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Investor plant umstrittenes „Demenzdorf“ in Schwesing bei Husum

Investor plant umstrittenes „Demenzdorf“ in Schwesing

Investor plant umstrittenes „Demenzdorf“ in Schwesing

Helmuth Möller und Marc Nasner/shz.de
Schwesing
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Symbolbild Demenz Foto: Sebastian Kahnert

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Ein Investor plant in Schwesing eine große Pflegeeinrichtung für Demenzkranke. Doch das Projekt stößt in der Ortschaft auf gemischte Gefühle.

Rund 900 Einwohner zählt die Gemeinde Schwesing aktuell. Geht es nach dem Investor Helmut Bleistein, kommen bald 100 Neubürger dazu: Er möchte auf einer Fläche von 4,5 Hektar ein sogenanntes „Demenzdorf“ bauen. Doch das Projekt, das rund 20 Millionen Euro kosten würde, ist im Ort umstritten. Zahlreiche Einwohner nahmen an der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung teil, die in einer langen Diskussion um das Projekt mündete.

Ein Dort im Dorf: Rund hundert Plätze sollen in einem Pflegeheim für Demenzkranke in Schwesing entstehen. Dazu 24 altersgerechte Wohnungen. „Bei Bedarf kann in den Wohneinheiten eine Betreuung stattfinden“, sagt Bürgermeister Wolfgang Sokoll. Doch das Projekt stecke noch in den Kinderschuhen. „Ein ähnliches Dorf gibt es bereits in Hameln“, sagt Sokoll. Vergleichbare andere Einrichtungen gebe es bundesweit jedoch kaum.

Arbeitsplätze und Belegungsrecht

Für den Bürgermeister überwiegen die Pro-Argumente für das Großprojekt: „Hier würden 50 bis 60 Arbeitsplätze entstehen, die für die Schwesinger zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar wären“, führt er an. Zudem würden den Menschen im Ort ein Belegungsrecht zugesprochen. Sollte Interesse an einem Platz im Demenzdorf bestehen, hätten sie Vorrecht. Sokoll betont, dass auch der Aspekt der Nachhaltigkeit berücksichtigt werde: „Das Dorf würde mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet werden. Zudem pflanzt das Unternehmen Bäume.“ Nachhaltiger geht es nach Ansicht Sokolls kaum.

Bei einer vorangegangenen Einwohnerversammlung in Schwesing hatten jedoch einige Bewohner Skepsis gegenüber dem Projekt geäußert. „Ich empfinde das Ganze als zu groß. Es wird die größte Einrichtung in der ganzen Region“, sagte eine Anwohnerin. Ute Gabriel-Boucsein stellte ebenfalls in Frage, ob die Größe des Demenzdorfes angemessen sei: „Woher sollen denn die ganzen Menschen für 100 Plätze kommen?“ Wolfgang Sokoll ist sich jedoch sicher, dass die Einrichtung in ganz Schleswig-Holstein auf Interesse stoßen dürfte.

Sind Plätze für Normalverdiener finanzierbar?

Zwar hätten die Schwesinger Vorrecht auf Plätze im Pflegezentrum, kritische Nachfragen kamen jedoch zur Finanzierbarkeit: ,,Meine Schwester ist in einem Pflegeheim für Demenzkranke und zahlt monatlich 2100 Euro”, merkte eine Anwohnerin an. „Was nützt es uns da, dass wir Sofort-Belegungsrecht haben?” Hierzu sagt Sokoll, dass es noch keine belastbaren Erfahrungswerte gebe. „Insgesamt sind noch viele Fragen offen.“

Udo Lohr, ehemaliger Gemeindevertreter, betont, dass das Projekt im städtebaulichen Vertrag festgehalten werden müsse, damit die Kostenfrage geklärt ist. „Der entscheidende Faktor ist, dass die Gemeinde nicht auf den Kosten sitzen bleibt, wenn es nicht weitergeht.“

Baustart frühestens in zwei Jahren

Heiko Lohr schlug vor, eine Arbeitsgemeinschaft zu gründen, die die Kommunikation mit dem Investor übernimmt. Die Diskussionen über das Großprojekt werden in der nächsten Gemeindevertreter-Sitzung fortgeführt . „Bis hier was passiert, dauert es bestimmt nochmal zwei Jahre“, sagt Wolfgang Sokoll.

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