Gleichstellung

Darf es noch einen Männerturnverein geben?

Darf es noch einen Männerturnverein geben?

Darf es noch einen Männerturnverein geben?

Apenrade/Aabenraa
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Gelb und Blau sind die Vereinsfarben des MTV Apenrade. Foto: Archiv

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Seit 1888 heißt der deutsche Sportverein in Apenrade „Männerturnverein“. Doch kann dieser Name auch noch in Zeiten von Gleichberechtigungsdiskussionen, Gleichstellung und Gendern behalten werden? Ja, findet der Vorsitzende, während ein anderes Vorstandsmitglied die Diskussion darüber in Gang setzen möchte.

Männerturnverein Apenrade von 1888 heißt der deutsche Sportverein in der Fördestadt. Bei der Generalversammlung, die kürzlich stattfand, gab es die Anregung von Vorstandsmitglied Maike Minor, den Namen zu überdenken.

„Es sollte deutlich werden, dass der Verein offen für alle ist, und das sollte sich auch im Vereinsnamen widerspiegeln“, findet die Apenraderin Maike Minor. Sie hatte die Versammlung genutzt, um einen Vorstoß zu wagen und die Diskussion darüber in Gang zu bringen.

Diskussion anstoßen

Ihr geht es jedoch nicht zwangsläufig um eine Namensänderung: „Ich möchte wissen, wie es anderen Mitgliedern damit geht, verschiedene Perspektiven hören, um dann in eine weitere Diskussion zu kommen“, erklärt die Mitarbeiterin des Deutsche Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig (DSSV).

Zweifel bei möglichen Mitgliedern

Sie stellt unter anderem die Frage in den Raum, ob der Name „Männerturnverein“ mögliche Auswirkungen auf neue Mitglieder hat. Zudem ist „ein Vereinsname auch eine Kommunikation nach außen und hat möglicherweise Wirkung auf die Menschen“, sagt Maike Minor.

Wir können mit der Zeit gehen, ohne die Wurzeln zu vergessen.

Maike Minor, MTV-Vorstandsmitglied

Sie fühle sich zwar gut im Verein aufgehoben, doch würde sie sich freuen, wenn aktuelle Tendenzen berücksichtigt würden, erklärt sie. „Wir können mit der Zeit gehen, ohne die Wurzeln zu vergessen“, meint sie.

Als ich in den 80er Jahren in die Vorstandsarbeit kam, war ich der einzige Mann, und heute haben wir eine Mehrheit Frauen als Mitglieder.

Gösta Toft, MTV-Vorsitzender

Die Wurzeln des Vereins liegen dem MTV-Vorsitzenden Gösta Toft sehr am Herzen. Er hatte bisher nicht das Gefühl, dass sich Frauen oder andere Geschlechteridentitäten durch den Vereinsnamen abgeschreckt fühlten. Im Gegenteil: „Als ich in den 80er Jahren in die Vorstandsarbeit kam, war ich der einzige Mann, und heute haben wir eine Mehrheit Frauen als Mitglieder“, berichtet Toft.

 

Offen für alle

Er findet, dass „ein historisch gewachsener Verein mit einer langen Tradition diese auch gerne im Namen behalten darf. Es ist natürlich wichtig, dass wir ein Verein für alle sind, doch bisher, so meine Erfahrung, gab es damit keine Herausforderungen. Der Verein ist offen für alle.“

Auch ihm ist klar, dass „mit der Zeit gegangen werden muss“. Doch statt den MTV umzubenennen, „bin ich dafür, die Geschichte zu erzählen, die dahintersteckt, also Aufklärungsarbeit zu leisten“, erklärt er sein Ansinnen.

Spätestens auf der MTV-Generalversammlung im kommenden Jahr wird das Thema wieder auf der Tagesordnung stehen und zur Diskussion einladen.

Der Vorstand, das hat Toft schon auf der Versammlung angekündigt, wird sich schon bei seinen Sitzungen damit beschäftigen.

 

 

Männerturnverein Apenrade von 1888 (MTV Apenrade)

Der Männerturnverein Apenrade von 1888 ist ein Verein der deutschen Minderheit in Nordschleswig, ist jedoch offen für alle.

Der MTV Apenrade gehört zur Dachorganisation Deutscher Jugendverband für Nordschleswig (DJN).

 

https://djfn.dk/mtv https://www.facebook.com/MTVinApenrade
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