Meinung

„Zirkus Allianz“

Zirkus Allianz

Zirkus Allianz

Apenrade/Aabenraa
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Gwyn Nissen Foto: DN

Für die Liberale Allianz ist die „Party-Zeit" – nach der Folketings Wahlschlappe – vorerst vorbei, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Vor einigen Jahren taumelte Anders Samuelsen  mit seinen politischen Wegbegleitern Gitte Seeberg und Naser Khader in Horsens im Bad der Menge. Was die wenigsten Leser und Fernsehzuschauer wussten: Die Menschenmenge war gekommen, um am alljährlichen Automarkt in Samuelsens Heimatstadt teilzunehmen. 

Doch auf den Bildern sah    es aus wie Samuelsen und sein Gefolge. Nun hat sich dieses Gefolge wie eine Fata Morgana aufgelöst: Khader und Seeberg sind schon lange weg, und bei der Wahl verschwanden  auch die meisten Wähler der Liberalen Allianz und bereiteten somit auch den Abgang von Anders Samuelsen vor.

Mit einer Plattform als Außenminister und Parteivorsitzender nicht gewählt zu werden, das war die ultimative Schlappe für  den Parteigründer. Er musste  zusehen, wie seine Partei von 13 auf 4 Mandate schrumpfte und im Laufe des Wahlabends sogar mit der 2-Prozent-Sperrgrenze flirtete.

Die Geschichte der einst tot- geschriebenen Partei (sie stand in den Meinungsumfragen vor der Wahl 2015 schon mal bei 0), die vor vier Jahren ein Wahnsinnsergebnis erreichte und ein Jahr später sogar in die Regierung eintrat, um dann 2019 wieder gänzlich abzutauchen, ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Partei.

Eine Partei, die zu lange und zu stur  den eigenen Forderungen   hinterherlief und sogar drohte, gegen die eigene Regierung zu stimmen. Doch die Drohung erwies sich als ein Lüftchen, und damit setzte sich LA im politischen Zirkus  schachmatt und enttäuschte die Wähler.  Auch in der Personengalerie waren zu viele Artisten, und die LA-Vorstellung schien unter Sprechstallmeister Samuelsen weder Hand noch Fuß zu haben. Anders kann man die Wahlschlappe nicht deuten.
 
Wie ungewöhnlich die Partei ist, zeigte sich auch in den Stunden nach der Wahlniederlage. Herbe Kritik eines Überlebenden der LA, ein tränenreicher Abschied des Außenministers und Parteigründers (der auch von der dänischen Politik Abschied nahm) und dann die Suche nach   dem neuen Messias. Alex Dominique Kristensen Vanopslagh wird als ganz großes politisches Talent gehandelt. Ein rhetorischer Rockstar. Er soll die Partei jetzt retten – in einer Vierer-Gruppe  mit einem politischen Judas.  Eine riesige Aufgabe für den 27-Jährigen.
 
Bei der Liberalen Allianz sind neue Zeiten angesagt.  Beim Folkemøde auf Bornholm war die von der LA gemietete Fähre immer Anlaufstation für die besten Partys und Drinks. Aber die Party ist erst einmal vorbei. Das Partyzelt ist sozusagen abgebrochen, und die  Liberale Allianz fängt wieder von vorn an.

    

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