Erneuerbare Energie

Erst Wind, dann Sonne - Warum noch ein Solarpark, Bürgermeister Jan Riber?

Erst Wind, dann Sonne - Warum noch ein Solarpark, Bürgermeister Jan Riber?

Erst Wind dann Sonne - Warum noch ein Solarpark, Jan Riber?

Behrendorf/Bjerndrup
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Jan Riber Jakobsen ist der Bürgermeister der Kommune Apenrade. Foto: Marle Liebelt

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Seit Kurzem speist eine Mega-Solaranlage in Behrendorf so viel Sonnenenergie ins Netz ein, dass sie mehr als 90 Prozent der Bevölkerung in der Kommune Apenrade mit grünem Strom versorgen kann. Es ist nicht der erste Solarpark in der Kommune. Was hat die Bevölkerung von mehr und mehr dieser Anlagen in ihrer direkten Nachbarschaft?

Lage ist alles. In Behrendorf (Bjerndrup) ist es aber nicht die Nähe zur Ost- oder Nordsee, der Blick auf einen romantischen See oder etwa die idyllische Lage an einem Waldrand. 

Eigentlich ist es ziemlich flach um den kleinen Ort in der Kommune Apenrade, und eine Küste sucht man vergebens. Stattdessen liegt Behrendorf günstig gelegen an einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung. Ja, die Autobahn E45 ist nur wenige Kilometer entfernt, aber die Rede ist von einer anderen Verbindung. 

Aber die Kraft der Sonne hier in der Region wird klar unterschätzt.

Jan Riber Jakobsen, Bürgermeister der Kommune Apenrade

Es geht um ein 400 kV-Kabel – eine Hochspannungsleitung. An sie lassen sich große Solarparks anschließen, und das tut die Kommune Apenrade. Bürgermeister Jan Riber Jakobsen (Konservative) steht voll und ganz hinter dieser aus seiner Sicht für die Energiewende essenziellen Entwicklung.

Der jüngste Solarpark der Kommune speist von Behrendorf aus seit einigen Wochen ins Netz ein und wurde am Montag offiziell eröffnet. 

Sonnenenergie erlebt rasanten Aufwärtstrend

Sonnenenergie schön und gut – aber sollte in Nordschleswig nicht eher auf Windenergie gesetzt werden? 

Aus aktuellen Zahlen von Energinet geht hervor, dass fast Zweidrittel des dänischen Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt wird – also aus Wind und Strom. Windenergie macht dabei mit knapp 54 Prozent den Mammutanteil aus. 

Auf Windenergie setzt Dänemark also längst, aber das Potenzial der dänischen Sonne ist laut Energinet noch lange nicht erschöpft. 

Der Anteil des aus Sonnenlicht gewonnen Stroms wirkt neben dem aus Windkraft verschwindend gering: Nur rund 6 Prozent des Stromverbrauchs wurden 2022 durch Photovoltaik-Anlagen gedeckt. 

Apenrade ist der Inbegriff des Solarbooms 

Spannend daran sind aber weniger die 6 Prozent, als viel mehr die Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr. 2021 lag der Anteil nämlich noch bei 3 Prozent. 

Ergo: Sonnenenergie boomt und die Kommune Apenrade ist der Inbegriff dieses Booms. Wer in Klipleff (Kliplev) von der Autobahn und nach Tingleff (Tinglev) fährt, wird Zeuge von riesigen Feldern mit PV-Anlagen. Schnell wird klar: In der Kommune setzt man auf Mega-Parks.

Der Staat ist beim Ausbau der Sonnenenergie auf diese Haltung der Kommunen angewiesen. Kein Wunder also, dass der neue Klimaminister Lars Aagaard (Moderate) sich in Kopenhagen ins E-Auto gesetzt hat, um bei der Eröffnung des Solarparks in Behrendorf eine kleine Ansprache zu halten. Dabei ist er voll des Lobes für die hiesige Bevölkerung, die Betreibenden und das Engagement der Kommune.

Zur Eröffnung eines so großen Solar-Parks wie in Behrendorf, kommt Klimaminister Lars Aagaard (hier im Gespräch mit Bürgermeister Jan Riber) persönlich vorbei. Foto: Marle Liebelt

87.000 Megawattstunden sollen die Module des Parks laut Angaben des Betreibers „Better Energy“ jährlich ins Stromnetz einspeisen. Das entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 54.000 Bürgerinnen und Bürgern – also mehr als 90 Prozent der Kommune Apenrade.

Potenzial der Sonne wird unterschätzt

Laut Bürgermeister Jan Riber ist das ein wichtiger Beitrag zur Energiewende. Ja, Windräder spielen hier die größere Rolle. „Aber die Kraft der Sonne hier in der Region wird klar unterschätzt“, sagt er bei der Eröffnung und meint, Solaranlagen hierzulande wären nicht weniger ergiebig als beispielsweise in Norditalien. 

Wer selbst schon mal mit dem Gedanken gespielt hat, sich ein Photovoltaik-Modul anzuschaffen, wird über ein solches Argument bereits gestolpert sein. 

Je kälter, desto ergiebiger

Das hat unter anderem damit zu tun, dass die Effizienz der Solarmodule nicht nur von der Sonneneinstrahlung, sondern auch von der Außentemperatur abhängig ist. Und dabei gilt: je kälter, desto ergiebiger. 

Laut der Energiewendeplattform „net4energy“ steigt der Ertrag eines Solarmoduls um etwa 4 Prozent pro 10 Grad Temperaturabnahme. „Die Temperatur einer Solaranlage erreicht durch den Stromfluss selbst an kalten Wintertagen 25 Grad Celsius und darüber. In den Sommermonaten sind bei Normalbetrieb bis zu 70 Grad Celsius möglich“, schreibt das Unternehmen in einem Beitrag von März 2022. 

Reicht es nicht langsam?

Jan Riber weiß, dass solche Projekte nicht ohne den Rückhalt in der breiten Bevölkerung funktionieren. „Wir müssen stark in den Dialog gehen, um die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen. Wir fragen lieber zweimal bei der betroffenen Bevölkerung nach als einmal.“ Unter anderem deshalb seien Vorhaben wie dieser Mega-Solarpark keine schnelle Angelegenheit. „Von der Idee bis zur Umsetzung vergehen mehrere Jahre.“

Der Prozess sei zwar zäh, aber wichtig. Schließlich gehe es um demokratische Prozesse. „Am Ende müssen auch die Menschen in der Nachbarschaft davon profitieren, dass hier eine Anlage steht, die die dänische Bevölkerung mit Strom versorgt.“ 

Geld für lokale Projekte

Wenn aber allein dieser eine Solarpark in Behrendorf schon den Strombedarf von mehr als 90 Prozent der Bevölkerung in der Kommune abdeckt, hat sie damit ihren Beitrag nicht geleistet?

Für Solarparks wie in Behrendorf erhalte die Bevölkerung auch etwas zurück. Geht eine Anlage ans Netz, muss das betreibende Unternehmen in einen sogenannten grünen Pool einzahlen: 40.000 Kronen pro Megawatt, so der Bürgermeister. Geld, das innerhalb der nächsten Jahre in lokale Projekte gelangen soll.

Somit leisten die Solarparks nicht nur einen Beitrag fürs Klima, sondern auch für die Bevölkerung vor Ort und die Stärkung des ländlichen Raumes.  

Der Artikel wird am 2.2. um 11 Uhr korrigiert: Der Anteil der erneuerbaren Energien in Dänemark war zur niedrig angegeben. 

 

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