Leitartikel

Roter Sommer-Zirkus

Roter Sommer-Zirkus

Roter Sommer-Zirkus

Apenrade/Aabenraa
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Staatschef Lars Løkke Rasmussen Parteichefin Mette Frederiksen Foto: Søren Bidstrup/Ritzau Scanpix

Man könne nie wissen, wann die Wahlglocken läuten, schreibt Chefredakteur Gwyn Nissen und ist überzeugt: Der rote Block hätte sich eigentlich nur ruhig verhalten müssen, dann wäre alles nach Plan gelaufen.

Nicht nur der dänische Sommer war warm, auch in der Politik geht es derzeit heiß her. Von Sommerpause kann in der Landespolitik keine Rede sein, denn eine ganze Reihe von Politikern und Parteien wärmt sich  jetzt schon für die heiße Wahlkampfphase auf – und das, obwohl noch bis zu zehn Monate vergehen können, bevor die dänische Bevölkerung zu den Wahlurnen muss. Aber man weiß  nie, wann die Wahlglocken läuten, scheinen die Politiker gerade zu denken und bringen sich daher jetzt schon sicherheitshalber in Position.

Bei dem Zirkus, den der linke Flügel im Folketing gerade veranstaltet, kann es sein, dass Regierungschef Lars Løkke Rasmussen (Venstre) nicht mehr lange wartet, sondern Neuwahlen ausruft. Dabei hat der bürgerliche Flügel alles andere als eine erfolgsgekrönte Wahlperiode hinter sich, und bisher deutete alles auf einen Machtwechsel in der dänischen Politik hin. Der rote Block hätte sich eigentlich nur ruhig verhalten müssen, dann wäre alles nach Plan gelaufen.

Daran hält sich aber nur Herausforderin Mette Frederiksen von den Sozialdemokraten. Die anderen Parteien links von der Mitte haben gleich alle Tiere und Artisten auf einmal in die Manege gelassen: Radikale Venstre ist auf Abstand gegangen und will von den Sozialdemokraten in Ausländerfragen garantien, dass die rechte Dänische Volkspartei keinen Einfluss bekommt.

Uffe Elbæk von den Alternativen will plötzlich Regierungschef in einer linken Regierung werden – und entzieht damit ebenfalls Mette Frederiksen seine Unterstützung.

Und nun sieht sich auch Pernille Skipper von der Einheitsliste als Staatsminister-Kandidatin, die den Posten bei einem Machtwechsel nicht automatisch an Frederiksen abgeben werde.

Frederiksen hat bisher alles richtig gemacht, nur die „Freunde“ veranstalten einen Zirkus, der den sicher geglaubten Machtwechsel verhindern kann. Denn wen bekommt man als Führungsspitze, wenn man eine rote Stimme abgibt? Frederiksen, Elbæk oder Skipper? Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich Frederiksen in dem Trio durchsetzen wird, aber allein der Zweifel kann den roten Flügel teuer zu stehen kommen.

Derzeit kann sich Løkke über den Kampf der roten Sprechstallmeister freuen. Aber nur solange im blauen Block Ruhe herrscht und er die eigenen Freunde besser im Griff hat als Frederiksen. Dann könnten wir bald vor einer neuen Vorstellung stehen: Manege frei für die Folketingswahl.

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