Umweltverschmutzung

Industrie-Chemikalien sickern ins Nübeler Noor

Industrie-Chemikalien sickern ins Nübeler Noor

Industrie-Chemikalien sickern ins Nübeler Noor

Nübel/Nybøl
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Das Nübeler Noor von der Ziegelei Petersen aus gesehen Foto: Claus Thorsted/Jysk Fynske Medier/Ritzau Scanpix

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Von der Mülldeponie in Schottsbüll aus gelangen sogenannte PFAS-Stoffe in den Meeresarm. Bislang weiß niemand, was dagegen zu tun ist, sagt die Direktorin der zuständigen Versorgungsgesellschaft.

Perfluorierte Alkylsubstanzen sind mit dem Auge nicht zu sehen, verursachen aber große Schäden. Jetzt steht fest: Die sogenannten PFAS-Substanzen fließen von der Mülldeponie bei Schottsbüll über das Grundwasser ins Nübeler Noor. Das hat die Versorgungsgesellschaft „Sønderborg Forsyning“ mitgeteilt, nachdem eine entsprechende Untersuchung vorgenommen wurde.

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sind laut der Europäischen Umweltagentur mit mehr als 4.700 chemischen Stoffen eine Gruppe von künstlich hergestellten und in großem Maßstab eingesetzten Chemikalien. Sie reichern sich im Laufe der Zeit im menschlichen Gewebe und in der Umwelt an.

Entwarnung: Trinkwasser nicht betroffen

Das Trinkwasser am Nübeler Noor sei jedoch nicht betroffen, so die Direktorin der Versorgungsgesellschaft, Stinne Stokkebo.

„Unser Trinkwasser ist glücklicherweise frei von PFAS. Wir verfolgen das engmaschig, und alle können sich sicher fühlen. Die Funde auf unserer Deponie entsprechen denen in Deponien im ganzen Land. PFAS wird überall in unserer Gesellschaft verwendet, es befindet sich in unzähligen Produkten. Es ist daher keine Überraschung, dass es sich in unserem Abfall und somit auf unserer Deponie befindet.“

Unter der Ekensunder Brücke verbindet sich das Wasser des Nübeler Noors mit der Flensburger Förde. Foto: Leif Schack-Nielsen/Biofoto/Ritzau Scanpix

Wir warten darauf, dass die Behörde Ende des Jahres oder im kommenden Jahr mit Auflagen und Lösungen kommt. Derzeit weiß niemand, wie man PFAS komplett aus dem Grundwasser filtern kann.

Stinne Stokkebo, Sønderborg Forsyning

Das mit PFAS kontaminierte Wasser laufe zwar in kleinen Mengen ins Nübeler Noor. Jedoch wird das Grundwasser vor Ort nicht für die Trinkwasserproduktion verwendet, unterstreicht die Direktorin.

Was wird getan, um die Ausleitung des verschmutzten Wassers zu unterbinden? Das steht bislang noch nicht fest, sagt Stinne Stokkebo gegenüber dem „Nordschleswiger“.

An einer Lösung wird gearbeitet

„Die Umweltbehörde ist derzeit dabei, an Lösungen zu arbeiten. Es ist nämlich nicht leicht, das Grundwasser vollständig von PFAS zu reinigen. Niemand weiß derzeit, wie das gehen soll. Aber ich möchte unterstreichen, dass es wirklich eine sehr geringe Menge ist, die ins Nübeler Noor gelangt“, so die Direktorin.

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS)

  • PFAS sind unter der Bezeichnung „langlebige“ bzw. „persistente“ Chemikalien bekannt, da sie in der Umwelt und in unserem Körper äußerst lange nachweisbar sind.
  • In der Industrie werden perfluorierte Alkylsubstanzen in einer Reihe von Spezialanwendungen eingesetzt, beispielsweise in der Perfluorpolymer-Herstellung, bei der Verchromung oder in der Herstellung von Halbleitern.
  • Außerdem kommen die Chemikalien in Farben, Outdoor-Kleidung, Schuhen, Autopflegemitteln oder in der Produktion von Papieren vor, da sie schmutz-, fett- und wasserabweisenden Eigenschaften haben und so für Imprägnier- und Schmiermittel genutzt werden.
  • Unter normalen Umweltbedingungen findet kein oder ein nur sehr geringer abiotischer oder biotischer Abbau statt. Über Lebensmittelanbau oder Trinkwasser kann PFAS in den menschlichen Organismus gelangen und Krankheiten verursachen.

„Aber natürlich wollen wir, dass gar nichts ausgeleitet wird“, unterstreicht Stinne Stokkebo. „Wir warten darauf, dass die Behörde Ende des Jahres oder im kommenden Jahr mit Auflagen und Lösungen kommt. Derzeit weiß niemand, wie man PFAS komplett aus dem Grundwasser filtern kann.“

Wie viel PFAS bereits ins Nübeler Noor gelangt ist, kann derzeit niemand sagen.

„Soweit wir wissen, gibt es dazu noch keine Messungen, sodass wir es nicht sagen können. Wie gesagt – es sind sehr geringe Mengen. Aber da sich PFAS nicht abbaut, würde es mehr und mehr PFAS im Noor geben, wenn wir nichts tun. Wir tun alles, um eine Lösung zu finden“, verspricht die Direktorin.

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