Tønder Bank

Geschädigte schlagen den Weg mit einem Kompromiss ein

Geschädigte schlagen den Weg mit einem Kompromiss ein

Geschädigte schlagen den Weg mit einem Kompromiss ein

Tondern/Tønder
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An der abschließenden Versammlung der Tønder Bank im November 2012 nahmen sehr viele Kunden teil (Archivfoto). Foto: Elise Rahbek

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Der Gläubigerkreis setzt auf eine Vereinbarung mit einer deutschen Bank, die auch Forderungen an die Konkursmasse stellt. Damit entfällt der Gerichtsprozess. Die Honorar-Forderung des Konkursverwalters wird nicht ohne Weiteres akzeptiert.

Für die 147 geschädigten Anlegerinnen und Anleger der in Konkurs gegangenen Tønder Bank, die am Ball geblieben sind, scheint sich nach zehn Jahren die Endrunde anzubahnen.

„Der Antrag ist einstimmig durchgegangen. 63 Personen haben dafür gestimmt, dass wir, wie vorgeschlagen, mit der Bank aus Hamburg einen Kompromiss eingehen“, berichtet der Vorsitzende von Tønderinvestor 2009, Bjarne Laugesen, dem „Nordschleswiger“.

Bereits auf der ersten außerordentlichen Generalversammlung Anfang des Monats gab es Zustimmung für diese Marschroute.

Einfache Mehrheit reicht

Laut Satzungen war aber eine zweite Versammlung nötig, da bei der ersten Ausgabe nicht die erforderlichen zwei Drittel aller Mitglieder teilnahmen und mit Ja votierten. Beim zweiten Durchlauf genügte eine einfache Mehrheit unter den Teilnehmenden.

Die geschädigten Anlegerinnen und Anleger streben eine Vereinbarung mit der deutschen Bank aus Hamburg an, bei der die Tønder Bank seinerzeit 138 Millionen Kronen geliehen hatte.

Mit dem Kompromiss wollen die Geschädigten zumindest etwas von ihren verloren gegangenen Investitionen in der Größenordnung zwischen 25.000 Kronen und Beträgen in Millionenhöhe an Land holen. Sie hatten 2009 in hybrides Kernkapital investiert. Auch wollen sie einen jahrelangen Rechtsstreit mit dem Konkursverwalter umgehen.

Arbeit steht noch bevor

Ursprünglich hatten die 147 Geschädigten 25 Millionen Kronen von der Konkursmasse gefordert. In der Konkursmasse gibt es laut Laugesen noch ungefähr 103 Millionen Kronen.

Der Vorstand hat noch allerhand zu tun. „Als Nächstes müssen wir die Absprache mit der Hamburger Bank unterschreiben und dem Gericht in Sonderburg mitteilen, dass wir keinen Prozess wünschen“, erläutert Laugesen.

Der Gerichtsprozess war für diesen Monat anberaumt.

Der Konkursverwalter ist uns nie sonderlich gewogen gewesen und zückt den großen Bleistift. Er will 12,5 Millionen Kronen.

Bjarne Laugesen, Vorsitzender

Es sei schwer zu prophezeien, wann das Geld auf das Konto eingehen würde. „Wir erwarten, dass es im ersten Halbjahr von 2023 der Fall sein wird“, so Laugesen.

Die Gerichtsverfahren
2015:
Bankdirektor Mogens Mortensen wird zu einer Geldstrafe in Höhe von 25.000 Kronen verurteilt. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass er grob fahrlässig gehandelt hat. Ihm wird vorgeworfen, die brisante finanzielle Situation der Bank verschleiert zu haben, auch zu einem Zeitpunkt, als noch Investoren Geld in das Unternehmen steckten.
2016: Dem Revisor der Tønder Bank, Carsten Petersen aus Hadersleben (Haderslev), wird vom standesrechtlichen Gremium der dänischen Revisoren ein Bußgeld in Höhe von 200.000 Kronen auferlegt, da er bei der Revision zu unkritisch vorgegangen sein soll.
2020: Der Anlegerkreis Foreningen Tønderinvestor 2009 gewinnt in zwei Instanzen einen Sieg gegen den Nachlassverwalter, der bis Ende Januar 2021 sämtliche Papiere vorlegen muss, aus denen hervorgeht, warum es 2012 zum Zusammenbruch der Bank gekommen ist.
2022: März: Der Prozess des Anleger-Kreises ist für den 12., 13., 26. und 29. September sowie den 3. und 4. Oktober anberaumt.
2022: September: Der Prozess ist auf Wunsch des Anlegerkreises, der einen Vergleich anstrebt, vertagt worden.
2022: 20. September: Der Anlegerkreis, der mit der Hamburg Commercial Bank einen Kompromiss eingehen will, beschließt, dass der Gerichtsprozess abgesagt werden soll.
2023: 7.Juli:Das Gericht in Sonderburg unterstützt die Gehaltsforderungen des Vermögensverwalters Boris Frederiksen in Höhe von 31,5 Millionen Kronen.

 

Honorar vom Konkursverwalter im Fokus

Ein Knackpunkt sei noch die Höhe des Honorars, das Kammeradvokat Boris Frederiksen in der Rolle als Konkursverwalter fordert.

„Er ist uns nie sonderlich gewogen gewesen und zückt den großen Bleistift. Er will 12,5 Millionen Kronen. Dem werden wir nicht zustimmen, sondern vor Gericht Einspruch erheben. Der dänische Anwalt der deutschen Bank und verschiedene Juristen, mit denen ich gesprochen habe, halten diesen Betrag für unerhört“, berichtet Bjarne Laugesen. 

Weniger Lohn, mehr für die Mitglieder

„Wenn das Honorar herabgestuft wird, springt laut Absprache mit der Bank mehr für unsere Mitglieder heraus“, sagt Laugesen. Er führt an, dass das Gericht schon vor einigen Jahren das damals vom Konkursverwalter geforderte Honorar um etwa 2 Millionen Kronen reduziert hatte.

Der Verein Tønderinvestor 2009 erhofft für seine Mitglieder vor Abzug der Kosten eine Auszahlung in der Spanne von 27 bis 35 Prozent der ursprünglichen Forderung von 25 Millionen Kronen.

 

Die Entwicklung

  • 2. November 2012: Die Tønder Bank geht kurz vor ihrem 100-jährigen Bestehen in Konkurs, das Eigenkapital ist futsch. Die staatliche Finanzbehörde hatte die Bank bei einem Kontrollbesuch gezwungen, als Folge von deftigen Verlustgeschäften, Abschreibungen in Höhe von 300 Millionen Kronen vorzunehmen. Ihr Eingreifen wurde vom Aufsichtsrat und dem Bankdirektor als eigentlicher Grund für die Pleite genannt. Schließlich kenne man seine Kunden besser als die Behörde.
    Die Sydbank übernimmt das Geldinstitut und die Kunden für 118 Millionen Kronen. Deren Spareinlagen werden damit zumindest gerettet. Das gilt nicht für Aktien und die Wertpapiere, die in hybrides Kernkapital angelegt worden waren. 9.300 Aktionärinnen und Aktionäre verlieren ihr Geld. Die Aktionäre haben einen Rechtsstreit aufgegeben.
  • Die Kundinnen und Kunden, die 2009 in hybrides Kapital (Zertifikate mit Kapitalgarantie) investiert hatten, schließen sich zum Verein Foreningen Tønderinvestor 2009 zusammen, um eine Entschädigung vor Gericht zu erstreiten. Die Kunden, die 2012 – also im Jahr der Pleite – ebenfalls ihr Geld in Hybrid-Kapital gesteckt hatten, wurden von der Sydbank entschädigt. 
  • Der erste Vorsitzende des Vereins war Palle Christiansen. Nach seinem Tod übernahm Bjarne Laugesen den Vorsitz des Zusammenschlusses.
  • Drei Jahre vor dem Konkurs hatten 308 Kundinnen und Kunden 38 Millionen Kronen in hybrides Kapital investiert. Davon einigten sich 147 Anteilseigner, die Forderungen in Höhe von zusammen fast 25 Millionen Kronen vor Gericht zu erstreiten. Sie meinen, von der Bank bei ihrer Investition hinters Licht geführt worden zu sein, da das Geldinstitut schon vor 2009 in Schwierigkeiten gesteckt hat, so ihr Argument.
  • Der Kurator, Kammeradvokat Boris Frederiksen, lehnt ihre Forderungen ab und weigert sich, Unterlagen mit Transaktionen öffentlich vorzulegen, die zum Fall der Tønder Bank führen. In zwei Instanzen erreicht der Verein, dass das Material vorgelegt werden muss.
  • Der Kurator bezweifelt, ob diese Kundschaft überhaupt entschädigungsberechtigt ist.
  • Frederiksen fordert eine Wiedergutmachung in Höhe von 179 Millionen Kronen von Bankdirektor Mogens Mortensen, dem Aufsichtsrat der Bank und dem Revisor. Zu einem Prozess kommt es nie, da ein Vergleich mit dem Kurator ausgehandelt wird. Die Versicherung des Aufsichtsrats zahlt 40 Millionen Kronen in die Konkursmasse ein. Der Vergleich ist mit der Einhaltung der Schweigepflicht verknüpft.
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