Gesundheitsversorgung

Ab Dezember: Keine Brustkrebsoperationen mehr in Apenrade

Ab Dezember: Keine Brustkrebsoperationen in Apenrade

Ab Dezember: Keine Brustkrebsoperationen in Apenrade

Apenrade/Aabenraa
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Für zwei Chirurgen in Apenrade konnten keine Nachfolger gefunden werden (Symbolfoto). Foto: Pressefoto

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Die betroffenen Frauen müssen entweder nach Esbjerg oder Vejle fahren. Die Schleswigsche Partei und der Südschleswigsche Wählerverband bringen Krankenhäuser in Flensburg als grenznahe Alternative ins Spiel.

Im Dezember werden im Apenrader Krankenhaus keine an Brustkrebs erkrankten Frauen mehr operiert. Ob die Patientinnen dann nach Esbjerg oder Vejle fahren müssen, ist bisher nicht entschieden worden. In Vejle wird weiter bestrahlt, während die Chemotherapie im Sonderburger Krankenhaus durchgeführt wird.

Die Schließung wird mit Personalmangel begründet. Ein Chirurg geht in Rente. Sein Kollege hat gekündigt. Es ist der Region trotz intensiven Einsatzes nicht gelungen, die Nachfolge zu klären.

Lange Anfahrtswege

Die Schleswigsche Partei (SP) und der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) haben kein Verständnis dafür, dass die Region Süddänemark nicht die beiden Krankenhäuser in Flensburg/Flensborg (Malteser St. Franziskus Hospital und die Diako) als Alternative in Erwägung gezogen hat. Damit würden den Frauen aus Nordschleswig lange Anfahrtswege nach Esbjerg oder Vejle erspart.

 

Durch lange Transportwege wird die Situation nur noch verschlimmert, für die Patientinnen ebenso wie für deren Angehörige.

Rainer Naujeck

Der kommissarische SP-Parteichef Rainer Naujek meint zur Auslassung der Flensburger Alternative: „Es ist sehr ärgerlich, dass es nicht gelungen ist, neue Chirurgen für unseren Landesteil zu finden. Nicht zuletzt für die Frauen, die künftig lange Anreisen in Kauf nehmen müssen, um eine Brustkrebsoperation zu erhalten.“

Einen Operationsprozess durchlaufen zu müssen, mit den dazugehörigen Voruntersuchungen und nachfolgender Chemotherapie oder Strahlenbehandlung sei belastend genug für die betroffenen Frauen.

Flensburg zumindest als Angebot

„Durch lange Transportwege wird die Situation nur noch verschlimmert, für die Patientinnen ebenso wie für deren Angehörige. Deshalb erscheint es uns sinnvoll, dass Brustkrebspatientinnen aus Nordschleswig zumindest angeboten wird, dass sie in Flensburg operiert werden können“, so Naujek.

Grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung

Der Landesvorsitzende des SSW, Christian Dirschauer, pflichtet ihm bei und fordert die Region Süddänemark dazu auf, bei der Gesundheitsversorgung grenzüberschreitend zu denken und Kontakt zum Diako-Krankenhaus in Flensburg aufzunehmen.

„Dort werden ebenfalls Brustkrebsoperationen durchgeführt. Daher bietet sich eine Möglichkeit an, eine grenznahe, gemeinsame Lösung für die Brustkrebspatientinnen zu erörtern.  Es ist wichtig, dass wir die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auch dann mitdenken, wenn es um Gesundheitsleistungen geht“, sagt Dirschauer.

Entweder in Esbjerg oder in Vejle sollen künftig Brustkrebsoperationen durchgeführt werden (Symbolfoto). Foto: Karin Riggelsen

„Eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung hat eine große Bedeutung für den Alltag und die Lebensqualität der Menschen im Grenzland. Deshalb sollte die Region Syddanmark in dieser konkreten Situation, in der das Leistungsangebot in Apenrade nicht aufrecht gehalten werden kann, Kontakt zur Diako in Flensburg aufnehmen, um Alternativen zu Esbjerg und Vejle zu erarbeiten.“

Zusammenlegung von Hospitälern in Flensburg

Die beiden Parteivorsitzenden der Minderheitenparteien machen in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass die beiden Flensburger Kliniken in wenigen Jahren zu einem Großklinikum mit einem breiten, modernen Leistungsangebot fusionieren werden.

Der Krankenhausdirektor Peter Sørensen erklärt, dass das Krankenhaus schon mehrere Jahre nach Brustkrebschirurginnen und -chirurgen sowohl in Skandinavien, Deutschland als auch in Europa gesucht habe. Auch wurde versucht, eigene, jüngere Ärztinnen und Ärzte dazu zu motivieren, sich in diese Richtung auszubilden. Dieser Versuch scheiterte.

Dass dies das endgültige Aus für die Brustkrebsoperationen in Apenrade bedeutet, ist nicht sicher. Falls sich doch Bewerberinnen und Bewerber finden sollten, träumten die Region und der Krankenhausverband Sygehus Sønderjylland von einer Wiedereröffnung in Apenrade, sagt die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses der Region, Mette With Hagensen (Soz.).

Die Schleswigsche Partei als Wegbereiterin

Die Schleswigsche Partei hat sich seit Jahren die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf die Fahne geschrieben. Sie war Anfang der 2000er-Jahre maßgeblich daran beteiligt, als die Bestrahlung krebskranker Frauen am St. Franziskus-Krankenhaus in Flensburg ermöglicht wurde. 2016 beschloss der Regionsrat, diese Zusammenarbeit zu beenden und nach Vejle zu holen, da dort plötzlich doch freie Kapazität entstanden waren.

So sparte die Region rund fünf Millionen Kronen, die es jährlich für diesen Dienst bezahlen musste. Ungefähr 300 Frauen nutzten jährlich das grenzüberschreitende Angebot.

Der Niebüller Rettungshubschrauber bei einem Rettungseinsatz in Tondern Foto: DN-Archivfoto

Luftrettung mit Hubschrauber

Die Schleswigsche Partei war auch Wegbereiter der Luftrettung durch einen seit 2003 in Niebüll stationierten deutschen Rettungshubschrauber. Daran war der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, in seiner damaligen Funktion als Vertreter der Schleswigsche Partei im nordschleswigschen Amtsrat beteiligt. Der deutsche Rettungshubschrauber fliegt heute noch Einsätze in Nordschleswig.

 

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