Tour de France

Das sind die Kosten der Tour de France

Das sind die Kosten der Tour de France

Das sind die Kosten der Tour de France

Peter Kaadtman
Nordschleswig/Kopenhagen/Paris
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Wenn es ums Geld geht, schweigt die ASO und Tour-Chef Christian Prudhomme – hier bei der Pressekonferenz vor dem Tourstart Freitag in Kopenhagen. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

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Teil 4: Die Tour de France ist neben den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft eines der größten Sportereignisse der Welt. Der nordschleswigsche Journalist Peter Kaadtmann begleitete für das „ZDF“ jahrelang die Tour und gibt im „Nordschleswiger“ einen Einblick in das Radrennen, das diese Woche nach Nordschleswig kommt.

Die Tour de France ist ein vom Weltradsportverband UCI nach dessen strengen Regeln überwachtes Ereignis, nicht nur auf höchstem Niveau, sondern weltweit auch das am meisten beachtete. Aber nicht minder ist sie ein Geschäftsmodell, das etlichen Marketingstrategien folgt.

Letztlich sogar für Frankreich.

Uns wurde als Journalisten mal bei einem Briefing erklärt, bei Radsportübertragungen spielten üblicherweise die Landschaft, Städte und Sehenswürdigkeiten zu 10 Prozent eine Rolle, bei der Tour gezielt 30 Prozent. Kein Wunder, wenn Zuschauer in Befragungen, warum sie sich die Rennen ansähen, zuvorderst angaben 'Wegen der Landschaft'.

Und in derart auf Sport ausgerichteten Geschäftsmodellen ist Geld ein bestimmender Faktor.

Die Einnahmen der ASO

Über die Einnahmen schweigt sich der Veranstalter Amaury Sport Organisation (ASO) beharrlich aus. Angeblich liegen sie zwischen 55 und 125 Millionen Euro jährlich. Eine ziemlich weite Spanne und zu wenig griffig, um sie bewerten zu können.

Prozentual machen davon die Fernsehrechte mit 55 Prozent einen wesentlichen Teil aus, davon allein France Télévision mit 20 Millionen Euro.

40 Prozent steuern Sponsoren bei (unter anderem durch Trikots, Werbekarawane), 5 Prozent entfallen auf die Teilnahmerechte der Städte. Kommunen, Regionen und der dänische Staat sollen in Dänemark rund gerechnet 180 Millionen Kronen gezahlt haben, so die Einschätzung. 

Die Tour de France zieht durch Dänemark: Vor den Sportlern kommt immer die Werbe-Karawane. Foto: Peter Kaadtmann

Teurer Tour-Auftritt

Der Startort der gesamten Tour (Grand Départ) wird alle anfallenden Kosten mit weit mehr als 10 Millionen Euro beziffern müssen. Offen bleibt dabei die Einnahmeseite, etwa durch Touristinnen und Touristen sowie touristische Langzeiteffekte.

Für die Rechte am Grand Départ mit dem Einzelzeitfahren und dem Start zur zweiten Etappe soll Kopenhagen angeblich mehr als 25 Millionen Kronen entrichtet haben.

Die ASO hat die einst defizitäre Tour zu einer höchst profitablen Veranstaltung gemacht, vor allem durch Ausweitung und weltweite Verbreitung der Fernsehübertragungen.

Angesichts der täglichen Streckenlängen, topografischer Verhältnisse (Wälder, enge Städteschluchten, Tunnel und Bergregionen), aber auch klimatischer Herausforderungen (Regen und Nebel) sind die technisch nahezu fehlerfreien Bilder und deren Dramaturgie herausragend.

Die Ausgaben der Tour

Einen nur kleinen Teil der Ausgaben machen die Preisgelder von insgesamt 2,3 Millionen Euro aus. Der Gesamtsieger erhält davon 500.000 Euro, ein Tagessieger 11.000, der Zwanzigste noch 300 Euro.

Die Trikotträger werden, solange sie die Wertungen anführen, mit 500 Euro (gelb) beziehungsweise 300 Euro (grün, weiß, gepunktet) belohnt.

Die Gesamtsieger im Sprint und in der Bergwertung erhalten dafür je 25.000 Euro, der beste Nachwuchsfahrer 20.000 Euro.

Das beste Team pro Tag kassiert 2.800 Euro, in der Gesamtwertung am Schluss 50.000 Euro.

Die teaminternen Kosten

Nicht uninteressant sind die Kosten der Teams für einen einzelnen Fahrer. Dessen Rad allein ist mehr als 10.000 Euro wert. Rahmen und Laufräder sind dabei die teuersten Komponenten.

Mit Kleidung, Helm, Brille, Schuhen und weiteren Maßnahmen macht das umgerechnet rund 20.000 Euro aus. Für alle acht Fahrer hat gambling.com mal die Mindestausstattung zusammengerechnet.

Mit 2.000 Getränkeflaschen auf Reisen

Sie beträgt demnach 24 Fahrräder, 16 Testräder, 80 Laufräder, 32 Radhosen, 32 Kurzarm-, 16 Langarmtrikots, 16 Kurzarmthermo-Trikots, jeweils 16 Paar Bein- und Armlinge (Stoffröhren, die bei kurzzeitig niedrigen Temperaturen über Beine oder Arme gezogen werden), 16 Windwesten, 40 Paar Socken, 16 Helme, 16 Aero-Helme für die Zeitfahren, 80 Radschirmmützen und 64 Paar Handschuhe.

Der sportartgerechten Verpflegung dienen 1.000 Energieriegel, 1.500 Gel-Packungen, kiloweise Elektrolytpulver, mit Wasser aufbereitet in 2.000 Getränkeflaschen oder in 400 Verpflegungsbeuteln ausgeteilt.

Da fehlen in der Aufzählung sicherlich noch etliche Einzelposten, auch die Mengenangaben zum Beispiel bei der Verpflegung sind eher an der Untergrenze. Es vermittelt aber ein grobes Bild dessen, was ein Team zu beschaffen hat.

Foto: Deutsches Museum, Sonderburg

Die ersten drei Folgen der Tour-Serie von Peter Kaadtmann gibt es hier:

Peter Kaadtmanns Tour de France

Die komplette, jetzt fast 120-jährige Historie und persönliche Erlebnisse (1981, 1998 bis 2011) von der Tour de France fügen sich zu einem mehrere zehntausend Teile umfassenden Puzzle zusammen. In dieser Serie konnten nur einige zusammenhängende Einzelstücke miteinander verknüpft werden. Ein Gesamtbild wird allerdings niemals möglich sein. Zu umfangreich sind sämtliche Ereignisse – und zu allem Überfluss kommen bei jeder neuen Ausgabe unzählige hinzu.

In meinem Berufsleben war nichts so herausfordernd, spannend und erfolgreich wie die redaktionelle Leitung der Tour. Umso schmerzlicher der Rückzug des ZDF aus der Berichterstattung 2012, der für alle, die hoch engagiert und kreativ mitgearbeitet haben, unverständlich bleibt.

Peter Kaadtmann wurde 1950 in Hadersleben geboren, wohnte danach bis zum Abitur am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig 13 Jahre in Apenrade. 1970 begann er ein Germanistik-, zwei Jahre später zusätzlich ein Sportstudium an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.

Unmittelbar nach dem Staatsexamen Anfang Mai 1978 absolvierte er eine Hospitation in der Hauptredaktion Sport des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) in Mainz, begann danach eine Freie Mitarbeit und wurde im November 1980 festangestellt.

Bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie den Olympischen Spielen 1984 und 1988 hat er die Turnwettbewerbe kommentiert, leitete seit 1998 vornehmlich Großereignisse wie die Tour de France, die Paralympics sowie die Welt-Cups und Weltmeisterschaften der Skispringer und Biathleten.

Seit 2015 befindet er sich im Ruhestand, übernimmt aber gelegentlich im ZDF redaktionelle Aufgaben.

Foto: Tour de France/A.S.O.
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