Gefährlicher Bauplatz

„Es besteht akute Einsturzgefahr“

„Es besteht akute Einsturzgefahr“

„Es besteht akute Einsturzgefahr“

Naildtang/Naldtang
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Ausgerechnet am Tag der Arbeit, dem 1. Mai, musste der dänische Gerüstbauerverband Polizei und Arbeitsaufsicht auf einen Bauplatz in Naildtang bemühen. Foto: Friedrich Hartung

Die Arbeitsaufsicht hat auf Betreiben des dänischen Gerüstbauerverbandes den Bauplatz des neuen Naildtanglagers geschlossen. Erst wenn Missstände behoben sind, kann der Bau fortgesetzt werden.

„Ein Kollege hat mir am Donnerstag Fotos von dem Baugerüst dieses Bauprojekts in Naildtang geschickt. Diese Bilder haben mich veranlasst, den Weg von Kopenhagen nach Nordschleswig anzutreten, um mir selbst ein Bild zu machen“, sagt der Vorsitzende des dänischen Gerüstbauerverbandes, Thomas Strømsholt. Das Bild, das sich ihm am Freitagmorgen bot, war noch viel schlimmer, als er befürchtet hatte.

Ein Fall für die Arbeitsaufsicht

„Das Gerüst mit Wetterschutzdach ist nicht von Fachleuten angebracht worden. Das sieht man sofort. Es hat an einer Seite sogar eine gewisse Neigung. Es besteht akute Einsturzgefahr. Verschlimmert hat sich die Situation dadurch, dass die Planen nicht vorschriftsmäßig befestigt sind. Bei einem heftigeren Windstoß besteht die Gefahr, dass die komplette Konstruktion abhebt“, schildert Strømsholt die Situation auf der Baustelle des neuen Schullandheimes „Naldtanglejren“ in Naildtang.

Männer mit grünen Helmen verheißen auf Bauplätzen selten Gutes. Sie sind ein Erkennungsmerkmal der dänischen Arbeitsaufsicht. Foto: Friedrich Hartung

Strømsholt alarmierte sofort die Arbeitsaufsicht, die allerdings erst zum Bauplatz kam, als sie später von der Polizei angefordert wurde, die der Verbandsvorsitzende ebenfalls angerufen hatte.  

Fast schon nebensächlich ist in seinen Augen da fast die Tatsache, dass dort mehrere Maurer am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, arbeiteten und damit einen Tarifverstoß begangen haben. Auch das hat er zur Anzeige gebracht.

Kein direkter Dialog möglich

Als die Vertreter des Gerüstbauerverbandes die dort tätigen Bauhandwerker auf die Missstände aufmerksam gemacht hatten, hätten sie zunächst ungerührt ihre Arbeit fortgesetzt. „Nach einer Weile haben sie dann doch die Arbeit niedergelegt, aber leider ohne den Bauplatz weiter zu sichern“, ist Strømsholt doch deutlich entsetzt.

„Mit uns wollte das zuständige Bauunternehmen anfangs überhaupt nicht reden, dabei haben wir den Dialog gesucht. Der Arbeitsaufsicht gegenüber zeigte sich der zuständige Projektleiter jedoch kooperationsbereit und versprach, die Missstände in Ordnung zu bringen“, ist Thomas Strømsholt nachträglich dann doch beruhigt.

Weil das alte Schullandheim in Naildtang marode geworden war, wurde es abgerissen und soll nun durch ein neues, zeitgemäßes Gebäude für Kinder- und Jugendgruppen ersetzt werden. Foto: Friedrich Hartung

Der Tipp kam von einem ehemaligen Gerüstbauer

Einem ehemaligen Gerüstbauer, der in der Nähe wohnt, war das abenteuerliche Konstrukt aufgefallen, und er hatte einen jungen, engagierten Kollegen in Kenntnis gesetzt. Besagter Kollege ist der gebürtige Tingleffer Tony Nicolaisen. Er war es auch, der seinem Verbandsvorsitzenden Meldung machte.

Tony Nicolaisen (l.) im Gespräch mit dem Mann von der Arbeitsaufsicht Foto: Friedrich Hartung

„Diese Art des freistehenden Gerüstes ohne feste Verankerung noch dazu mit Wetterschutzdach ist die Champions League des Gerüstbaus. Das erfordert nicht nur eine zweijährige Gerüstbauerausbildung, sondern weitere Zusatzkurse, bevor man ein solches Gerüst überhaupt aufstellen darf. Und dann muss es außerdem noch von einem Statiker abgenommen werden, bevor es in Gebrauch genommen werden darf“, schildert Nicolaisen die besonderen Herausforderungen dieses Gerüsttyps.

„Maurer lernen im Rahmen ihrer Ausbildung zwar auch den Gerüstbau, aber ihre Ausbildung umfasst nur den Aufbau von verankerten Fassaden- und Maurergerüsten“, fügt er hinzu.

Um ein freistehendes Gerüst noch dazu mit Wetterschutzdach aufzubauen, bedarf es einer gezielten Ausbildung. Flatternde Planen sind zudem ein „gefundenes Fressen" für Windstöße. Foto: Friedrich Hartung

Spezialausbildung erforderlich

Für andere Arten von Gerüsten bedarf es einer Spezialausbildung. „Viel zu häufig werden die geltenden Bestimmungen von Bauunternehmen nicht beachtet. Viele Unternehmen wollen einfach das Geld für einen Fachmann sparen. Ich glaube, dass fast auf jedem zweiten Bauplatz die Gerüstbestimmungen nicht eingehalten werden. Das ist gefährlich. Das kann Menschenleben kosten“, bemerkt Tony Nicolaisen scharf.

Kein Kommentar des Bauunternehmens

„Der Nordschleswiger“ hat übrigens mehrfach vergeblich versucht, den zuständigen Projektleiter des Bauunternehmens telefonisch zu erreichen und eine Telefonnummer hinterlegt. Auf den Rückruf warten wir noch immer.

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