Natur und Umwelt

Schädlicher Löschschaum: Verunsicherung ist allgegenwärtig

Schädlicher Löschschaum: Verunsicherung ist allgegenwärtig

Schädlicher Löschschaum: Verunsicherung ist allgegenwärtig

Tingleff/Tinglev
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Bei Übungen in der Technischen Bereitschaftsschule wurde früher Löschschaum mit schädlichen Inhaltsstoffen verwendet. Der Löschschaum auf dem Archivfoto stammt aus neuerer Zeit und hat eine weniger gefährliche Zusammensetzung. Foto: kjt

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Die staatliche Liegenschaftsbehörde hat erhöhte Rückstände des schädlichen Stoffs PFOS von früherem Löschschaum bei der Bereitschaftsschule in Tingeff und im angrenzenden Bach „Uge Bæk“ bestätigt. Wie groß die Gesundheitsgefahr letztendlich ist, bleibt unklar. Ein Landwirt mit Arealen nahe der Schule ist besorgt.

Der Fall in Korsør brachte das Umweltproblem neu und diesmal umfangreicher auf die Tagesordnung.

Alarmierende Rückstände von PFOS (Perfluoroctansulfonsäure) aus früher verwendetem Löschschaum in einer Feuerwehrschule waren in Gewässern, im Erdreich, in Rindfleisch und auch bei Bürgern festgestellt worden, die das „vergiftete“ Fleisch verzehrt hatten.

PFOS ist eine Untergruppe von PFAS (engl. per- and polyfluoroalkyl substances). Es gilt als krebserregend und baut sich in der Natur extrem langsam ab.

Auch in der Technischen Bereitschaftsschule in Tingleff wurde der seit vielen Jahren verbotene Löschschaum bei Übungen eingesetzt.

Ergebnisse dortiger Proben, die die staatliche Liegenschaftsbehörde  dem „Nordschleswigers“ auf Anfrage vor einiger Zeit zugeschickt hatte, wiesen erhöhte Werte auf. An einigen Messpunkten wurden die Grenzwerte überschritten.

Auf dem Gelände und im Bach

Auch in der nahegelegenen Au „Uge Bæk“ sind PFOS-Rückstände festgestellt worden, allerdings im geringfügigen Maße.

Nicht zuletzt wegen des Korsør-Falls fragen sich die Tingleffer, ob auch Grundwasser, Erdreich und sogar Fleisch erhöhte Werte aufweisen. Und man fragt sich, ob nicht auch die Kommune Apenrade Untersuchungen einleiten sollte.

Die Kommune überlässt es allerdings noch den staatlichen Stellen.

Wie groß ist die Gesundheitsgefahr durch früheren Löschschaum, der auf dem Übungsgelände der Technischen Bereitschaftsschule in Tingleff zum Einsatz kam? Diese Frage beschäftigt im Moment viele. Foto: Friedrich Hartung

Man warte klare Rückmeldungen von nationaler Seite zu den Richtlinien in der Sache ab, da es beim momentanen Stand der Dinge begrenzt ist, was die Kommune ausrichten kann, heißt es in einer Antwort.

In der geht Ole Stokholm Lauridsen, Teamleiter der Umweltabteilung „Byg, Natur & Miljø“, unter anderem auf bisherige Messergebnisse der Liegenschaftsbehörde ein.

Es seien Verunreinigungen im Grundwasser festgestellt worden, allerdings nicht in den Konzentrationen, die es bei der Feuerwehrschule in Korsør gegeben hat. Rückstände würden sich zudem weg vom Erschließungsgebiet des örtlichen Wasserwerks bewegen, das obendrein mit sehr tiefen Bohrungen operiert.

Unterschiede zu Kursør

Das Risiko mit einer Verunreinigung mit PFOS und ähnlichen Stoffen im Trinkwasser schätze man als gering ein, heißt es weiter.

Die festgestellten Konzentrationen im „Uge Bæk“ seien im Vergleich zu Werten in Korsør ebenfalls als gering einzustufen.

„Wir haben sicherheitshalber aber die Nahrungsmittelbehörde über die Funde informiert“, ergänzt Ole S. Lauridsen im Schreiben.

An weiteren Messungen und Untersuchungen ist nicht zuletzt Landwirt Allan Jørgensen aus Reppel interessiert. Ihm gehört ein Großteil der Felder rund um das Übungsgelände der Bereitschaftsschule. Dort lässt er auch Rinder grasen.

Grasende Rinde an seinem Gewässer in der Nähe der Bereitschaftsschule Foto: Friedrich Hartung

 

Erst im vergangenen Jahr habe er große Ackerflächen dazugekauft. Er verfügt über rund 25 Hektar in der Nähe der Bereitschaftsschule und des „Uge Bæk“. Zum Zeitpunkt des Kaufes war ihm das Problem mit Rückständen früheren Löschschaums nicht bekannt.

„Die Lebensmittelbehörde hat inzwischen Messungen vorgenommen. Die Ergebnisse werden erst im Laufe des Novembers vorliegen“, erwähnt Allan Jørgensen.

Er sei natürlich auf die Werte gespannt, verfalle aber nicht in Panik.

Zuversicht

„Die Felder liegen zum Glück stromaufwärts. Ich bin daher ganz zuversichtlich“, sagt der Landwirt wohl wissend, dass es noch viele Unklarheiten gibt.

Sind Weideflächen womöglich betroffen und gibt es auch Rückstände im Rindfleisch? Das sind Fragen, die der Landwirt so schnell wie möglich geklärt wissen möchte – am liebsten mit einem positiven Ergebnis, versteht sich.  

Fleisch- und Weideproben sind noch nicht vorgenommen worden. Er setze darauf, dass es gar nicht nötig wird und dass Parallelen zum Fall in Korsør ausgeschlossen werden können, so Jørgensen.

PFOS-Rückstände von früherem Löschschaum ist nicht nur ein dänisches Problem.

Auch in Deutschland ist die Umweltproblematik in den Fokus gerückt. Löschschaum mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) ist unter anderem auf dem Militärflugplatz in Jagel bei Schleswig zum Einsatz gekommen, und auch dort sind Rückstände festgestellt worden, wie „Flensborg Avis“ berichtet.

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