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„Ich wollte aufschreiben, was ich hörte“
„Ich wollte aufschreiben, was ich hörte“
„Ich wollte aufschreiben, was ich hörte“
Leon Tscholl ist 21 Jahre alt und entdeckte bereits in jungen Jahren sein Talent zum Komponieren. Die Nordschleswigsche Musikvereinigung führt in Kopenhagen, Berlin und Nordschleswig sein Requiem auf. Ein Gespräch mit dem jungen Komponisten.
Leon Tscholl hat in seinen jungen Jahren schon viel erreicht. Der 21-Jährige studiert Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Im Alter von sechs Jahren begann er mit dem Geigenunterricht, seit seinem achten Lebensjahr komponiert er eigene Stücke. Insgesamt sind es bislang rund 200, die in etwa 50 Werken zusammengefasst wurden. 2014 belegte er den zweiten Platz bei einem Kompositionswettbewerb zum Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg vor 150 Jahren. Für die Nordschleswigsche Musikvereinigung hat er ein Requiem geschrieben, das am Freitag in Kopenhagen uraufgeführt wird.
Wie kam es dazu, dass du für die Nordschleswigsche Musikvereinigung ein Requiem komponiert hast?
Durch meine Teilnahme an dem Kompositionswettbewerb, der 2014 in Dänemark stattfand, kam der Kontakt mit Susanne Heigold, der Dirigentin, zustande. Ein Jahr später fragte sie mich, ob ich mir vorstellen könne, anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums ein Stück für die Nordschleswigsche Musikvereinigung zu schreiben. Und ich sagte sofort zu.
Ist dies dein erstes Werk in der Größenordnung? Und wie viel Zeit hast du in die Komposition investiert?
Ich habe schon früher Stücke für Chöre oder Orchester komponiert, aber noch nie in diesem Umfang. Meine Arbeitsphase betrug in etwa ein Jahr, in dem ich intensiv an der Komposition arbeitete. Wenn ich alles zusammenzähle, komme ich auf etwa 600 Stunden.
Musstest du dich mit jemandem abstimmen bezüglich der Komposition?
Nicht direkt, ich hatte viel Freiraum. Einige Vorgaben gab es dennoch. Zum einen, dass es ein abendfüllendes Konzert mit Bezug zu Luther sein sollte. Des Weiteren war der Wunsch, dass es musikalisch in Richtung Filmmusik gehen sollte. Dass es schließlich ein Requiem geworden ist, war allein meine Entscheidung. Ich habe zwischendurch gefragt, ob es den Anforderungen entspricht, aber letztlich konnte ich entscheiden, wie ich es machen will.
Wie gefällt dir die Zusammenarbeit mit Chor und Orchester?
Das LandesJugendOrchester Schleswig-Holstein ist toll. Die Musiker sind zwischen 14 und 21 Jahre alt und arbeiten sehr konzentriert und auf hohem Niveau. Zudem gefällt es mir, dass ich näher an ihnen dran bin. Sie sind in einem ähnlichen Alter wie ich und die Zusammenarbeit macht mir viel Spaß. Ich versuche seit zwei Tagen, die Namen der Orchestermitglieder zu lernen. Aber bei 60 Musikern ist das nicht so einfach. Ich übe fleißig weiter. Mit dem Chor der Nordschleswigschen Musikvereinigung bereitet die Arbeit ebenso viel Freude. Bislang haben wir nur in Kleingruppen geübt. Es ist toll, wenn alle Teile jetzt zusammenkommen und das Werk vollständig zu hören ist.
Was bedeutet Musik für dich?
Musik bedeutet mir sehr viel und macht mir sehr viel Spaß. Besonders gefällt mir, dass man so viele verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten hat, sich der Atmosphäre anzupassen und etwas aus dem Moment heraus zu schaffen. Allerdings mache ich auch gerne Musik mit anderen zusammen. Ich habe viele Jahre in Orchestern Geige gespielt. Es ist schön, mit anderen etwas zu erschaffen.
Wie kam es dazu, dass du angefangen hast, Musik zu komponieren?
Der eigentliche Anlass war wohl, dass ich mit acht Jahren aufschreiben wollte, was ich im Radio gehört hatte. Ich musste allerdings schnell feststellen, dass ich das nicht konnte. Und dann dachte ich mir, dass ich eben selber etwas schreibe und bin drangeblieben.
Welche Interessen hast du außerhalb der Musik?
Ich treffe mich ab und zu mit Freunden zu einer gemeinsamen Skat-Runde. Das hat sich nach der Schulzeit irgendwie etabliert. Bevor ich mich für Kirchenmusik in Stuttgart eingeschrieben habe, wollte ich Psychologie studieren, das hat mich schon immer interessiert. Aber die Musik ist einfach ein so großer Teil von mir, dass ich entschieden habe, mich auch beruflich in diese Richtung weiterzuentwickeln. Früher bin ich viel geschwommen, aber dafür bleibt leider kaum noch Zeit. Eigentlich wollte ich im Oktober wieder anfangen, nun bin ich erstmal hier. Mal sehen, ob ich im November wieder mehr Zeit haben werde.