Leitartikel

„Warum Autofahrenden ein Perspektivwechsel guttun würde“

Warum Autofahrenden ein Perspektivwechsel guttun würde

Warum Autofahrenden ein Perspektivwechsel guttun würde

Apenrade/Aabenraa
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Donnert auf der Landstraße ein Lastwagen dicht vorbei, dann fühlt sich das auf dem Rad nicht sonderlich gut an. Foto: Cornelius von Tiedemann

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Ob die feste Abstandsregel beim Überholen von Radfahrenden kommt, ist offen. Wie auch immer sich Dänemark entscheidet, ändern wird sich wohl nur wenig, meint Gerrit Hencke. Sichere Infrastruktur ist auf dem Land selten. Autofahrende sollten sich daher immer in Erinnerung rufen, dass auch der Überholte heil nach Hause kommen möchte.

Jedes Jahr werden in Dänemark rund 800 Radfahrende bei Verkehrsunfällen verletzt. 2021 verunglückten 25 Radfahrerinnen und Radfahrer tödlich. Viele Unfälle ereignen sich auch aufgrund eines zu geringen Abstandes beim Überholen. Besonders gefährdet sind Menschen dort, wo es keine Radinfrastruktur gibt – wie an vielen Landstraßen im Grenzland.

Schon länger wird daher diskutiert, ob man eine feste Abstandsregelung in die dänische Straßenverkehrsordnung aufnimmt. Bisher gilt dort nämlich nur ein Gebot, beim Überholen von Fahrrädern einen ausreichenden Abstand einzuhalten. 

Während der dänische Verband der Radfahrer sich vehement für eine 1,5-Meter-Regelung ausspricht, befürwortet der Verkehrssicherheitsrat zwar generell eine Verbesserung der Sicherheit, sieht aber eine gesetzliche Regelung in weiter Ferne. Diese lasse sich schlecht kontrollieren und auch nicht überall umsetzen. Vielmehr solle es weitere Kampagnen geben und Aufklärung. Die teils unterschiedlichen Argumentationen liegen dem Transportministerium, damals noch unter Federführung von Trine Bramsen (Sozialdemokratie), seit September 2022 vor. Da es zwischenzeitlich eine Folketingswahl gab, hat das Ministerium seit Kurzem mit dem Venstre-Politiker Thomas Danielsen einen neuen Chef.

Ob und wann sich Dänemark also für eine verbindliche Abstandsregelung ausspricht, ist derzeit nicht abzusehen. Ob ein gesetzlicher Mindestabstand dann auch die gewünschte Veränderung im Überholverhalten der Autofahrenden mit sich bringt, darf allerdings bezweifelt werden.

In Deutschland zeigt sich aus eigener Beobachtung, dass manche es ernst meinen mit dem Abstandhalten, anderen ist es weiterhin egal. Diese zwei Gruppen wird es immer geben. Und es gibt sie auch in Dänemark.

Konsequenzen muss in Deutschland aber aktuell keine Autofahrerin und kein Autofahrer befürchten, solange es nicht zum Unfall kommt. Dasselbe dürfte hierzulande gelten. Radfahrerinnen und Radfahrer müssen sich also auch in Zukunft weiterhin mit engen Überholmanövern abfinden, solange es keine sichere Infrastruktur auch auf dem Land gibt.

Aufklärungskampagnen könnten aber durchaus Sinn ergeben. Ein Perspektivwechsel zum Beispiel. Wenn sich etwa Autofahrende verpflichtend mal auf ein Fahrrad setzen müssten, um einmal zu erleben, wie es sich anfühlt, mit hoher Geschwindigkeit so richtig knapp von einem Pkw oder Lkw überholt zu werden.

Oft scheinen Autofahrerinnen und Autofahrer zu vergessen, dass auf dem Fahrrad vor ihnen auch ein Mensch sitzt. Mit Familie und Freunden. Jemand, der unabhängig von der Wahl seines Verkehrsmittels einfach heil nach Hause kommen will. Dies im Hinterkopf sollte eigentlich ausreichen, um einen sicheren Abstand beim Überholen zu halten und dafür vielleicht auch mal ein paar Sekunden Geduld mitzubringen.

Echte Lebenszeit verliert bei einem Zusammenstoß am Ende meist der schwächere Verkehrsteilnehmer.

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Jens Kragh Iversen
Jens Kragh Iversen Sportredakteur
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