Ringreiten

Der Traditionssport kurz erklärt

Der Traditionssport kurz erklärt

Der Traditionssport kurz erklärt

Apenrade/Aabenraa
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Der Reiter muss im Galopp durch den Galgen reiten (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

In Nordschleswig dreht sich in den Sommermonaten alles um den Pferde-Präzisionssport, denn in fast jedem kleinen Ort finden derzeit die jährlichen Ringreiterfeste statt. Doch was genau ist eigentlich Ringreiten?

In den nordschleswigschen Ortschaften finden derzeit die jährlichen Ringreiter-Turniere statt. Die Kunst des Ringreitens ist es, auf einem Pferd im Galopp mit einer Lanze einen kleinen Ring aufzuspießen, der an dem sogenannten Galgen befestigt ist.

Welche Regeln dahinterstecken und wie genau ein solches Turnier abläuft, hat uns der Vorsitzende des Deutschen Ringreitervereins Baistrup, Olaf Petersen, erklärt.

Wettkampf um den Königstitel

Beim Ringreiterfest wird das Ringreiten als Wettkampf abgehalten. Dabei kämpfen die Reiter um den Titel des Königs (auch wenn eine Frau gewinnen sollte, wird sie König). Der Wettbewerb findet in Durchgängen statt. Die Anzahl der Durchgänge variiert von Ort zu Ort.

In den Bahnen – den sogenannten Galgen – starten die Teilnehmer im Ringreiterturnier. Die Ringe sind am Galgen befestigt. Auf welcher Höhe der Ring hängen soll, entscheidet jeder Reiter für sich.

 

Es kommt nicht nur auf Konzentration und Genauigkeit an: Wichtig ist auch das Zusammenspiel von Pferd und Reiter (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Verschiedene Ringgrößen

Zu Beginn haben die Ringe in der Regel einen Durchmesser von 22 Millimetern. Es gibt aber auch Varianten, in denen mit einem Durchmesser von 25 oder 30 Millimetern begonnen wird. Zum Vergleich: Gängige Fingerringgrößen haben einen Durchmesser von etwa 16 bis 18,5 Millimetern. Nur wer in der ersten Runde alle Ringe trifft, ist eine Runde weiter und nimmt am Stechen teil.

Die Herausforderung des Turniers ist nun, dass die Ringe bei jedem Durchgang immer kleiner werden. Der kleinste Ring hat dann in der Regel einen Durchmesser von 6 bis 4 Millimetern. Nur wer trifft, geht in die nächste Runde.

So sehen die Ringe aus, die die Reiter mit der Lanze stechen müssen Foto: Paul Sehstedt

Die Lanzen in der Erwachsenen-Liga müssen eine Länge von 160 Zentimetern haben. Die Reiter treten in den Altersgruppen Kinder (0-14 Jahre) und Erwachsene (ab 15 Jahren) gegeneinander an. Männer und Frauen reiten grundsätzlich in derselben Disziplin.

Die Anzahl der Durchgänge ist für jeden Wettbewerb festgelegt – typisch um die 25 bis 30. In den meisten Fällen finden die Ringreiterturniere an einem Tag statt. In Apenrade/Aabenraa wird der König allerdings nach zwei Tagen und insgesamt 50 Durchgängen gefunden.

Der Reiter muss im Galopp durch den Galgen reiten. Beim Galopp müssen für einen kurzen Moment alle vier Hufe des Pferdes abheben. In jeder Runde darf die Lanze einmal gesenkt werden. Im nächsten Durchgang muss der Ring jedoch gestochen werden.

Königsstechen

Diejenigen, die die vorgegebene Anzahl an Durchgängen geschafft haben, treten im Stechen gegeneinander an. Dabei geht es um die Platzierung als König, Kronprinz und Prinz. Derjenige, der das Stechen gewinnt, ist König.

Die anderen Platzierungen werden entsprechend der Anzahl der erhaltenen Ringe innerhalb der vom Ringreiterkomitee festgelegten Altersklassen verteilt.

Alternatives Ringreiten – wie hier auf dem Sommerfest der deutschen Gemeinschaft in Hadersleben – erfreut sich in Nordschleswig ebenfalls großer Beliebtheit. Ob als Veranstaltung für Kinder oder Ringreiten mit dem Trecker spielt da fast keine Rolle (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Wer sich für den Reitsport interessiert, kann am kommenden Wochenende das Ringreiterfest in Sonderburg/Sønderborg besuchen. Das Ringreitermuseum in Sonderburg ermöglicht zusätzlich Einblicke in die Geschichte des Ringreitens.

Ringreiten: Geschichtlicher Hintergrund

Das Ringreiterfest gehört zu den nordschleswigschen Traditionen. Die Wurzeln des Ringreitens reichen bis ins Mittelalter zurück.

Der damals so beliebte Ritterkampf, den viele Reiter mit ihrem Leben bezahlten, wurde im 16. Jahrhundert in einen Reitsport umgewandelt – der Gegner wurde durch einen Ring ersetzt.

Als erster königlicher Ringreiter gilt Christian IV. Zu seiner Krönung im Jahr 1596 wurde ein mehrtägiges Ringreitfest organisiert, an dem auch die königlichen Häuser und Fürsten Europas teilnahmen.

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts breitet sich das Ringreiten in Nordschleswig aus und wird im Zusammenhang mit Volksfesten erwähnt. Heute hat die Veranstaltung einen Volksfestcharakter.

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Leitartikel

Anna-Lena Holm
Anna-Lena Holm Hauptredaktion
„Vertrauenskrise in den Medien“