Husumer Filmtagen 2022

David Kross im Interview: Schauspieler war neben Fußballprofi schon als Junge sein Berufswunsch

David Kross im Interview: Schauspieler war neben Fußballprofi Berufswunsch

David Kross im Interview: Schauspieler war Berufswunsch

Jan-Christian Petersen/shz.de
Husum
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David Kross in „Trautmann“, einem deutsch-britischen Spielfilm von Marcus H. Rosenmüller (2018). Foto: Square One Entertainment

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Zu seiner Werkschau auf den Husumer Filmtagen 2022 konnte David Kross leider nicht kommen. Im Interview erzählt er, warum das nicht geklappt hat und spricht über das Kino im Allgemeinen und seine Rollen im Besonderen.

Dem aus Henstedt-Ulzburg stammenden Schauspieler David Kross widmeten die Husumer Filmtage 2022 eine Werkschau. Mit „Trautmann“, „Same Same But Different“, „Der Vorleser“, „Ballon“, „Simpel“ und Leander Haußmanns „Stasikomödie“ wurde ein Querschnitt seiner Filme gezeigt. Eigentlich wollte er am Sonnabend als Ehrengast persönlich vor Ort sein, doch Planänderungen bei Dreharbeiten in Italien verhinderten das im letzten Moment. Jan-Christian Petersen führte ein Telefon-Interview mit Kross.

Herr Kross, eigentlich sollten Sie auf den Husumer Filmtagen sein, wo Ihnen zu Ehren eine Werkschau gezeigt wird. Was ist geschehen?

Zunächst möchte ich sagen: Es tut mir von Herzen leid, dass ich in Husum nicht persönlich anwesend sein kann. Ich bin mitten in einem Filmdreh und da hat sich ungünstigerweise der Drehplan noch einmal komplett verändert. Wir drehen in Italien. Es gibt keine Direktflüge. Es ist sehr ärgerlich gelaufen.

Aufgewachsen sind Sie in Todendorf und Bargteheide im Kreis Stormarn, wo Sie über den Regisseur Detlev Buck den Weg in die professionelle Schauspielkunst gefunden haben. Was wäre aus Ihnen geworden, wenn sich dieser Umstand nicht so gefügt hätte?

Das frage ich mich selbst auch manchmal. Es ist aber schwer zu sagen. Ich hatte schon früh den Wunsch, in Richtung Schauspiel zu gehen. Ich erinnere mich an Poesie-Alben, die damals unter Freunden in der Schule herumgereicht wurden. Da hatte ich bereits als Junge reingeschrieben, dass ich entweder Schauspieler oder Fußballprofi werden möchte.

Ich frage deshalb, weil es im ländlichen Raum oft weit weniger Orientierung oder Vorbilder für Jugendliche gibt. Manche Berufswege werden von den Eltern oder von dem vorgezeichnet, was die Menschen vor Ort kennen.

Das habe ich so nicht erlebt. Meine Eltern haben auch keinen künstlerischen Hintergrund. Insofern war mein Werdegang schon etwas Neues. In den Anfangsjahren hatte ich auch nicht darüber nachgedacht, Schauspieler als Beruf auszuüben. Für mich selbst war es zunächst ein Ausprobieren. Meinen ersten Film „Knallhart“ hatte ich in den Sommerferien gedreht. Bei „Krabat“ ging ich parallel auch noch zur Schule. Das hatte sich erst beim „Vorleser“ geändert. Trotzdem war es nie eindeutig, dass das jetzt mein Beruf bleibt. Ich glaube, deshalb habe ich auch etwas anfangen können mit der Rolle des jungen Ludger Fuchs, den ich in Leander Haußmanns aktueller „Stasikomödie“ spiele. Da geht es um einen Mann, der als Stasi-Spitzel in die Künstlerszene eingeschleust wird, um sie zu zersetzen. Dann fängt er aber an, diese Welt zu lieben, ihre Offenheit und das Verrücke. Er steht zwischen den Welten. Damit kann ich mich persönlich identifizieren. Es gab jedenfalls nie diesen einen Moment, von dem ich sagen kann, ‚ich bin jetzt Schauspieler‘.

Wir leben in einer Zeit, die vor Filmproduktionen nur so sprudelt. Gleichzeitig kämpfen aber insbesondere im ländlichen Raum viele Kinos ums Überleben; denn Film als deutschlandweites Event, das einst allen gleichermaßen über die Kinos zugänglich war, verlagert sich auf Streaming-Dienste, die Zuschauer exklusiv an sich binden. Muss sich das Kino neu erfinden, um als Erfahrungsraum gesellschaftlich relevant zu bleiben?

Ich sehe den Grund für diese Entwicklung vor allem darin, wie Film überhaupt wahrgenommen wird. Im Umgang mit Literatur und Nachrichten ist es ja ähnlich. Man sieht Filme auf dem Handy, spult vor und zurück, telefoniert vielleicht noch nebenbei. Da mangelt es an Aufmerksamkeitsspanne und an dem Wunsch, sich auf einen Film wirklich von Anfang bis Ende einzulassen. Das liegt weniger an den Kinos selbst, sondern an den Menschen, die sich daran erinnern müssen, was sie am Kino haben. Gleichzeitig höre ich aber auch, dass mit neuen Formen wie Abo-Modellen für das Kino experimentiert wird oder dass Streaming-Firmen eben auch eigene und neue Kooperationen mit den Kinos suchen.

Wenn Sie einen Charakter aus Film, Literatur oder Theater bis an Ihr Lebensende spielen sollten, welcher Charakter wäre das?

Da wird man, glaube ich, bei jedem Charakter wahnsinnig. Die Herausforderung besteht ja eher darin, man selbst zu bleiben. Von den Filmen aber, die ich bisher gemacht habe, würde ich die Rolle des Barnabas wählen, den ich in „Simpel“ gespielt habe. Diese Figur litt als Kind unter Sauerstoffmangel. Geistig ist er auf dem Stand eines Dreijährigen. Barnabas ist aber ein Charakter mit einer bedingungslosen Liebe, von der ich damals viel gelernt habe. Ich habe gesehen, was es mit den Menschen und mit einem selbst macht, wenn man sich und anderen demonstrativ mit einer solchen Haltung gegenübertritt.

Suchen Sie nach solchen Herausforderungen, wenn Ihnen Drehbücher angeboten werden?

Ich glaube nicht, dass es eine Sache gibt, nach der ich suche. Man lässt sich halt auf die Geschichten ein, die man bekommt. Während man liest, spricht es einen entweder an, einen Charakter zu spielen, oder eben nicht. Ich bin jetzt 32. Es kommt eine gewisse Lebenserfahrung hinzu. Die Rollen werden erwachsener, verändern sich.

Was können wir dann zukünftig von Ihnen erwarten?

Im Frühling nächsten Jahres kommt der Film „Der Pfau“ nach einem Roman von Isabel Bogdan in die Kinos. Danach erscheint ein Horrorfilm, den wir in nur einer durchgehenden Aufnahme gedreht haben. Wenn es bei dem aktuellen Titel bleibt, wird er „19:04“ heißen. Ich weiß nicht, welcher Take es am Ende wird, denn wir haben den Film insgesamt vier Mal durchgespielt. Die Kamera war immer mittendrin.

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