Asylverfahren

Kinder auf der Flucht erhalten Brief über Zwangsabschiebung

Kinder auf der Flucht erhalten Brief über Zwangsabschiebung

Kinder auf der Flucht erhalten Brief über Zwangsabschiebung

Ritzau/wt
Kopenhagen
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Die Ausländerbehörde droht Minderjährigen mit Abschiebung (Archivfoto). Foto: Thomas Vilhelm/Ritzau Scanpix

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Wie eine „DR“-Dokumentation belegt, hat ein 12-jähriges Mädchen, das aus Syrien geflohen ist, einen Brief von der Ausländerbehörde erhalten, dass es Dänemark verlassen muss.

Die dänische Ausländerbehörde schickt Briefe über Abschiebung an Minderjährige. Das zeigt die Dokumentation „På flugt i Danmark“, die der öffentlich-rechtliche Sender „DR“ am Montagabend ausstrahlt.

Die 12-jährige Gazal Sbinati hat laut der Sendung einen Brief bekommen, dass sie Dänemark verlassen muss, da ihr ansonsten eine zwangsweise Ausweisung drohe.

„Ich gehe hier zur Schule, habe viele Freunde und hoffe, in Dänemark bleiben zu dürfen“, sagt das Mädchen.

Normale Praxis

Die Ausländerbehörde bestätigt, dass es Praxis sei, Briefe an Personen zu schicken, die im Rahmen einer Familienzusammenführung ins Land gekommen sind, ungeachtet ihres Alters. An Kinder unter 15 Jahren wird der Brief per Post geschickt.

Dänemark hat kein Abkommen mit Syrien. Daher können Syrierinnen und Syrier, deren Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängert wird, aktuell gar nicht zwangsweise abgeschoben werden.

„Erschütternd“

Die Asylchefin von „Dansk Flygtningehjælp“, Eva Singer, kritisiert das Vorgehen der Behörde.

„Wieso benutzt man die Worte von einer Zwangsabschiebung in den Briefen? Stattdessen sollte die Ausländerbehörde mit der Bearbeitung der Fälle warten, bis sie weiß, ob eine Ausweisung unter Zwang möglich ist“, meint sie.

Wenn man an ein Kind schreibt, dass es per Zwang nach Syrien abgeschoben werden kann, bedrohe man das Kind.

„Das finde ich erschütternd“, so Singer.

Behörde überdenkt Vorgehen

„DR“ hat die Ausländerbehörde um eine Stellungnahme zur Kritik der Flüchtlingshilfe gebeten.

„Die Ausländerbehörde kann mitteilen, dass wir aktuell Überlegungen darüber anstellen, wie die Praxis zur Vermittlung unserer Entscheidungen an Minderjährige aussehen soll“, heißt es in einer kurzen Mail.

Außer Dänemark ist Ungarn das einzige europäische Land, das einschätzt, dass es sicher ist, Geflüchtete nach Syrien abzuschieben.

Der Flüchtlingsrat hat im September entschieden, dass die Aufenthaltsgenehmigung der betroffenen Familie doch um zwei Jahre verlängert wird.

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