100 Jahre Grenzziehung

Kunst für die deutsch-dänische Grenze

Kunst für die deutsch-dänische Grenze

Kunst für die deutsch-dänische Grenze

Julia Röhr
Wassersleben
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Die Künstlerinnen und Künstler des FFKK malen Bilder über die Grenze. Foto: Karin Riggelsen

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Lange war es ruhig am Grenzübergang Schusterkate – durch die Pandemie hat Dänemark die kleineren Übergänge an der deutsch-dänischen Grenze geschlossen, die Brücke selbst mit weiß-rotem Band abgesperrt. Jetzt ist der Übergang wieder geöffnet und die Veranstaltung „grænsesten“ hat direkt Bewegung in das Grenzgebiet gebracht.

Die Brücke am Grenzübergang Schusterkate war lange gesperrt, nun ist die wieder offen. Mit der Schließung der Grenzübergänge sollte die Verbreitung des Coronavirus eingedämmt werden, touristische Reisen nach Dänemark waren bisher nicht möglich. Die Brücke ist nun wieder offen und wurde am 8. Mai zum Schauort für die Veranstaltung „grænsesten“, ein Projekt von Barbara Simons anlässlich des 100 Jahre Bestehen der deutsch-dänischen Grenze.

Barbara Simons ist die Projektleiterin der Veranstaltung „grænsesten“, die eigentlich schon im vergangenen Jahr stattfinden sollte.Durch die Pandemie war es jedoch nicht möglich, etwas zu veranstalten – so wurde die Feier auf 2021 verschoben. „Ich wollte einen Rahmen für eine Veranstaltung schaffen, die nur in dieser bestimmten Gegend zu dieser bestimmten Zeit stattfinden kann“ erzählt Barbara Simons dem „Nordschleswiger“.

Recherche über das Grenzgebiet

Also setzte sie sich mit dem Grenzgebiet auseinander, mit der Natur und den Menschen, die dort leben. „Ich war so fasziniert davon, wie leicht diese Grenze eigentlich ist. Sie besteht aus Grenzsteinen, alles andere ist nur Natur und Luft. Und sie ist so wichtig und schwer in den Köpfen der Menschen“ erklärt sie weiter. Die Veranstaltung sollte repräsentieren, wie die menschlichen Beziehungen über die Grenze eigentlich diese Grenze modernisieren. Auch wenn es zwei verschiedene Länder sind, so überqueren doch Familien, Freunde und Freundinnen, jeden Tag die Grenze und haben Verbindungen auf beiden Seiten.

Die Veranstaltung „grænsesten“ setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Etwa 100 der 280 Grenzsteine werden bei Anbruch der Dunkelheit beleuchtet. Dazu befinden sich an manchen Übergängen eine Person aus Dänemark und eine aus Deutschland, die mit ihrem eigenen Beitrag die Verbundenheit zelebrieren.

Der Grenzstein Nummer 1. Foto: Karin Riggelsen

Kunstperformance an der Schusterkate

Aus diesen zwei Personen wurden an manchen Übergängen aber auch mehr Akteurinnen und Akteure – wie am Grenzübergang Schusterkate. Hier hat der Kunstverein „Flensborg Fjords Kunst & Kulturforening - FFKK“ eine Performance veranstaltet. Neun Künstlerinnen und Künstler haben gemeinsam Kunstwerke hergestellt und präsentiert, die das deutsch-dänische Grenzgebiet und Beziehungen thematisieren.

Die Grundidee für „grænsesten“

„Wir haben davon gehört und dachten uns: Das ist genau richtig. Wir sind ein deutsch-dänischer Kunst- und Kulturverein, das passt doch gut“ erzählt Karin Baum. Sie ist die stellvertretende Vorsitzende des FFKK und hat sich gemeinsam mit der Künstlerin Ingrid Rästa Thomsen bei Barbara Simons angemeldet. Die Freude über den Grenzstein Nummer 1 war groß. Dann haben sie noch weitere Künstlerinnen und Künstler gefragt. „Es ist toll zu sehen, was sich aus der Anfangsidee entwickelt hat“, erzählt Karin Baum.

Ingrid Rästa Thomsen zeichnet an einem Bild über die deutsch-dänische Grenze. Foto: Karin Riggelsen

Mit langem Pinsel über die Grenze

Die Grundidee wurde auch umgesetzt. Am Nachmittag hat Karin Baum symbolisch ein Band direkt am Übergang zwischen Deutschland und Dänemark gespannt. Dann wurden auf beiden Seiten zwei Staffeleien mit Leinwänden aufgebaut und die Künstlerinnen und Künstler haben mit einem langen Pinsel die Brücke an der Schusterkate auf der jeweiligen Seite über die Grenze gezeichnet. Hier haben auch die Künstler Günther Vogel und Hartmut Rexin mitgewirkt.

Kunst am Grenzübergang

Dies war aber nicht das einzige Kunstprojekt: Der Ort wurde bunt gestaltet. Zwei kleine Grenzzüge aus Holz wurden von Gudrun Adrion über die Brücke gezogen. Auf dem einen Stand: „Den lille grænsetrafik“ – „Der kleine Grenzverkehr“. Dazu hing am Geländer der Brücke ein gefilztes Freundschaftsband, hergestellt von Ingrid Rästa Thomsen und Karin Baum. Sie haben die deutsch-dänischen Farben eingearbeitet und wollen somit die Verbundenheit symbolisieren.

Karin Baum und Ingrid Rästa Thomsen filzen gemeinsam das Freundschaftsband. Es hängt an der Brücke, Stimmung ist ausgelassen. Foto: Karin Riggelsen

Ingrid Rästa Thomsen ist Estin und lebt in Deutschland. Ihr Spezialgebiet ist das Filzen und fand die Herstellung eines Freundschaftsbandes als gutes Symbol. „Ich freue mich sehr, dass wir nun wieder gemeinsam diese Performance veranstaltet können. Es war ja so lange nicht möglich – aber endlich sind wir wieder zusammen“ erzählt sie dem „Nordschleswiger“.

Grenzen überwinden

Auf der dänischen Seite lag das „No Border Projekt“: die deutsche und dänische Flagge wurden auf zwei Platten gezeichnet und dann vereint. Günther Vogel hat an diesem Malprojekt mitgewirkt und erklärt, dass dann im Stil von Jackson Pollock und eigener kreativer Eingabe die Flaggen in den gleichen Farben übermalt wurden. „Die Symbolik dahinter ist: die Nationalitäten bleiben zwar erhalten, die Grenzen lösen sich aber geografisch und auch in den Köpfen der Menschen auf“ erklärt er dem „Nordschleswiger“. Er möchte das „No Border“ Projekt auch für andere Grenzen planen.

Am Abend wurde die Kunst auf der Brücke ausgestellt. Hier: das No Border Bild. Foto: Julia Röhr

Bei einem weiteren Kunstprojekt konnten sich die Passantinnen und Passanten einbringen. Auf einer weißen Leinwand wurde angeboten, sich darauf zu verewigen. Dieses Projekt wurde teils von Britta Lippert, teils von Edel Nielsen betreut. So lagen verschiedene Acrylfarben und Stifte bereit. Passantinnen und Passanten malten Sonne, Enten und Gesichter.

Musikalische Begleitung

Die eigentliche Veranstaltung ging am selben Tag, dem 8.Mai, um 20.30 Uhr los. Trotz Regen waren sämtliche Mitglieder des Vereins und Musikerinnen und Musiker vor Ort. Es wurde auf der dänischen Seite ein Pavillon aufgestellt, unter dem die Künstlerinnen und Künstler aufgetreten sind.

Anna Thomsen spielt seit vielen Jahren Geige und ist gemeinsam mit Jens Müller mit ihren eigenen Musikstücken aufgetreten. Foto: Karin Riggelsen

Den Auftakt machte Anna Thomsen gemeinsam mit Jens Peter Müller. Beide gehören dem folkBaltica Ensemble an. Mit Geige und Gitarre spielten sie teils eigenes komponierte Lieder von Anna, teils bekanntere Folk Lieder.

Weitere Musikerinnen und Musiker waren das Duo Silke & Vagn, die mit Flöte und Gitarre deutsche und dänische Lieder gesunden haben. Hier haben sie teilweise die Sprache in den Liedern kombiniert - das kam beim Publikum gut an.

Der Regen hat an dem Abend nicht gestört. Foto: Karin Riggelsen

Mehr Musik kam auch von Üze Oldenburg, der auf dem Dudelsack gespielt hat. Als Abschluss trat die Band „Macnas Croi“ auf, die Folkmusik spielen. So endete die Veranstaltung gegen 23 Uhr, die auch im Livestream auf Facebook und der Internetseite von „grænsesten“ zu sehen war.

 

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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