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Warum René, Elke und Peter bei der Als Revyen mitmachen

Warum René, Elke und Peter bei der Als Revyen mitmachen

Warum René, Elke und Peter bei der Als Revyen mitmachen

Augustenburg/Augustenborg
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René Johannsen ist einer von 45 freiwilligen Akteurinnen und Akteuren, die bei der Als Revyen mitmachen. Hier sitzt er kurz vor der Generalprobe 2023 in der Maske. Foto: Sara Eskildsen

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Die Als Revyen feiert Freitagabend Premiere. „Der Nordschleswiger“ hat bei der Generalprobe einen Blick hinter die Kulissen geworfen. Und bei den Ehrenamtlichen backstage nachgefragt, warum sich bei der Revue einspannen lassen.

Was den Deutschen ihre Laienspielgruppe, ist den Menschen in Dänemark ihre Revue. Ob Stadt, Ort oder Dorf – im ganzen Land gibt es Revue-Vereine, die einmal im Jahr eine Vorstellung auf die Bühne bringen.

Die Revue-Teams im Land halten der Gesellschaft den Spiegel vor. Mit Satire, Sarkasmus und Witz werden in der Regel Lokalpolitik, die dänische Regierung und gesellschaftliche Phänomene durch den Kakao gezogen und karikiert.

„Gas, Gys & Galskab“ in Augustenburg

Die Corona-Pandemie hat viele kleine Revuegruppen die Existenz gekostet, doch in Augustenburg hat die Als Revyen überlebt.

Am Freitag feiert das aktuelle Stück „Gas, Gys & Galskab“ in den Augustenborghallen Premiere. Aus diesem Anlass hat „Der Nordschleswiger“ die Generalprobe besucht und bei den Ehrenamtlichen nachgefragt, was so besonders an einer lokalen Revue ist. Warum engagieren sie sich Hunderte Stunden im Jahr für die Als Revyen?

 

Der 39-jährige Darsteller fährt für jede Probe von Klipleff nach Augustenburg. Foto: Sara Eskildsen

René Johannsen ist erst vor anderthalb Jahren zur Als Revyen gestoßen. Mit seiner Ausstrahlung und Wandelbarkeit ist der Zwei-Meter-Mann ein markanter Darsteller der Show.

Warum macht er mit? „Ich hab mich immer schon für Revue und Unterhaltung begeistert. Ich bin mit einer Mutter aufgewachsen, die auch Revue gespielt hat, das war bei uns zu Hause in Klipleff. Ich bin sozusagen in ihre Fußspuren getreten.“

Elf Jahre lang hat der 39-Jährige in Klipleff (Kliplev) bei der Revue mitgespielt, 2022 stand er erstmals für die Als Revyen auf der Bühne. „Ich hatte gelesen, dass sie neue Mitspieler suchen, und da habe ich mich gemeldet.“ Für die Proben und die Vorstellungen fährt er 40 Kilometer pro Strecke. Ein Opfer, das das Bühnenleben wieder wettmacht, sagt er.

René ist Höhlenmensch, Puppenspieler, Jäger und Angler

In 19 Szenen steht René Johannsen auf der Bühne. Er ist Höhlenmensch und Puppenspieler, Jäger, Angler und vieles mehr. Das Auswendiglernen des Textes schlucke viele, viele Stunden, so der Darsteller. „Wir bekommen unsere Texte im Januar, und dann geht es los.“ Neben dem Einüben zu Hause trifft sich das Team mindestens an sechs Stunden pro Woche.

„Ich kann gar nicht genau sagen, wie viele Stunden ich investiere. Einige Hundert werden es wohl sein. Aber wenn man dann vor dem Publikum auftritt – das ist Lohn in sich. Ich liebe es“, so der Mitarbeiter einer Freischule.

 

 

René Johannsen mit den Darstellerinnen Tina Soleyman und Susan Babbel im Backstage-Bereich der Bühne des Kultursaals Foto: Sara Eskildsen

Wir nehmen Themen aus dem vergangenen Jahr und setzen sie satirisch um. Damit leisten wir einen gesellschaftspolitischen Beitrag.

Peter Buhl, Regisseur

Peter Buhl hat die Revue 1968 gegründet, und auch im aktuellen Stück ist er wieder mit dabei. Zum 45. Mal. Während er auf seiner Gitarre ein Lied übt und im Musiker-Bereich neben der Bühne sitzt, denkt er über den Wert einer lokalen Revue nach.

„Eine Revue ist ein gutes Instrument, um buchstäblich Revue passieren zu lassen. Wir nehmen Themen aus dem vergangenen Jahr und setzen sie satirisch um. Damit leisten wir einen gesellschaftspolitischen Beitrag“, so der 77-Jährige.

Mittlerweile sei die Revue nicht mehr „ganz so hart“. „Aber die neue Regierung bekommt in diesem Jahr auf jeden Fall ihr Fett weg. Außerdem thematisieren wir die Energiekrise und den Krieg.“ Der Sonderburger Bürgermeister bleibe in diesem Jahr aber verschont – „im Gegensatz zu früheren Jahren gibt es keine Nummer mit ihm“, verrät Peter Buhl.

„Hier passiert etwas. Das ist mein Antrieb“

Dafür hat es die TV-Kuppelshow „Gift ved første blik“ in die Als Revyen geschafft. Peter Buhl ist Regisseur und Musiker in einem, den Vorstandsvorsitz hat er mittlerweile abgegeben.

Warum nimmt er sich die Zeit für die Revue-Arbeit? „Das hat auch etwas mit Augustenburg zu tun. Wir füllen die Augustenborghallen mit Leben, hier passiert etwas. Das ist mein Antrieb.“

Peter Buhl hat die Als Revy – damals noch Augustenborg Revy – 1968 gegründet. Foto: Sara Eskildsen

Elke Christensen ist eine von 45 Ehrenamtlichen und seit 34 Jahren im Team der Als Revyen. Sie ist nach eigener Aussage ein „Tintenfisch“. Sie hilft bei der Regie, ist Mitglied im Vorstand, schreibt Texte und ist verantwortlich für die Sponsoren, springt beim Kartenverkauf ein und sorgt für die Verpflegung.

„Es ist ehrenamtlich und unbezahlt, und alle haben eine Arbeit nebenbei. Aber es ist diese Gemeinschaft, die es so fantastisch macht. Eine Leidenschaft dafür, dass alle gut gelaunt sind und das Publikum zum Lachen gebracht wird“, so die 66-Jährige.

„Die Revue schafft Leben und Kultur und Zusammenhalt“

„Es ist auch eine wichtige Sache für unsere kleine Stadt. Die Revue schafft Leben und Kultur und Zusammenhalt, und das seit über 50 Jahren.“ Neben den einsatzbereiten Ehrenamtlichen seien es vor allem die Sponsoren, die für den Erhalt der Revue verantwortlich sind.

„Wir sind zwar alles Amateure, aber wir versuchen fortlaufend, unser Niveau zu verbessern. Einmal im Jahr kommt ein professioneller Coach, der unser Team unterrichtet und mit Ideen kommt.“

Die Vorbereitungen für die Revue beginnen für Elke Christensen im September – und enden erst nach der letzten Aufführung Mitte März.

Am Freitagabend, 9. März, enden alle Vorbereitungen und Proben in der Vorführung des Stücks. Dann feiert eine weitere Revue in Dänemark Premiere. Und reiht sich in eine lange Tradition, die sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Königreich durchsetzte.

Alle Informationen zu Kartenverkauf und Vorstellungen findest du hier.

Elke Christensen: „Es ist ehrenamtlich und unbezahlt, und alle haben eine Arbeit nebenbei. Aber es ist diese Gemeinschaft, die es so fantastisch macht.“ Foto: Sara Eskildsen
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