Mülltrennung

Altkleider besser recyceln: Bald geht es los – und Apenrade geht voran

Altkleider besser recyceln: Bald geht es los – und Apenrade geht voran

Altkleider besser recyceln: Apenrade geht voran

Apenrade/Kopenhagen
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Carsten Jürgensen von der Ver- und Entsorgungsgesellschaft Arwos in Apenrade, die bereits seit Jahren Erfahrung mit Textilmüll sammelt (Archivfoto). Foto: Paul Sehstedt

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Textilabfall wird in Dänemark bald landesweit aussortiert. Damit die Stoffreste für die Wirtschaft interessant werden, müssen sie effizient aufgearbeitet werden. Doch das ist nicht immer einfach. Das Beispiel Arwos in Nordschleswig zeigt es.

Aus neun mach zehn: Wer ab dem 1. Juli löchrige Socken oder fadenscheinige Hosen entsorgen möchte, soll sie in den „Textilabfall“ werfen. Denn der wird nach Sortierungen wie Papier, Glas oder Metall die zehnte Pflichtkategorie bei der Mülltrennung in sämtlichen 98 Kommunen Dänemarks.

Dabei geht es um „Textilien, die man eher nicht mehr in einen Second-Hand-Shop geben würde“, sagt Niels Toftegaard, Pressesprecher beim Entsorgungsverband Dansk Affaldsforening, zur Nachrichtenagentur „Ritzau“.

Jährlich kommt pro Haushalt in der Kommune bisher etwa ein halbes Kilo Textilmüll zusammen (Symbolfoto). Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

Billige Kleidung und die Folgen

  • Um ein T-Shirt herzustellen, werden 2.700 Liter Wasser benötigt. So viel verbraucht ein Mensch ansonsten in zweieinhalb Jahren.
  • 500.000 Tonnen Mikrofasern gelangen jedes Jahr durch das Waschen von Synthetik-Kleidung ins Meer und später in die Nahrungskette. Das entspricht 35 Prozent des gesamten freigesetzten Mikroplastiks.
  • 10 Prozent aller Treibhausgasemissionen entstehen beim Herstellen von Kleidung und Schuhen. Das ist mehr als durch internationale Flüge und Seeschifffahrt zusammen.


Quellen: EPRS, EEA, VN, europarl.eu

Längst nicht aller Textilmüll kann wiederverwertet werden

Zweck der neuen Kategorie: Die Stoffe sollen besser wiederverwertet werden können als bisher. „Nur ein kleiner Teil kann zu neuer Kleidung verwertet werden. Aber einiges davon kann für andere Dinge gebraucht werden“, sagt Toftegaard.

Zum Beispiel können daraus Polster für Autositze oder Möbel gemacht werden.

Doch längst nicht aller textiler Müll kann wieder aufgearbeitet und weiterverwendet werden. Dabei greift der Trend, Mode günstig zu kaufen und, wenn überhaupt, nur wenige Male zu tragen, weiter um sich. Weltweit, auch in Dänemark, häuft sich deshalb der textile Müll.

Die EU hat deshalb bereits 2018 eine Richtlinie erlassen, die alle Mitgliedsstaaten bis spätestens 2025 einhalten müssen: Textilmüll muss getrennt sortiert werden.

Zuständig dafür, den Müll zusammenzutragen, sind hierzulande die Kommunen. Ab Juli dann nach landesweiten Vorgaben. Schon heute sortieren die meisten der 98 Kommunen, rund 60, sagt Toftegaard, den Textilmüll aus.

Der Artikel geht nach der Infografik weiter.

Carsten Jürgensen (Archivfoto) Foto: Paul Sehstedt

Apenrade sortiert schon seit 2018

Eine davon ist die Kommune Apenrade (Aabenraa) in Nordschleswig. Bereits seit fünf Jahren wird dort sortiert.

Zuständig beim kommunalen Ver- und Entsorgungsunternehmen Arwos ist Carsten Jürgensen, Abteilungsleiter für Abfall und Deponie.

Rund ein halbes Kilogramm Textilmüll pro Haushalt habe Arwos seit 2018 jährlich eingesammelt, sagt er. Und anfängliche Befürchtungen hätten sich nicht erfüllt: Die Bürgerinnen und Bürger schmissen nicht reihenweise Kleider in den Müll, die eigentlich zum Beispiel in Altkleidersammlungen hätten gespendet werden können.

Viele Spenden sind zu schlecht für die Altkleidersammlung

„Dafür hatten wir zeitweise Probleme damit, den Abfall wieder abzusetzen, doch das läuft inzwischen wieder“, sagt Jürgensen.

Während es kaum vorkomme, dass noch gut erhaltene Kleidung direkt im Müll lande, sei es andererseits durchaus üblich, dass Second-Hand-Läden Kleidung, die sie nicht verkaufen können, bei Arwos abliefern.

Was für das Unternehmen lukrativ ist: Wenn der Textilmüll mehr Material enthält, das einfach wiederverwertet werden oder gar als Altkleider verkauft werden kann, lässt er sich einfacher absetzen.

Denn die Unternehmen, die den Müll aus Apenrade und dem Rest Dänemarks abnehmen, sortieren ihn nach Qualität. Was in Europa als Textilmüll betrachtet wird, kann andernorts noch als Kleidung gebraucht werden, sagt Jürgensen. Teile der Textilfasern werden zudem in der Autoindustrie oder für Malervlies verarbeitet.

Signe Munk
Signe Munk Foto: William Vest-Lillesoe/sf.dk

Wunsch aus der Opposition: Textilindustrie soll sich verantwortlich zeigen

Doch noch könne zu wenig Textilmüll wiederverwendet werden, heißt es aus der Politik. In einer Beschlussvorlage der Sozialistischen Volkspartei (SF) aus dieser Woche wird entsprechend gefordert, dass die Textilbranche dafür verantwortlich gemacht werden soll, besser verwertbare Produkte herzustellen.

Signe Munk, die SF-Sprecherin für Klima, Energie und Versorgung der Oppositionspartei meint, dass wer „Kleidung herstellt, die nach dem Gebrauch in der Müllverbrennung landet, eine höhere Umweltabgabe zahlen muss“.

„Es kann doch nicht Frau Jensens Aufgabe sein, die Mode- und Textilindustrie umzuwandeln. Sie übernimmt bereits Verantwortung und sortiert den Abfall“, sagt Munk.

Es sei nun an der Industrie, Verantwortung zu übernehmen und an der Politik, diese einzufordern.

 

 

 

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