Generalversammlung

Raue See beim Nordschleswigschen Ruderverband

Raue See beim Nordschleswigschen Ruderverband

Raue See beim Nordschleswigschen Ruderverband

Hadersleben/Haderslev
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Der Vorstand des NRV musste sich bei der Generalversammlung einiges anhören. Foto: dodo

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Der Vorstand des Nordschleswigschen Ruderverbandes sah sich bei der Generalversammlung teils wütenden Fragen ausgesetzt. Der Grund für die aufgeheizte Stimmung: die Kündigung von Ruderlehrer Marc-Oliver Klages.

Nachdem es bei diversen Generalversammlungen deutscher Rudervereine in den vergangenen Wochen bereits zu Diskussionen über die Kündigung des NRV-Ruderlehrers Marc-Oliver „MOK“ Klages und vor allem über die Art und Weise, wie diese vonstattenging, gegeben hatte, konnte der Vorstand des Nordschleswigschen Ruderverbandes am Sonnabend vermutlich schon erahnen, was auf ihn zukommen würde.

Er hatte zur Generalversammlung in die Räumlichkeiten des Deutschen Rudervereins Hadersleben geladen. Wohin die Reise an diesem Tag gehen wird, wurde direkt nach wenigen Minuten deutlich, als der NRV-Vorsitzende Jan Georg Hoff während der Ehrungen Ruderlehrer MOK für dessen Arbeit danken wollte, dieser allerdings mit einem energischen „das könnt ihr euch sparen“, die Worte Hoffs unterbrach.

Der Betroffene ergreift das Wort

Während die diversen Berichte, die alle in schriftlicher Form vorlagen, nicht auch noch vorgetragen wurden, nutzte Marc-Oliver Klages den Tagesordnungspunkt, um seine Sicht der Dinge zu seinem Kündigungsschreiben zu schildern. Darin heißt es unter anderem, dass „neue Impulse und Ideen benötigt werden“.

So merkte er an, dass Vorschläge von ihm, unter anderem zur Mitgliedergewinnung bei Germania, indem man ein Studierendenrudern anbieten könnte, ohne größeren Meinungsaustausch abgewürgt wurden.

Auch habe er, so MOK in seiner Rede, bereits zu Beginn seiner Amtszeit gemeinsam mit Anton Hirschauer die Idee eines Zukunftsworkshops in der NRV-Vorstandssitzung vorgebracht. „Die Reaktion eines damaligen und auch noch im heutigen Vorstand sitzenden Mitglieds war sinngemäß: ,Oh wie schön. Dann verbringen wir ein schönes Wochenende in Sankelmark mit Essen und Trinken und haben es dann richtig gemütlich und lassen es uns gutgehen'. Ihr könnt euch denken, was dann im Nachgang aus dieser Idee eines Zukunftsworkshops geworden ist – nämlich nichts“, so Marc-Oliver Klages.

Ruderlehrer Marc-Oliver Klages war aus dem Vorstand der Einzige, der sich zu seiner Kündigung zu Wort meldete. Foto: dodo

2018, einige Jahre später, habe er dann den geschäftsführenden Vorstand um ein Personalgespräch gebeten, in welchem er die Sorge zum Ausdruck gebracht habe, „dass es in den Bootshäusern immer weniger Kinder und immer mehr grauhaarige ältere Mitglieder“ gebe.

„Meine Frage war dann auch, wo will der NRV in fünf oder zehn Jahren sein? Gibt es uns noch, oder sind wir in Schönheit gestorben? Was passiert mit dem Ruderlehrer? Wird er noch gebraucht oder nicht? Wird er mit Kursen und Fortbildungen zum ,Allgemeinen Wassersportlehrer' weitergebildet? Das war 2018. Auf eine Antwort warte ich heute, sechs Jahre später, noch immer“, so MOK in seiner Rede.

Deutliche Kritik fand er auch an der Art und Weise, wie es zur Kündigung kam: „Wenn man mehr übereinander redet als miteinander, kann das Ganze schon mal in eine Richtung laufen, die man sich nicht vorgestellt hat. Die Klubs, die maßgeblich meine Kündigung vorangetrieben haben, das sind dieses Haus (Anm. d. Red. der Deutsche Ruderverein Hadersleben) und der Ruderverein Hoyer, deren Vorstände haben jedenfalls nicht mit mir geredet. Und die Mitglieder an der Basis, die regelmäßig zu meinem Training kamen und bis Ende März auch noch kommen werden, sind nicht einmal gefragt worden. Ich habe mehrfach einzelnen Mitgliedern des Vorstandes gesagt, dass, wenn es nicht mehr zusammenläuft, man sich zusammensetzt, sich tief in die Augen guckt und dann, wenn man feststellt, dass es nicht mehr zusammen klappt, man dann getrennte Wege geht. Das hätte dann geschmeidig über die Bühne gehen können, aber der Vorstand hat es anders gewollt. Nun sehen wir das Ergebnis: ein Scherbenhaufen“, so der Ruderlehrer.

Vorstand äußert sich nicht zu den Vorwürfen

Die Vorstandsriege des NRV ließ den Vortrag des Ruderlehrers mit versteinerter Miene über sich ergehen. Zu den Vorwürfen oder den aufgeworfenen Fragen äußerte sich keines der Vorstandsmitglieder.

42 Delegierte mit Stimmrecht waren bei der Generalversammlung anwesend. Foto: dodo

Protestierende Worte von den Mitgliedern

Weiteren Klärungsbedarf hatten allerdings einige Anwesende bei der anschließenden Diskussion.

So stellte eine erzürnte Frauke Candussi den demokratischen Ablauf der Kündigung infrage, weil diese ohne Rücksprache mit den Mitgliedern ausgesprochen wurde. „Ich kann das einfach nicht akzeptieren“, so Candussi, die von anderen Anwesenden anschließend darauf aufmerksam gemacht wurde, dass auch in der Wirtschaft Arbeitgeber keine Pflicht hätten, sich für Kündigungen von Mitarbeitenden zu rechtfertigen und dies auch nicht üblich sei.

Die Fragen, „warum man überhaupt nicht mit den Mitgliedern gesprochen habe“ und „warum Probleme nicht vorher in die Vereinsvorstände eingebracht wurden“, beschäftigten aber auch noch andere Mitglieder, die eine Antwort vom Vorstand forderten.

Vorsitzender: „Kann dazu nichts sagen“

Der NRV-Vorsitzende Jan Georg Hoff gab zu deren sichtlichen Enttäuschung allerdings dieselbe Antwort, die er bereits vor Monaten gegeben hatte: „Wir haben im Vorstand abgestimmt, und die Mehrheit hat entschieden. Da es eine Personalentscheidung ist, kann ich dazu nicht mehr sagen.“

Auf die Frage, wie es künftig weitergeht, und wer den Posten des Ruderlehrers übernimmt, vertröstete der Vorsitzende auf die kommende Woche. „Wir arbeiten an der Sache. Vermutlich können wir in der kommenden Woche schon mehr sagen“, so Hoff.

Kommissarische Jugendwartin

Für Gesprächsstoff sorgte auch eine beim Ergometerwettbewerb im Januar durchgeführte Wahl einer Jugendwartin, die aus Sicht des Vorstandes aus formellen Gründen nicht akzeptiert werden könne. Nach einigem Hin und Her darüber, was genau in der Satzung steht und wie die Paragrafen zu interpretieren seien, bot der Vorstand an, Sina Brandt den Posten kommissarisch zu geben, bis eine ordnungsgemäße Wahl stattgefunden habe.

Wir haben im Vorstand abgestimmt und die Mehrheit hat entschiedenen. Da es eine Personalentscheidung ist, kann ich dazu nicht mehr sagen.

Jan Georg Hoff, NRV-Vorsitzender

Weiter vakant ist der Posten einer Pressewartin oder eines Pressewarts. Interessierte dürfen sich beim 2. Vorsitzenden Chris Eisenkrämer melden.

Vorsitzender wiedergewählt

Trotz der harten Worte, denen sich der Vorsitzende Jan Georg Hoff während der Generalversammlung immer wieder ausgesetzt sah, brauchte er um seine Wiederwahl nicht zu bangen. Bei einer Nein-Stimme und zwei Enthaltungen wurde er von den anwesenden 42 Delegierten in seinem Amt bestätigt. Gleiches gilt auch für die Wanderruderwartin Angelika Feigel sowie die beiden Rechnungsprüfenden Helga Woltmann und Klaus W. Hoff.

Auch Ehrungen wurden an diesem Sonnabend in Hadersleben verteilt.

Dieter Hallmann legte bei den Herren mit 3.106 Kilometern die größte Ruderstrecke im vergangenen Jahr zurück. Bei den Frauen durfte sich Sina Brandt mit 2.235 Kilometern über die Auszeichnung freuen. Der Wanderruderpreis ging in diesem Jahr an den Deutschen Ruderverein Hadersleben und der Breitensportpreis an den Apenrader Ruderverein. Chris Eisenkrämer wurde zudem noch für seine besonderen Verdienste im Vorstand von Germania und im NRV mit dem silbernen Ehrenzeichen ausgezeichnet. Außerdem wurde Reinhart Grahn, Vorsitzender des Ruderverbandes Schleswig-Holstein und Versammlungsleiter der Veranstaltung, die Ehrenmitgliedschaft des NRV für seine „tatkräftige Unterstützung“ verliehen.

Die Geehrten: Sina Brandt, Dieter Hallmann, Reinhart Grahn, Angelika Feigel (für den DRH), Peter Asmussen (für den ARV) und Chris Eisenkrämer (v. l.) Foto: dodo
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