Deutsche Minderheit

Sozialdienst Lügumkloster: Mit Schwung ins nächste Jahrzehnt

Sozialdienst Lügumkloster: Mit Schwung ins nächste Jahrzehnt

Sozialdienst Lügumkloster: Mit Schwung ins nächste Jahrzehnt

Lügumkloster/Løgumkloster
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Rund 60 Gäste feierten am Sonnabend den 120. Geburtstag des Vereins in der Turnhalle der Deutschen Schule Lügumkloster. Foto: Monika Thomsen

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Der 120. Geburtstag des Sozialdienstes wurde in geselliger Runde mit Musik und kulinarischen Zutaten gefeiert. Der Stellenwert des Vereins rückte bei Redebeiträgen in den Mittelpunkt.

Ein buntes Programm, bei dem die Gemütlichkeit nicht zu kurz kam, hatte der Sozialdienst Lügumkloster für die Feier zum 120-jährigen Bestehen zusammengestrickt.

Zum Auftakt stärkten sich die rund 60 Gäste in der Turnhalle in der deutschen Schule in Lügumkloster an einem reichhaltigen Büfett. Es wurde gemeinsam gesungen und die Gespräche florierten an den Tischen, bevor die Vergangenheit präsent wurde.

Renate Osterholz und Matthias Alpen begleiteten die Gäste beim Singen auf dem Akkordeon und der Gitarre. Foto: Monika Thomsen

Auf einen schnellen Ritt durch die Geschichte nahm der Leiter des deutschen Museums in Sonderburg (Sønderborg), Hauke Grella, die Gäste mit.

Er wies darauf hin, dass es im Archiv des Museums leider noch nicht so viel Material über die Vereinsgeschichte gibt. „Wir nehmen immer gerne etwas entgegen“, so Grellas Aufforderung.

„Keine gradlinige Vereinsgeschichte“

Seit dem Anfang vor 120 Jahren mit dem „Vaterländischen Frauenverein“ gebe es keine gradlinige Vereinsgeschichte.

„Im Kern ging es in allen Jahre darum, für Menschen, die in Not sind und Hilfe brauchen, da zu sein. Und das ist es ja, was den Verein immer noch ausmacht, dass er Menschen hilft, die es benötigen“, so Grella.

Mit Museumsleiter Hauke Grella tauchten die Gäste in die Vergangenheit des Vereins ein. Foto: Monika Thomsen

Ein anderes Frauenbild

Der Museumsleiter ging auch auf die spezielle Satzung ein, die 1903 vorschrieb, dass im Vorstand sieben Personen sein sollten. Zu den fünf Frauen sollten sich zwei Männer für die Ämter als Schriftwart und Kassierer gesellen.

„Diese Aufgaben hat man damals anscheinend den Frauen nicht zugetraut. Das hat sich zum Glück gewandelt“, so der Museumsleiter bezüglich des Frauenbildes der damaligen Zeit.

Anno 2023 ist der Sozialdienst-Vorstand nahezu in Frauenhand. Mit Georg Thomsen gibt es aber einen Hahn im Vorstands-Korb. Er ist weder Kassierer noch Schriftwart, moderierte aber die Jubiläumsfeier.

Vereine baumelten in der Luft

Nach 1920 gab es den Dachverband nicht mehr, und mit dem fehlenden Überbau schwebten die örtlichen Vereine im Losen, so Grella.

Als Anna Martensen 1928 den Wohlfahrtsverein Nordschleswig gründete, schloss sich auch der Verein in Lügumkloster an.

„Damals war die Pflege und Betreuung der Menschen ein Ehrenamt“, so Grella. Laut den vorliegenden Daten im Museum gab es ab 1938 eine Pflegestation mit der Gemeindeschwester Jette Andrea List in Lügumkloster.

120 Jahre wurden gefeiert – hier in gebackener Form von Elke Hußmann. Foto: Monika Thomsen

Neustart im November 1952

Nach dem Bruch im Mai 1945 kam es erst im November 1952 zur Wiederaufnahme der Tätigkeit. Maria Kragh – später verheiratete Wraamann – wurde als Gemeindeschwester angestellt.

Jette Andrea List engagierte sich ehrenamtlich und übernahm den Vorsitz des Krankenpflegevereins. Im Wandel der Zeit und der Aufgaben wurde dieser 1980 zum Sozialdienst Lügumkloster.

Sozialdienst-Abteilungsleiterin Ursula Petersen sorgte sich nicht um die Zukunft des jubilierenden Vereins. Foto: Monika Thomsen

Zusammenspiel von Ehrenamt und Familienberatung

„Es ist schön, heute feiern zu können, was unsere Vorfahren vor so langer Zeit gestartet haben. Für sie war und für uns ist der gesellige Rahmen wichtig“, sagte Ursula Petersen, Abteilungsleiterin des Sozialdienstes Nordschleswig.

Zukunftsorientiert müsse gemeinsam mit den Ortsvereinen generell diskutiert werden, wie der Verband an mehr jüngere Mitglieder herankommt. Um die Zukunft des Sozialdienstes Lügumkloster sei sie nicht besorgt, so Ursula Petersen.

Sie ging auf den Stellenwert des Ehrenamtes in Kombination mit der Familienberatung bei dieser wichtigen Säule in der Minderheit ein.

„Schwerer, Leute fürs Ehrenamt zu motivieren“

„Wenn man 120 Jahre alt wird, muss man etwas richtig gemacht haben und die soziale Arbeit ist wichtig“, sagte der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, in seinem Grußwort.

„Wir merken, dass es immer schwerer wird, Leute für ein Ehrenamt zu motivieren. Solange es aber Leute gibt, die die Angebote annehmen, wird es die Minderheit und auch den Sozialdienst Lügumkloster geben“, so Jürgensen.

Elke Hußmann war die fleißige Bäckerin der Torten, die für Aufmerksamkeit sorgten Foto: Monika Thomsen

„Menschen gehen bereichert nach Hause“

„Ihr sorgt im Vorstand mit eurer Arbeit dafür, dass sich Menschen begegnen, und bereichert nach Hause gehen“, sagte Pastor Matthias Alpen. Er erwähnte in seinem Beitrag, dass die Nordschleswigsche Gemeinde froh sei, dass der Sozialdienst sich im Gemeindesaal trifft.

„Der Ort und die deutsche Minderheit in Lügumkloster wären richtig arm ohne euch. Danke, dass ihr uns so beschenkt“, so Alpen an das Vorstandsteam mit Christa Lorenzen an der Spitze.

Musiker Martin Hørløck brachte Schwung in die Bude. Foto: Monika Thomsen

Schlager und Co. erfreuten

Schwungvoll ging es mit der Musik von Martin Hørløck weiter und so manch einem mag dabei die Tanzlust gejuckt haben.

Eine süße Pause gab es mit dem ansehnlichen Torten-Büfett, das Elke Hußmann nicht nur mit einer Jubiläumstorte, sondern auch mit Torten in Form von Sonnenblumen bestückt hatten. Somit war das Markenzeichen des Sozialdienstes in gebackener Form präsent.

An den Tischen wurde ausgiebig geschnackt. Foto: Monika Thomsen

Zum Abschluss dankte die Vorsitzende Christa Lorenzen allen. „Das schöne Erlebnis wird uns lange durch die Zukunft begleiten und tragen.“

Bleibt zu hoffen, dass sich die Geschichte des Sozialdienstes Lügumkloster ohne Lücken weiterschreibt.

 

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