Konfirmation 2020

Konfirmiert im Kleid der Schwester

Konfirmiert im Kleid der Schwester

Konfirmiert im Kleid der Schwester

Seth/Sæd
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Irmgard Haagensen Foto: Karin Riggelsen

Irmgard Haagensen wurde 1969 eingesegnet – ohne Stretchlimousine und Cateringservice. Im Juni feiert sie Goldkonfirmation.

Das Kleid, in dem sie am 1969 konfirmiert wurde, war aus weißem Tüll.  „Aber  es war absolut nicht chic. Meine Schwester hatte es schon zwei Jahre zuvor bei ihrer Konfirmation getragen“, erzählt Irmgard Haagensen, die damals noch Lorenzen hieß. „Meine  Mitkonfirmandinnen waren  eher nach der neuen Mode gekleidet.“ 

Konfirmation vor  beinahe 50 Jahren – das war für die 14-jährige Irmgard  kein Stöbern in Boutiquen voller festlicher Kleider  und kein ausgedehnter Friseurbesuch, um bei der Einsegnung mit einer Hochsteckfrisur glänzen zu können. „Die Haare wurden gewaschen – das war genug.“

Immer Sommer Gold-Konfirmation

Wenn Irmgard Haagensen  im Juni  dieses Jahres in Tondern Gold-Konfirmation feiert – mit  den Jahrgängen 1966-1970 – dann wird sie ein Sommerkleid tragen. „Aber mein eigenes“, versichert sie lachend.

Konfirmanden-Unterricht vor  beinahe 50 Jahren – das hieß nicht   „Elterntaxi“. „Einmal wöchentlich bin ich  nachmittags mit dem Fahrrad nach Tondern zum Unterricht bei Pastor Wildgrube geradelt.  Und es war fast immer dunkel“, erzählt  die heute  65-Jährige. Zur Kirche musste sie 26-mal. „Für jeden Besuch gab es  einen  Stern oder einen  Stempel.“ 
 Eine Woche vor der Einsegnung stand die  Konfirmandenprüfung in der Kirche an. „Wir mussten sooooo viel lernen“, erinnert sich  Irmgard Haagensen, wobei von den fünf „o“ aus  dem  Wort  „sooooo“ möglicherweise  eines  für das Glaubensbekenntnis steht, zwei  für die Zehn Gebote und deren  Bedeutung, ein weiteres  für diverse Lieder und ein „o“ wohl für eine  stattliche Anzahl an Bibelsprüchen. 

Die Kette, die Irmgard damals trug, hat sie an ihre Enkelin weitergegeben. Die wiederum wurde auch damit konfirmiert. Foto: DN

Konfirmation vor 50 Jahren –  das  hieß nicht, dass eine Stretchlimousine  vor der Haustür stand für den Transport zur feierlichen Einsegnung.  „Wir  fünf Kinder wurden in das Auto gestopft und zur Kirche gefahren“, erzählt  Irmgard Haagensen, die das mittlere der fünf Lorenzen-Kinder war.

Vor der Feier mussten die Tiere gefüttert werden

Gefeiert wurde Irmgards Konfirmation zu Hause erst am Abend. Die etwa 20 Gäste waren  alle Bauern, inklusive ihrer eigenen Familie. Das heißt: „Erst mussten die Tiere  gefüttert und gemolken werden.“

Die Feier fand in der Stube statt, die mit „einer schönen weißen Tischdecke, feinem Geschirr und Silberbesteck“ festlich dekoriert wurde. „Ich weiß noch, dass ich vorher geholfen hatte, das Silber zu putzen.“

Konfirmation vor 50 Jahren – das  war nicht Cateringservice mit Sushi oder Hähnchen-Spinat-Pasta.   Sondern eine Nachbarin aus dem Dorf wurde  als Kochfrau engagiert, die eine Spargelsuppe, Rinder- und Schweinebraten, Kartoffeln und Gemüse („vermutlich Rotkohl und Bohnen“) sowie  ein süßes Dessert auf den mit   Blumen dekorierten Tisch  zauberte. „Das Fleisch stammte wahrscheinlich  von unserem eigenen Vieh“, vermutet Irmgard Haagensen, die  später nach dem Abschluss an der  Ludwig-Andresen-Schule die Handelsschule in Tondern besuchte und anschließend bei der Kommune Tondern und bei der Versorgungsgesellschaft Tønder Forsyning gearbeitet hat.

Von der Feier hat die Setherin  noch in Erinnerung, dass  sie  zwischen Patentante und -onkel saß, umrahmt von Erwachsenengesprächen. „Ich glaube, ich habe mich   gefühlt wie ein Häufchen Unglück zwischen all den alten Menschen“, vermutet sie.

Konfirmationsgeschenk

Geschenkt bekommen hat sie Silberbesteck – „Das musste man  sich  damals ja im Grunde genommen wünschen, das war so üblich“ – und Geld  von den Nachbarn.   Insgesamt 900 Kronen.  „Davon habe ich  ein kleines Transistorradio gekauft und den Rest gespart. Das Blaupunkt-Gerät habe  dann in der Küche der Lorenzens gestanden und viele Jahre funktioniert.
„Meine Konfirmation war ja nicht so wie heute, wo die Konfirmanden selbst bestimmen, wie es ablaufen soll. Aber meine Eltern haben getan, was sie konnten, um den Tag für mich schön zu gestalten. Ich habe damals nichts vermisst. So, wie es war, war es eben. Ich war zufrieden  und dankbar.“

Irmgard Haagensen ist ihrem Leben erst einmal umgezogen. Von ihrem Elternhaus in Seth – 50 Meter weiter. „In das Haus, das mein Mann und ich dort gebaut haben. Wir sind seit 1975 verheiratet“, erzählt die Mutter zweier Söhne. 

Auch Irmgards  Mann Carl-Heinz  Haagensen trug zu seiner  Einsegnung  etwas, das  schon drei Jahre zuvor eine Konfirmation erlebt hatte: den Anzug seines Bruders.  Die etwas zu große Hose wurde kurzerhand mit einem Gürtel passend gemacht. 

Im Juni feiern beide ihre  goldene Konfirmation. Und auch Carl-Heinz  Haagensen, Konfirmationsjahrgang  1968, wird  dann  seinen eigenen Anzug tragen. 

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