Deutsche Minderheit

Museum über Fotos von Toten: „Zeigen, was Krieg bedeutet“

Museum über Fotos von Toten: „Zeigen, was Krieg bedeutet“

Museum über Fotos von Toten: „Zeigen, was Krieg bedeutet“

Sonderburg/Sønderborg
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Die Generalversammlung des BDN-Ortsvereins Sonderburg findet im deutschen Museum statt. Foto: Sara Wasmund

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Das Deutsche Museum für Nordschleswig zeigt eine Reihe von Porträts von gefallenen Kriegsfreiwilligen aus Nordschleswig. Wird damit die Privatsphäre von Familien verletzt? Der Museumsleiter antwortet.

Das Deutsche Museum für Nordschleswig zeigt ab Anfang Juni Hunderte Porträts von Gefallenen aus Nordschleswig, die im Zweiten Weltkrieg für Deutschland kämpften und starben. In einem Ausstellungsraum über die Zeit des Nationalsozialismus in Nordschleswig werden an einer Wand die Gesichter der Toten ausgestellt. Fotos, die die NSDAP von den Kriegsfreiwilligen angefertigt hat, bevor diese in den Krieg zogen.

„All die gezeigten Personen sind nicht wieder zurückgekehrt“

Nach der Berichterstattung über die neue Ausstellung stellten Leser des „Nordschleswigers“ die Frage nach der Privatsphäre. „Wir haben bewusst auf die Nennung der Namen verzichtet und zeigen nur die Fotos. Uns ist klar, dass diese Ausstellung Gefühle hervorruft. Aber wir wollen als Museum nicht nur die positiven Geschichten erzählen. Wir zeigen, was der Krieg angerichtet hat. All die gezeigten Personen sind nicht wieder zurückgekehrt. Hatten keine Chance darauf, Familien zu gründen. Die deutsche Minderheit hat rund 760 Männer im Krieg verloren“, so Hauke Grella.

Ein junger Kriegsfreiwilliger aus Nordschleswig, der nie aus dem Krieg zurückkehrte Foto: Sara Wasmund

Aus Rücksicht auf die wenigen noch lebenden Hinterbliebenen der Gefallenen werden aber vor allem die Gesichter der jungen Soldaten gezeigt – Jungen, die gerade einmal als Jugendliche galten und somit zumeist selbst noch keine Familien gegründet hatten. „Und nie welche gründeten, denn ihr Leben wurde durch den Krieg beendet. Sie hatten keine Gelegenheit, ein normales Leben zu führen. Wir denken, es ist wichtig, das so auch zu zeigen“, so Grella. Die Besucher könnten sehen, wie jung die Freiwilligen noch waren – und wie wenig sie wissen konnten, was an der Front an Grauen auf sie zukam.

NSDAP-Porträts aus dem Dibbern-Haus

Wem gehören die Rechte an diesen Fotos? Die Porträts hingen bis 1945 öffentlich im Dibbern-Haus in Apenrade, dem Sitz der NSDAP. Nach Kriegsende haben verschiedene Personen und Institutionen die Porträts aufbewahrt, und 1988 gingen sie an das Museum über. „Im Allgemeinen wird ein Dokument unterzeichnet, das dem Museum die Genehmigung gibt, die Bilder öffentlich zu zeigen“, erläutert der Museumsleiter. „Die Porträts sind Museumsgegenstände, und als solche wollen wir sie auch zeigen.“

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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