheinlich für unseren Dialekt starkmacht. Sie hat unter mojnasta.dk eine eigene Internetseite. Asta ist mit meinen Großeltern befreundet und da habe ich sie einfach gefragt, ob sie mitwill. Und sie wollte. Die Dreharbeiten zum Musikvideo waren klasse. Ich war von morgens bis abends in Blans. Es war lange her, dass ich mal einen ganzen Tag in Blans war. Ich habe das voll genossen.“

Alle Konzerte und Termine sind auf Rikke Thomsens Facebook-Seite einzusehen: www.facebook.com.

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