Klöppelfestival

Alte Handarbeitstechnik in Kinderhöhe vermittelt

Alte Handarbeitstechnik in Kinderhöhe vermittelt

Alte Handarbeitstechnik in Kinderhöhe vermittelt

Tondern/Tønder
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Gustav und Aksel (v. l.) waren davon überrascht, dass das Klöppeln Spaß machte. Foto: Monika Thomsen

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Dass Klöppeln Spaß machen kann, diese Erfahrung machten einige Schülerinnen und Schüler in Tondern. Am anderen Ende der Altersskala zieht es einen 74-Jährigen von Seeland immer wieder zum Klöppelfestival mit internationalem Flair in die Wiedaustadt.

„Ihr braucht keine Angst zu haben, das ist nur Holz und ein Faden“, sagte Kirsten Brodersen, als die Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse von Marieskolen in Tondern im kulturgeschichtlichen Museum an den Klöppelkissen Platz nahmen.

Zuvor hatte Museumsinspektorin Elsemarie Dam-Jensen die Schulklasse in der Spitzenausstellung im kulturgeschichtlichen Museum in die Geschichte die Tonderner Spitzen eingeführt. Auch die Silberschätze des Museums lernten sie kennen.


„Der muss zu seinem Freund, diese müssen den Platz tauschen“, lautete die Anleitung mit Blick auf die Klöppel von der Klöppellehrerin zu einem Jungen.

 

Hella Jacobsen weihte die Fünftklässerinnen in die Klöppeltechnik ein. Foto: Monika Thomsen

Muster designt

Am Nachbartisch ging es um das Entwerfen von Klöppelmustern.

„Ich habe das Klöppeln erst als Erwachsene gelernt“, erzählte Kirsten Brodersen den Kindern. Mittlerweile kennt sie sich seit 40 Jahren mit diesem Handarbeitszweig aus und vermittelt seit vielen Jahren ihre Kenntnisse weiter.

Auch ihre Kollegin Hella Jacobsen zeigte den Kindern, wie es auf dem Klöppelkissen lang geht.

Konzentration hoch zwei

Konzentriert bei der Sache bei dem Versetzen der hellblauen Fäden war Siv Jørgensen Klippert. „Das ist toll. Es ist ein bisschen schwer“, meint sie bei ihrer Premiere in der Rolle als Klöpplerin.

„Ich mag gerne Handarbeit machen“, berichtet die Zwölfjährige, die auch stricken kann.

Kirsten Brodersen hilft den Jungen mit den Klöppeln auf die Sprünge. Foto: Monika Thomsen

Überraschende Erfahrung

„Es ist ziemlich einfach, wenn man die Methode herausgefunden hat. Wir haben ein einfaches Muster gewählt“, sagen Aksel von Wildenradt Mathiesen und Gustav Valdemar Friis Thomsen. Auch für sie ist es das erste Mal, dass Klöppeln auf dem Stundenplan steht.

„Ich dachte eigentlich, dass es megalangweilig sein würde, da ich Stricken und Nähen nicht mag. Ich bin überrascht, wie viel Spaß es macht“, so Aksel, während Valdemar zustimmt.

Mit etwas alternativen Materialien ging es an dem einen Messestand zu. Foto: Monika Thomsen
So geht es auch: eine Sitzgelegenheit Foto: Monika Thomsen

Frauen in der Mehrzahl

Wenn auch deutlich in der Unterzahl, so gibt es dennoch Männer beim Klöppelfestival in den Tondernhallen. Ein junger Norweger und ein Kollege aus den französischen Alpen haben das Klöppeln neu interpretiert, und ihre Fäden sind zum Beispiel Taue und Kabel.

Seit 58 Jahren am Klöppelkissen aktiv

An einem herkömmlichen Klöppelkissen ist Aage Holgersen zu finden, der sich keine Ausgabe des Festivals entgehen lässt. Der Klöppler aus dem seeländischen Mørkøv westlich von Holbæk klöppelt seit 58 Jahren und feiert am Sonnabend, 4. Juni, seinen 75. Geburtstag.

Die Tonderhallen haben sich in ein Eldorado für Klöppelfans verwandelt. Foto: Monik aThomsen

Begeisterter Schwede

Er hat ein Faible für belgische Spitzen. In Tondern sind die Tonderner Spitzen das Thema. „Das ist ganz unglaublich. Das Klöppeln habe ich 1965 bei meiner Großmutter gesehen“, kommt es spontan von einem Schweden, der für Klöppelfans aus dem nordischen Nachbarland Fahrer ist.

„Damals hat es mich nicht interessiert. Heute bin ich aber etwas neugierig“, berichtet er, bevor es ihn weiterzieht.

Aage Holgersen lässt sich kein Klöppelfestival entgehen. Foto: Monika Thomsen

Handarbeit von Kindesbeinen an

„Ich mache schon seit meinem siebten Lebensjahr Handarbeit“, berichtet indes Holgersen.

„Als ich als Kind aus den Ferien von meiner Tante Anna auf Langeland zurückkehrte, die mir das Klöppeln gezeigt hatte, habe ich mir ein eigenes Klöppelkissen zusammengezimmert“, so der noch 74-Jährige.

Er kennt sich auch damit aus, wie man auf dem Computer Klöppelmuster entwirft und hat seinerzeit andere unterrichtet.

Auf der Verkaufsausstellung gibt es eine breite Vielfalt. Foto: Monika Thomsen

Viele und dünne Fäden

Und was ist für ihn das Faszinierende am Klöppeln? „Es ist vielleicht das, dass es so präzise ist. Und dann ist es eine Schwäche von mir, dass ich ganz viele und ganz dünne Fäden bevorzuge“, so Aage Holgersen, während einige Damen den Blick auf seine Arbeit werfen.

Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) hatte morgens das Festival mit internationalem Flair eröffnet, das bis einschließlich Pfingstsonntag läuft.

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