Energiekrise

„Spitzen“-Museum: Endspurt vor Zwangspause

„Spitzen“-Museum: Endspurt vor Zwangspause

„Spitzen“-Museum: Endspurt vor Zwangspause

Tondern/Tønder
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Museumsinspektorin Elsemarie Dam-Jensen in Dröhses Haus Foto: Monika Thomsen

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Die Museumsfiliale Dröhses Haus in der Fußgängerzone in Tondern, die sich auf geklöppelte Spitzen spezialisiert hat, schließt am 30. Dezember für zwölf Monate ihre Türen. Mit diesem Schritt und weiteren Maßnahmen will der nordschleswigsche Museumsverband die Steilkurve der Energieausgaben in Schach halten.

Wer sich vor Toresschluss die aktuelle Ausstellung „Løgumklosterkniplinger – kulturarv i grænselandet“ in Dröhses Haus in Tondern anschauen will, muss sich sputen. Letzter Öffnungstag im Museum in der Fußgängerzone in Tondern ist am Freitag, 30. Dezember.

Diesmal währt der Winterschlaf des historischen Hauses nicht nur einige Monate bis zur Frühjahrssaison.

Im Zuge der Sparbremse beim nordschleswigschen Museumsverband öffnet sich die Eingangstür in dem anno 1672 gebauten Giebelhaus 2023 gar nicht für Besucherinnen und Besucher.

Zwei Stätten sind schon zu

Die Filiale des kulturhistorischen Museums in Tondern gehört zu den drei Einrichtungen, die wegen der prognostizierten hohen Energiekosten in den neun Häusern von Museum Sønderjylland im kommenden Jahr geschlossen bleiben.

Das Schifffahrtsmuseum in Apenrade (Aabenraa) und das Ziegeleimuseum Cathrinesminde auf der Halbinsel Broacker (Broagerland) sind bereits seit Saisonende vor zwei Monaten geschlossen. Außerdem werden im Museumszusammenschluss elf Stellen abgebaut.

Museum seit vielen Jahren präsent

„Es ist traurig, dass die Situation es notwendig macht“, so Museumsinspektorin Elsemarie Dam-Jensen, die unterstreicht, dass es sich um eine vorübergehende Schließung handelt.

Das kulturgeschichtliche Museum in Tondern hat seit vielen Jahren ein Standbein in Dröhses Haus, das im Barockstil von Amtsschreiber Friedrich Jürgensen errichtet wurde.

Seinen Namen verdankt das Gebäude dem Buchhändler F. W. E. Drøhse, der es 1859 erwarb.

Die Tür bleibt 2023 für Museumsgäste zu. Foto: Monika Thomsen

Internationale Auszeichnung

Das Gebäude, das zu den am besten erhaltenen in der Stadt gehört, wurde 1986 mit dem Europa-Nostra-Preis ausgezeichnet.

Der damalige Besitzer Helge Kragelund hatte in einem vier Jahre dauernden Bauprozess das Gebäude im westschleswigschen Baustil originalgetreu restauriert, wie aus dem Zeitungsarchiv des „Nordschleswigers“ hervorgeht.

Stiftung stellt Haus zur Verfügung

Das Museum nutzte das Haus seit 1997 anfangs auf Versuchsbasis als Präsentierteller für geklöppelte Spitzenkunst made in Tondern.

2003 erwarb die Stiftung Peder Aarslevs Fond das Haus. Am 1. April 2023 sind es 20 Jahre her, dass die Stiftung dem Tonderner Museum Dröhses Haus kostenlos zur Verfügung stellte. 

„Daran ändert sich durch die zwischenzeitliche Schließung nichts“, berichtet Elsemarie Dam-Jensen.

Es ist traurig, dass die Situation eine vorübergehende Schließung notwendig macht.

Elsemarie Dam-Jensen

Eine Mitarbeiterin der Einrichtung werde voraussichtlich mit an die Museumsadresse an Wegners Plads gehen, und eine weitere Kraft wechselt im Frühjahr in den Vorruhestand.

2023 muss man sich mit einem Blick durchs Fenster begnügen. Foto: Monika Thomsen

Dauerausstellung bleibt

Die Dauerausstellung und die Spitzensammlung verbleiben im Haus. Die Gruppe um das Klöppelfestival werde dort weiterhin ihre Räumlichkeiten für Unterrichtszwecke und Sitzungen nutzen.

In der Stube mit dem Erker im Parterre gibt es neben Kunsthandwerk auch Klöppelmuster, Klöppel und Faden zu kaufen. Angedacht ist, dass diese Waren mit zum Museumsstandort am Wegners Plads umziehen.

Reduzierter Cafébetrieb

Das Sparziel hat auch Auswirkungen auf das Museumscafé am Wegnerpladsen, das in seiner bestehenden Form geschlossen wird. Während der Woche müssen sich die Gäste im Selbstbedienungsverfahren mit Kaffee und Kuchen versorgen. An den Wochenenden wird das Café jedoch weiterhin bemannt sein.

Im neuen Jahr wird sich Elsemarie Dam Jensen als Erstes daranmachen, die Leihgabe vom Museumsberg Flensburg mit den Spitzenproben aus Lügumkloster (Løgumkloster) abzubauen und zurückzuliefern. Die Ausstellung hätte ursprünglich bis zum Frühjahr laufen sollen.

Auszeit, um Lösungen zu suchen

Indes tritt der Museumsvorstand nicht nur auf die Kostenbremse, sondern macht sich auch auf die Suche nach energetischen Lösungen.

Mit dem Timeout gewinne man Zeit, um in neue Energielösungen zu investieren, sagte der Direktor des Verbandes, Axel Johnsen, dem „Nordschleswiger“ im Herbst, als die vorübergehenden Schließungen bekannt gegeben wurden.

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