Bundestagswahlkreis 1

Kandidaten-Runde an der Duborg-Skole: Kein Heimspiel für SSW-Mann Stefan Seidler

Kandidaten-Runde an der Duborg-Skole

Kandidaten-Runde an der Duborg-Skole

SHZ
Flensburg
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Neun Politiker und ein Moderator: Diskussion zur Bundestagswahl in der Sporthalle der Flensburger Duborg-Skole. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Und AfD-Kandidat Jan Petersen-Brendel erntet Hohngelächter für seine Erklärungen zu seinem Facebook-Post an Hitlers Geburtstag.

Wie war das denn nun mit dem Facebook-Post an Hitlers Geburtstag? Jan Petersen-Brendel spricht das Thema von sich an, noch bevor er danach gefragt wird. Der AfD-Kandidat im Bundestagswahlkreis 1 (Flensburg-Schleswig) steht am Donnerstagmorgen in der Sporthalle der Duborg-Skole gemeinsam mit den Kandidaten der anderen Parteien vor mehr als 200 Schülern der Jahrgangsstufen 10 bis 13.

Es ist sein erster großer öffentlicher Auftritt, seit vor wenigen Tagen bekannt wurde, dass der AfD-Bundesverband gegen ihn ein Parteiausschluss-Verfahren betreibt.

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Der Grund: Am 20. April 2020, dem 131. Geburtstag von Adolf Hitler, hatte Petersen-Brendel auf Facebook diesen Post abgesetzt:


Warum gratuliert er dem deutschen Volk ausgerechnet an diesem Datum zum Geburtstag? Für die Erklärung, die Petersen-Brendel vorträgt, erntet er von den Jugendlichen höhnisches Gelächter.

An jenem Tag habe die Ministerpräsidentenkonferenz das Ende des ersten Corona-Lockdowns beschlossen. Was das mit dem Begriff „Geburtstag“ zu tun hat, sagt er nicht. Es fragt ihn auch niemanden. Die meisten anderen Diskussionsteilnehmer ignorieren den AfD-Mann in den kommenden anderthalb Stunden einfach.

Katrine Hoop (Linke) spricht sich für „mehr Abstand nach rechts“ aus und macht an ihrem Stehtisch demonstrativ einen Schritt nach links weg vom Petersen-Brendel.


Einzig Stefan Seidler (SSW) greift den AfD-Kandidaten direkt an. Mit bebender Stimme ruft er: „Es läuft mir kalt den Rücken runter, wenn ich hier in meiner alten Duborg-Skole stehe und erlebe, wie sich dieser Mann von der AfD an diesem Ort seine schmutzigen Hände wäscht.“


An dieser Stelle greift Moderator Mirco Reimer Elster ein, Fernsehjournalist in Dänemark und ebenfalls Absolvent der Duborg-Skole. Der Sinn der Veranstaltung sei es, die Standpunkte aller Parteien zu hören, also alle Kandidaten einzuladen, auch wenn man mit ihren Standpunkten nicht einverstanden sei.


Für Lehrerin Stephanie Schönbeck-Graf, die die Runde organisiert hat, war von vornherein klar, dass sie niemanden ausschließen will. Dafür habe sie auch Rückendeckung von der Schulleitung erhalten. Sie hat auch die Bewerber von Splitterparteien eingeladen, zum Beispiel Uwe Christiansen von den Liberal-Konservativen Reformern (LKR). Die Duborg-Skole sei die einzige Schule, die ihn zu einer Kandidaten-Diskussion eingeladen habe, sagt Marko Wölbing von der „Basis“.

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Grünen-Bundeschef Robert Habeck – derzeit auf Wahlkampftour in Bayern – lässt sich vom Flensburger Europa-Abgeordneten Rasmus Andresen vertreten, die CDU-Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen vom Kreisvorsitzenden der Jungen Union, Marquardt Petersen. Von den Favoriten auf das Direktmandat ist also nur Franziska Brzezicha (SPD) anwesend.


Christoph Anastasiadis (FDP) komplettiert die Runde. Gar nicht vertreten sind lediglich die Freien Wähler (Arne Jöhnk) und die Partei „du“ (Dariush Keshavarz Khorasgani).

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Diskussionen zwischen den Kandidaten sind auf einem so großen Podium kaum möglich. Minderheitenschutz, LGBTQI-Plus-Rechte, Verkehrswende und Klimaschutz: Meistens sagten sie schlicht nacheinander ihre Standpunkte zu den angesprochenen Themen auf. Aber das ist auf Veranstaltungen mit sechs oder sieben Kandidaten oft auch nicht anders.

Der 16-jährigen Anne Stein gefällt das Format. „Es ist auf jeden Fall interessant, alle Kandidaten persönlich kennen zu lernen und auch zu sehen, in welchen Punkten sie mit ihren Parteien nicht übereinstimmen.“


Gemessen am Lärmpegel, sind die Sympathien im Publikum übrigens klar verteilt. SSW-Mann Stefan Seidler liegt da bei seinem Heimspiel vor dem Nachwuchs der dänischen Minderheit nicht an erster Stelle. Den lautesten Beifall erntet Rasmus Andresen, gefolgt von Katrine Hoop. Beide sind ebenfalls Absolventen der Duborg-Skole.

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