Todesfall

Ehrhardt Wittmann in memoriam

Ehrhardt Wittmann in memoriam

Ehrhardt Wittmann in memoriam

Apenrade/Aabenraa
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Erhardt Wittmann
Ehrhardt Wittmann Foto: DN-Archiv

Der frühere Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig, Ehrhardt Wittmann, ist im Alter von 94 Jahren verstorben. Der Steuerfachmann engagierte sich gleichermaßen in Vereinen der deutschen Volksgruppe, wie auch im Stadtrat Apenrade, wo er für die Schleswigsche Partei viele Jahre die lokale Politik mitbestimmt hat.


Der frühere Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig, Ehrhardt Wittmann, ist im Alter von 94 Jahren im Pflegheim „Birkelund“ verstorben. 

Geboren wurde der studierte Landwirt in Tondern. Von 1954 bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Konsulent und Geschäftsführer beim Landwirtschaftlichen Hauptverein Nordschleswig (LHN). 
Dass er dort arbeiten konnte, verdankte er dem Einsatz seines Arbeitgebers und dem Druck der schleswig-holsteinischen Regierung in Kiel, denn als deutscher Kriegsteilnehmer durfte er nicht in Dänemark leben oder arbeiten. 

In den Kriegsjahren wurde Ehrhardt Wittmann bei der deutschen Marine auf den Kriegseinsatz vorbereitet und hat dort aktiv auf einem Zerstörer gekämpft. Diese Zeit ist ihm sehr in Erinnerung geblieben. Die schrecklichen Erlebnisse des Krieges genauso wie die Freundschaft, die ihn mit den Kameraden verband, mit denen er den Krieg erlebte und nach der Kapitulation in englische Gefangenschaft kam. Die Freundschaften hielten auch nach dem Krieg an und wurden durch regelmäßige gegenseitige Besuche und Telefonate aufrechterhalten. 

Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft  stand er, knapp 20-jährig, vor dem Nichts. Das Notabitur, gemacht im Krieg, galt nicht. Deshalb zog er auf den elterlichen Hof bei Harmsdorf, absolvierte dort die Ausbildung zum Landwirt, machte nebenbei, zusammen mit seinem Bruder, das Abitur und begann dann das Landwirtschaftsstudium an der Uni in Kiel. Nebenbei arbeitete er als Betriebsleiter auf einem Hof bei Gettorf. Mit abgeschlossenem Studium begann er bei einem deutschen Landwirtschaftsverein zu arbeiten um dann, auf Initiative des LHN, eine Stelle in Nordschleswig zu übernehmen. 

Der belesene Literaturliebhaber – er interessierte sich für deutsche, dänische und auch englische Bücher, Literaten und Dichter –  gründete mit Gattin Hanne geb. Callesen eine Familie, aus der vier Kinder hervorgingen. Durch die Heirat mit der Dänin hatte er unbegrenzten Aufenthalt im Land. Für die dänische Staatsbürgerschaft hat er sich jedoch nie entscheiden können. 
Die Arbeit stand für den zuverlässigen und verantwortungsbewussten Mann an oberster Stelle. So berichtet Tochter Annemarie beispielsweise in liebevoller Erinnerung von ihrem Vater, der mit Rechenmaschine und Briefmappe unter dem Arm im Winter über die verschneiten Felder stiefelte, um bei seinen Kunden, den Landwirten, die Buchführung zu machen. 

Wegen der vielen Arbeit, auch am Sonnabend und zum Teil bis in die späten Abendstunden hinein, sind den Kindern die Sonntagsausflüge an den Strand oder zu den Großeltern in besonderer Erinnerung. 
Auch politisch zeigte Ehrhardt Wittmann großes Interesse und setzte sich viele Jahre für die Schleswigsche Partei (SP) im Stadtrat in Apenrade ein, wohin die Familie in ein Haus am „Bag Hjelm“ gezogen war. Daneben war er in den Vorständen der Deutschen Privatschule Apenrade, im Gemeinderat der deutschen Gemeinde, beim LHN und bei der Kreditbank aktiv. 

Bei den deutschen Vereinen war der Zahlenliebhaber noch bis kurz vor seinem 90. Geburtstag als Revisor im Einsatz. Ihm fiel jeder Rechenfehler auf. Dafür war er auch im Stadtrat bekannt – und gefürchtet. Daran erinnert sich unter anderem sein früherer politischer Weggefährte Volker Lindemann anlässlich seines 90. Geburtstages. Zu diesem Anlass äußerte sich auch frühere SP-Sekretär Gösta Toft über den früheren SP-Politiker: „Er ist ein Mann, der trockene Zahlen mit tiefsinnigem Humor verbindet.“ Für seinen Einsatz wurde er 1989 vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit dem Bundesverdienstkreuz am Band ausgezeichnet. 

Ein besonders schweres Jahr war es, als innerhalb von sechs Monaten erst Sohn Klaus und dann Ehefrau Hanne starben. 
2007 wurde das Haus verkauft, und Ehrhardt Wittmann zog mit seiner Frau in eine Wohnung. 2017 kam der Umzug in das Pflegeheim „Birkelund“, das sehr zu seinem Missfallen nicht in der Stadt Apenrade lag. „Da war er schon sehr enttäuscht von der Kommune“, berichtet Tochter Lisa. Geistig zwar immer noch rege, doch körperlich sehr durch Krankheiten gezeichnet, verbrachte Ehrhardt Wittmann dort die letzten Jahres. 

Um Ehrhardt Wittmann trauern Sohn Erhardt, die Töchter Annemarie und Lisa mit ihren Familien sowie neun Enkel und vier Urenkel.

 

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