Knivsberg

Langbehnhaus erstrahlt im alten Glanze

Langbehnhaus erstrahlt im alten Glanze

Langbehnhaus erstrahlt im alten Glanze

Nordschleswig/Knivsberg
Zuletzt aktualisiert um:
Das renovierte Langbehnhaus auf dem Knivsberg soll das neue Versammlungshaus der Minderheit sein, hoffen Christian Jebsen, Vorsitzender der Knivsberggesellschaft, und Lasse Tästensen, Abteilungsleiter des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Renovierungsarbeiten sind abgeschlossen: Das erste Gebäude des Knivsberges von 1931 ist originalgetreu wiederhergestellt worden.

Es war das allererste Gebäude auf dem Knivsberg: 1931 wurde das Langbehnhaus als Begegnungsstätte der deutschen Minderheit in Nordschleswig eingeweiht. Doch über die Jahrzehnte verlor die alte Jugendherberge von damals immer mehr an Bedeutung. Daran änderte sich auch nichts, als das Haus in den 70er Jahren renoviert wurde. Nun aber strahlt das Langbehnhaus bald wieder im alten Glanz, und nach langwierigen komplizierten Renovierungsarbeiten wird das „neue“ Versammlungshaus der Minderheit am Freitag, 28. Mai, eingeweiht.

Täfelung, Inneneinrichtung, Deckenlampen, Bodenbeläge, Mobiliar von damals sind mit viel Liebe fürs Detail originalgetreu nachgestellt worden. Auftraggeber ist die Knivsberggesellschaft mit dem Vorsitzenden Christian Jebsen an der Spitze, und finanziert wird das Projekt primär von Jebsen und Co., Hongkong.

Das in den 70er Jahren umgebaute Langbehnhaus auf dem Knivsberg Foto: Sara Wasmund
Das neue alte Langbehnhaus auf dem Knivsberg Foto: Karin Riggelsen

Zurück zu den 30er Jahren

„Das Langbehnhaus ist zurückgeführt worden, so wie es damals aussah“, sagt Christian Jebsen, als er durch die neuen Räumlichkeiten führt. Darüber hinaus ist das Gebäude energetisch saniert und modernisiert worden: ein historisches Haus mit einem modernen Kern.

Den Renovierungswunsch hat es schon seit Längerem gegeben. Vor fünf Jahren wurden die Pläne dann konkret, und es begann die Suche nach Fotos und Zeichnungen, um das Langbehnhaus wieder 90 Jahre zurück in die Zeit zu bringen.

Zunächst war Thomas Buthmann Jürgensen als Projektchef für diese Aufgaben eingespannt, später waren es die Experten von Stenbjerg Ejendomme, darunter Bauleiter Martin Jepsen, die mit ihrer Erfahrung eingesetzt wurden. Auch die richtigen Handwerker und Lieferanten historischer oder nachgebauter Baumaterialien mussten gefunden werden, denn sogar die Möbel von damals werden nachgestellt.

„Vieles war kompliziert, aber nichts unlösbar“, erzählt Christian Jebsen.

Das Langbehnhaus – die Ansicht von hinten Foto: Karin Riggelsen

Altes Haus – neue Bauvorschriften

Die größte Herausforderung war die Sanierung nach neuen Bauvorschriften. Unter anderem musste im alten Haus Platz gefunden werden für die notwendige Isolierung und neue Technik. Die alte Heizanlage ist von Öl auf eine Luft/Wasser-Pumpe umgestellt worden. Dadurch werden die Heizkosten um einiges günstiger als bisher.

Eigentlich hätte das Haus bereits im Sommer 2020 zum Knivsbergfest und der 100-Jahr-Feier der deutschen Minderheit fertig sein sollen. Doch die Feierlichkeiten wurden wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Auch der Bau ruhte eine Zeit lang.

Nun ist das  Gebäude durchsaniert. Einzig der alte Dachboden, auf dem 80 Kinder in der Jugendherberge in zwei Schlafsälen seinerzeit übernachten konnten, und die Toiletten im Keller sind fast so geblieben, wie sie waren.

„Wir haben dafür aber zwei ganz neue, behindertengerechte Toiletten zwischen den beiden Sälen eingerichtet“, erklärt der Vorsitzende der Knivsberggesellschaft.

Bis zuletzt arbeiten die Handwerker am Langbehnhaus – am Freitag, dem 28. Mai, ist die Einweihung Foto: Karin Riggelsen

Mittelpunkt: Der A.-Paul-Weber-Saal

Stolz und Herzstück des Langbehnhauses ist der A.-P.-Weber-Saal mit seiner Birken-Täfelung, seinen Weber-Gemälden (eine echte Rarität) und einer neuen Bank aus Buchenholz entlang der Außenwand.

Hier – und im kleineren Nebensaal, dem Nico-Wöhlk-Saal – soll Nordschleswig in Zukunft feiern.

„Wir wollen das Versammlungshaus der Minderheit sein. Hier sollen wieder private Feste gefeiert werden – zum Beispiel Konfirmationen, Geburtstage, Taufen, Empfänge“, erklärt Christian Jebsen und macht darauf aufmerksam, dass das Langbehnhaus eher für ruhige Feste und nicht für Tanzpartys geeignet ist.

Etwa 40 bis 50 Personen passen in den Weber-Saal, weitere 10 bis 20 Personen in den kleinen Nachbarsaal. Dazwischen liegt eine neue, moderne Anrichteküche.

Das Langbehnhaus mit dem Architekten des Gebäudes, Klaus Groth, bei der Schlüsselübergabe 1931 Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Ein Versammlungshaus für die ganze Minderheit

„Man kann wegen Catering bei uns auf dem Knivsberg anfragen oder selber etwas mitnehmen, beziehungsweise bringen lassen“, erklärt Lasse Tästensen, Abteilungsleiter des Jugendverbandes.

„Was wir leider nicht können, ist Jahre im Voraus Übernachtungsmöglichkeiten versprechen. Die sind primär für unsere eigenen Veranstaltungen, aber sollten wir Zimmer freihaben, können diese natürlich auch dazugemietet werden.“

Auch für Seminare und Treffen ist das Langbehnhaus mit seinen beiden Sälen geeignet – ob interne Treffen der Bildungsstätte oder Seminare externer Nutzer.

„Wir hoffen, dass das Langbehnhaus von der ganzen Minderheit genutzt wird – sei es privat oder in Verbands- und Vereinsregie“, sagte Lasse Tästensen.

Blick aus der neuen Anrichteküche des Langbehnhauses Foto: Karin Riggelsen

Das Außengelände wurde verschönert

Auch das Außengelände ist verschönert worden. Von der Terrasse sind 20 Zentimeter abgetragen worden, und so ist der Zugang von der Mulde zur Terrasse vor dem Langbehnhaus nun behindertengerecht.

Die Mulde selbst ist 2019/2020 vom Bund Deutscher Nordschleswiger mit Mitteln vom Land Schleswig-Holstein erneuert worden. Neben dem neuen Terrassenbelag ist auch der umliegende Wald gepflegt worden, und nachdem das gesamte Knivsberg-Gelände in den vergangenen Jahren auf Vordermann gebracht worden ist, kommt das Langbehnhaus nun zu seinem Recht.

Offener Knivsberg

Die Einweihung am Freitag findet wegen der Corona-Pandemie im kleinen Kreis statt. Den Knivsberg kann man allerdings jederzeit besuchen und von außen das neue Haus betrachten. Darüber hinaus bietet die deutsche Minderheit in diesem Sommer an Wochenenden wieder Führungen auf dem Knivsberg an.

Zeitkapsel wollte gefunden werden

Während der Renovierungsarbeiten gab es für die Handwerker und den Bauherrn eine Überraschung: Als neue Wärmetechnik installiert werden sollte, musste ein Loch in die Außenwand gebohrt werden. Als der Wasserstrahlbohrer plötzlich Papier ans Licht beförderte, hielt der Handwerker inne und fand in der Wand eine eingemauerte Zeitkapsel. Diese hat Ruth Clausen, Leiterin des Archivs der Familienfirmen Jebsen & Jessen, ausgewertet.

Die Kapsel an sich ist aus Metall mit der Aufschrift „Rich. Möker Installationsgeschäft / Apenrade“. In der Kapsel waren unter anderem Fotografien der Baustelle, Zeichnungen des Langbehnhauses, ein Festprogramm zum Knivsbergfest 1920, ein Merkblatt für Jugendfahrten, deutsche und dänische Münzen, eine Ausgabe der „Nordschleswigschen Zeitung“ vom 30. Juni 1930, eine Urkunde der Grundsteinlegung, eine Anstecknadel „Knivsberg Nordschleswig“ mit dem Bismarckturm sowie eine Plakette „Knivsbergdenkmal Nordschleswig“ und weitere Dokumente und Schriften.

„Hätten wir keine neue Wärmeinstallation bekommen, wären wir nie auf die Kapsel gestoßen. Die Kapsel wollte einfach gefunden werden“, ist sich Christian Jebsen sicher.

Die Zeitkapsel soll jetzt im neuen Eingangsbereich des Langbehnhauses ausgestellt werden.

Inhalt der Zeitkapsel aus dem Langbehnhaus. Der Strahl des Wasserstrahlbohrers hat das Papier getrennt. Foto: Ruth Clausen, Archiv Jebsen & Jessen
Eine Zeichnung des Langbehnhauses wurde aus der Zeitkapsel geborgen. Foto: Ruth Clausen, Archiv Jebsen & Jessen
Mehr lesen

Kommentar

Marle Liebelt Portraitfoto
Marle Liebelt Hauptredaktion
„Klassismus: Die unpopuläre Diskriminierungsform, die jeden betrifft“