Benzinpreise

Tanktourismus im Grenzland: Der Ausflug lohnt sich nicht

Tanktourismus im Grenzland: Der Ausflug lohnt sich nicht

Tanktourismus im Grenzland: Der Ausflug lohnt sich nicht

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Aktuelle Benzinpreise in Apenrade.
Die aktuellen Spritpreise am Freitagnachmittag an einer Tankstelle in Apenrade Foto: Karen Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Benzinpreise in Dänemark und Schleswig-Holstein sind hoch. Doch wo sollten Grenzpendelnde und Autofahrende auf Einkaufstour am ehesten tanken − in Deutschland oder in Dänemark? Warum man lange Wege für vermeintlich günstigeren Sprit unterlassen sollte und es aktuell vielmehr auf den richtigen Zeitpunkt ankommt.

Die Tanknadel neigt sich bereits in den roten Bereich − doch fahre ich jetzt in Deutschland oder Dänemark an die Zapfsäule? Diese Frage stellen sich vor allem Grenzpendlerinnen und -pendler wohl regelmäßig.

In einer Meldung der Nachrichtenagentur „Ritzau“ wird aktuell vermutet, Schleswig-Holsteiner könnten wieder häufiger als Tanktouristen nach Dänemark kommen. Hintergrund: Eine seit Jahresbeginn höhere Dieselsteuer würde nun die Preise in Deutschland stark steigen lassen. Doch kommt das wirklich so?

Entwarnung gibt der ADAC Schleswig-Holstein − zumindest für den Moment. „Der Anstieg der Dieselsteuer, wie es die Agentur schildert, bezieht sich nicht auf die im Spritpreis für die Sorte Diesel enthaltene Steuer, sondern auf die KfZ-Steuer, die pro zugelassenem Fahrzeug gesondert fällig wird. Hier ist die Idee der Regierung, dass neue Verbrenner-Motoren mit höherem CO₂-Ausstoß höhere Kfz-Steuer bezahlen müssen“, sagt Pressesprecher Rainer Pregla. Laut Bundesfinanzministerium sollen die stärkere CO₂-Gewichtung bei der Steuer und die Begünstigung besonders schadstoffarmer Pkw „deutliche Anreize für innovative klimaschonende Mobilität“ setzen, die perspektivisch bezahlbar bleibt. Auf den Spritpreis hat das also zunächst keine Auswirkungen.

Erhöhung der CO₂-Abgabe für 2023 in Deutschland ausgesetzt

Richtig ist: Die CO₂-Abgabe sorgt bereits für höhere Spritpreise. „Sie ist in Deutschland 2021 in Kraft getreten und hat im ersten Jahr zu einem durchschnittlichen Anstieg von 0,52 Kronen (7 Cent) beim Literpreis für Super-Benzin und 0,59 Kronen (8 Cent) beim Diesel geführt“, sagt Pregla. 2022 belief sich die durchschnittliche Erhöhung auf 0,62 Kronen (8,4 Cent) (Benzin) und 0,71 Kronen (9,5 Cent) bei Diesel. Eigentlich sollte der CO₂-Preis zum 1. Januar 2023 auf 260,3 Kronen (35 Euro) pro Tonne erhöht werden. Aufgrund der fortwährenden Energiekrise wurde dies durch die Bundesregierung jedoch auf 2024 verschoben.

Der CO₂-Preis soll voraussichtlich 2026 bei 409 Kronen (55 Euro) je Tonne liegen. Der Liter Benzin dürfte laut ADAC dann fast 1,19 Kronen (16 Cent), der Liter Diesel 1,26 Kronen (17 Cent) mehr kosten.

Im Schnitt der vergangenen Jahre war Diesel in Deutschland wegen der niedrigeren Besteuerung gut 1,12 Kronen (15 Cent) günstiger als E10. Mit Beginn des Ukraine-Krieges überholte Diesel Superbenzin beim Preis. Höhepunkt war der Oktober 2022, als Diesel teilweise 1,49 Kronen (20 Cent) teurer war als Super E10. Mittlerweile ist Diesel-Kraftstoff seit fünf Monaten teurer. Grund ist laut Automobilclub ADAC die andauernde hohe Nachfrage nach Heizöl. Ebenfalls bedient sich die Industrie an Diesel als Gasersatz. Der Aufschlag sei jedoch nicht in dem Ausmaß zu rechtfertigen, sagt der ADAC.

Der Kraftstoffpreis setzt sich aus Steuern und Abgaben zusammen. Allein die Energiesteuer (früher Mineralölsteuer) macht bei Super je Liter 4,87 Kronen (65,45 Cent), bei Diesel 3,50 Kronen (47,07 Cent) aus. Obendrauf kommen dann noch 19 Prozent Mehrwertsteuer.

Preisentwicklung im Web oder per App checken

Für Flensburg bedeutete das am Freitagmorgen um 11 Uhr einen durchschnittlichen Benzinpreis von 1,65 Euro/Liter (12,27 DKK), beim Diesel waren es 1,77 Euro/Liter (13,17 DKK). Jedoch schwanken die Preise an den Zapfsäulen in Deutschland im Tagesverlauf sehr stark, weshalb es sich lohnt, die Preisentwicklung im Internet oder per App zu checken. „Die Zeiten, in denen der Gesetzgeber in Deutschland vorgeschrieben hat, wie oft am Tag der Benzinpreis geändert werden durfte, sind vorbei. Hier regiert tatsächlich der freie Markt und Wettbewerb“, sagt Rainer Pregla, Pressesprecher des ADAC Schleswig-Holstein.

Empfehlenswert sind hier etwa Webseiten wie „Clever Tanken“ oder „Benzinpreis“. Hier gibt es sogar eine Preisvorhersage für die kommenden Stunden. Eine komplette Liste gibt es über die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe des Bundeskartellamtes.

 

Die Zeiten, in denen der Gesetzgeber in Deutschland vorgeschrieben hat, wie oft am Tag der Benzinpreis geändert werden durfte, sind vorbei. Hier regiert tatsächlich der freie Markt und Wettbewerb.

Rainer Pregla, Pressesprecher ADAC Schleswig-Holstein

In Dänemark kostete am Freitagmorgen um 11 Uhr der Liter Super E10 13,61 Kronen (1,83 Euro), Diesel 13,39 Kronen (1,80 Euro). Das war zu diesem Zeitpunkt mehr als in Deutschland. Die Unterschiede bei den Benzinpreisen in Deutschland und Dänemark sind mittlerweile marginal, was an der ähnlichen Besteuerung liegt. Energie-, CO₂- und NOx-Steuern auf Benzin und Diesel werden auch in Dänemark erhoben. Für den Liter Super E10 fallen 4,62 Kronen an, wie in Deutschland also etwa 65 Cent. Bei Diesel sind es etwas weniger als in Deutschland, nämlich 3,20 Kronen (43 Cent). Dafür ist die Mehrwertsteuer auf den Produktpreis mit 25 Prozent höher.

Tanken in Deutschland am besten am späten Abend

So kommt es noch vermehrt auf die Tageszeit an, wann man in Deutschland oder Dänemark tanken sollte. Der ADAC empfiehlt den Zeitraum zwischen 18 und 22 Uhr, da hier viel Geld gespart werden kann. Teuerster Tankzeitpunkt ist demnach um 7 Uhr. Denn zwischen 5 und 11 Uhr schwanken die Preise derartig stark, dass sie meist über dem Niveau des restlichen Tages liegen. „Die Spritpreise an den Tankstellen ändern sich im Tagesverlauf mehrfach, und die Preisbildung an den Zapfsäulen wirkt auf Autofahrende undurchsichtig. Das ist blankes Kalkül: Die Mineralölkonzerne versuchen, mit den häufigen Preissprüngen ihren Gewinn anzukurbeln“, sagt Pregla.

Die Spritpreise an den Tankstellen ändern sich im Tagesverlauf mehrfach, und die Preisbildung an den Zapfsäulen wirkt auf Autofahrende undurchsichtig. Das ist blankes Kalkül: Die Mineralölkonzerne versuchen, mit den häufigen Preissprüngen ihren Gewinn anzukurbeln.

Rainer Pregla

Im Schnitt konnte der ADAC sieben Preiserhöhungen pro Tag feststellen – die Preisschwankungen betrugen durchaus bis zu 0,89 Kronen (12 Cent) je Liter. Bitter ist das für alle im Grenzland. „Nach unseren Erfassungen zählt Schleswig-Holstein eher zu den teureren Bundesländern, was Sprit angeht. Im Vergleich liegen wir jedenfalls meist eher an der Spitze. Über die Gründe kann man leider nur spekulieren.“

Tanken in Dänemark am besten vor 10 Uhr

Die dänischen Tankstellenketten, etwa Circle K, Q8 oder OK, geben meist den geltenden Tagespreis auf ihrer Webseite an. Die Preise lassen sich in Dänemark aber auch über Webseiten wie Fuelfinder prüfen. „Tatsächlich ist es so, dass die Preise in Dänemark im Tagesverlauf nicht so stark schwanken und in der Regel nur einmal am Tag geupdatet werden“, sagt Ilyas Drogu vom dänischen Verband der Automobilisten FDM

Anders als in Deutschland wird geraten, möglichst vor 10 Uhr zu tanken, weil dann die Tagespreise am niedrigsten sind. Der sogenannte Listen- oder Pumpenpreis wird um 10 Uhr festgelegt und fällt dann erst im Laufe des Tages ab. Änderungen richten sich hauptsächlich nach dem Rohölpreis und dem Dollarkurs. Eine lokale Konkurrenz gibt es in Dänemark faktisch kaum. Viele Ketten bieten Rabattkarten an, mit denen beim Tanken ein paar Öre gespart werden können. Am günstigsten ist es in der Regel an Tankautomaten.