Windkraft

Rekord-Entschädigungen für Phantomstrom

Rekord-Entschädigungen für Phantomstrom

Rekord-Entschädigungen für Phantomstrom

Henning Baethge/shz.de
Kiel/Bonn
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Nordsee-Windpark: Für zwangsabgeschaltete Windräder auf hoher See müssen Stromkunden inzwischen fast genauso viel Entschädigungszahlungen leisten wie für Anlagen an Land. Foto: Sina Schuldt

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In Schleswig-Holstein bleiben Ausgleichszahlungen an Windmüller auf hohem Niveau – im Bund erreichen sie sogar Rekordhöhe.

n Schleswig-Holstein liegen die Entschädigungszahlungen für das Zwangsabschalten von Windrädern weiter auf hohem Niveau – und in Deutschland insgesamt erreichen sie sogar eine Rekordhöhe. Das geht aus gestern vorgelegten Zahlen der Bundesnetzagentur in Bonn hervor.

In Schleswig-Holstein erhalten die Windmüller 332 Millionen Euro

Demnach mussten die Betreiber von Windparks in Schleswig-Holstein letztes Jahr wegen drohender Überlastung der Netze insgesamt 3066 Gigawattstunden Strom abregeln. Im Gegenzug erhielten sie für den nicht erzeugten „Phantomstrom“ Entschädigungszahlungen in Höhe von 332 Millionen Euro. Zwar ist dieser Betrag zwölf Prozent kleiner als im Rekordjahr zuvor – aber immer noch der dritthöchste aller Zeiten im Land. Das Geld wird letztlich von den Verbrauchern bezahlt.

Die „Mittelachse“ kann siebenmal so viel Windstrom aufnehmen

Der Rückgang der Abregelungen im Land liegt laut Bundesnetzagenturer an der „sukzessiven Inbetriebnahme von Netzausbauprojekten in Schleswig-Holstein“. So ging letztes Jahr allen voran die „Mittelachse“ zwischen Hamburg und Dänemark in Betrieb – eine 380-Kilovolt-Leitung, die laut Betreiber Tennet siebenmal so viel Windstrom aufnehmen kann wie die alte 220 Kilovolt-Leitung auf gleicher Trasse.

Niedersachsen jetzt unrühmlicher Spitzenreiter bei Entschädigungen

Erstmals ist Schleswig-Holstein daher 2020 auch nicht mehr unrühmlicher Spitzenreiter bei den Entschädigungen für Phantomstrom, sondern Niedersachsen: Dort wurden letztes Jahr sogar 337 Millionen Euro fällig. Das ist eine Steigerung um 54 Prozent und neuer Rekord im Nachbarland.

Bundesweit kosten die Zwangsabschaltungen 761 Millionen Euro

Die Abregelungen in Niedersachsen betreffen vor allem die Nordsee-Windparks vor der Küste. Erstmals sind daher 2020 in Deutschland auch die Entschädigungszahlungen für Hochseewindparks mit insgesamt 360 Millionen Euro fast genauso hoch gewesen wie für Windräder an Land mit 362 Millionen Euro. Und mit insgesamt 761 Millionen Euro, davon noch 33 Millionen für zwangsabgeschaltete Solarparks, lagen die Entschädigungsansprüche auch bundesweit so hoch wie noch nie.

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