Deutsche Minderheit

Minderheit mit Zukunft – neue Struktur ohne Bezirksebene

Minderheit mit Zukunft – neue Struktur ohne Bezirksebene

Minderheit mit Zukunft – neue Struktur ohne Bezirksebene

Apenrade/Aabenraa
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Die aktuelle Struktur des Bundes Deutscher Nordschleswiger ist komplex. Foto: Marle Liebelt

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Die AG Zukunft will an den BDN-Strukturen rütteln. Ziel ist, die Organisation der Minderheit zu vereinfachen. Besonders die Bezirksebene hinterfragt die AG und plädiert dafür, sie abzuschaffen. Die Ideen zur Umstrukturierung sorgten im Hauptvorstand für Diskussionen.

Die AG „Minderheit mit Zukunft“ hat sich überlegt, wie der Dachverband der deutschen Minderheit, der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), künftig aufgestellt sein sollte. Denn die BDN-Strukturen seien nicht mehr zeitgemäß und für viele Mitglieder verwirrend, sagt Uffe Iwersen, der die ausgearbeiteten Ideen der Arbeitsgemeinschaft bei der jüngsten Hauptvorstandssitzung am 6. Februar vorgestellt hat
 

In einem ersten Artikel wurden zwei weitere Punkte im Detail vorgestellt, die die AG ausgearbeitet hat: die Ideen einer Basismitgliedschaft und des Intranets.

In der AG-Arbeit ist jedoch eine weitere Idee entstanden, die im Hauptvorstand für Diskussionen gesorgt hat: die Neustrukturierung auf lokaler Ebene.

Iwersen betont vorweg, dass es sich bei allen genannten Punkten um Ideen handelt. „Dieses Papier ist kein Beschluss, es ist lediglich das Resultat der AG-Arbeit.“ Es liege am Hauptvorstand, damit nun weiterzuarbeiten.

Was die BDN-Strukturen angeht, hat die AG auf lokaler Ebene zwei Probleme identifiziert: „Erstens: Wir haben überflüssige BDN-Bezirke. Und zweitens: Das Minderheiten-Leben vor Ort wird zu wenig priorisiert“, so Iwersen gegenüber dem Hauptvorstand. 

Um diesen Problemen entgegenzuwirken, schlägt die AG Zukunft vor, die BDN-Bezirke abzuschaffen. Die Schleswigsche Partei (SP) soll davon jedoch nicht berührt sein. 

Wir wollen die lokale Ebene stärken, indem wir die Bezirksebene nicht mehr dabeihaben.

Uffe Iwersen, BDN-Kulturkonsulent

Die jetzigen Strukturen

Aktuell ist der BDN so organisiert, dass er als Dachorganisation fungiert und ansonsten in vier Bezirke, die wiederum aus 18 Ortsvereinen bestehen, aufgeteilt ist. Die Bezirke umfassen das Gebiet der jeweiligen Kommune. 

Auch die Schleswigsche Partei findet sich in den Bezirken wieder. Der SP-Vorstand wird derzeit jeweils auf den Bezirksmitgliederversammlungen gewählt, zu denen alle Mitglieder der im Bezirk vereinten Ortsvereine ein Stimmrecht haben. 

Wenn die AG Zukunft von der Idee der Neustrukturierung spricht, soll die SP davon ausgenommen sein. Das hat nicht zuletzt auch damit zu tun, dass ein politisches Bekenntnis und eine vorgesehene verpflichtende Basismitgliedschaft für alle, die die Minderheiten-Institutionen nutzen, nicht vereinbar wären. 

Zudem ergebe die Organisation in den Bezirken, die den Kommunen entsprechen, für die SP durchaus Sinn, da sie in den Kommunen antreten muss, so Iwersen. 

Für die Organisation der Minderheit gelte das jedoch nicht. Die AG Zukunft wolle weg vom starren Denken in BDN-Ortsvereinen und Bezirken. Stattdessen sollen sich die Vereine in Einheiten organisieren, die zusammenfassen, was zusammengehört bzw. wo es Sinn ergibt, diese zu bilden.

Lokale Einheiten statt Bezirke

Statt in Bezirken soll künftig also eine Zusammenarbeit in lokalen Einheiten stattfinden. Wie sich die Einheiten zusammensetzen, müsse noch erarbeitet werden. „Wir haben nicht vor, einen Zirkel auf der Landkarte anzulegen und wahllos neue Kreise zu ziehen“, sagt Iwersen. 

Der entscheidende Unterschied werde sein, dass die Bezirke als Ebene in der BDN-Struktur wegfallen sollen. „Wir wollen die lokale Ebene stärken, indem wir die Bezirksebene nicht mehr dabeihaben.“ 

Die Bezirke hätten für den BDN keinen Mehrwert und seien nur eine leere Hülle. „Viel wichtiger ist für die Mitglieder doch, was auf der Ebene darunter passiert“, so Iwersen. 

Also schlägt die AG die neuen Einheiten auf der lokalen Ebene vor. Zum Teil sei dies bereits Realität. Nämlich in den Fällen, in denen sich einzelne Vereine schon in der Vergangenheit zusammengeschlossen haben – wie etwa zum Ortsverein Saxburg-Bülderup.

 

Uffe Iwersen, Ulf-Mikael Iwersen
Uffe Iwersen ist BDN-Kulturkonsulent und Mitglied der AG Zukunft. Foto: Cornelius von Tiedemann

„Wieso haben wir im Lokalen diese Mini-Einheiten?“, hinterfragt Iwersen. Und nennt BDN-Ortsvereine, Sozialortsvereine, Kindergarten, Schule, Ruderklub, Sportvereine und so weiter. Zudem verzeichneten einige Vereine ohnehin einen großen Mitgliederschwund. „Wieso sammeln wir diese kleinen Einheiten vor Ort nicht und lassen sie zusammenarbeiten?“ Davon profitierten die Mitglieder, und Kompetenzen würden gebündelt und kämen auch an anderer Stelle zum Einsatz. 

Das solle nicht heißen, dass die Arbeit der Verbände wegfallen oder einzelne Funktionsträgerinnen und -träger mit Arbeit überhäuft werden sollen. „Der Sozialdienst soll seine Arbeit machen, der Sportverein soll seinen Sport anbieten. Und sie sollen ihre jeweiligen Vorstände behalten.“ Aber sie könnten in einer neuen Einheit mit einem neuen lokalen Vorstand zusammenarbeiten. Diese lokale Ebene soll, wie bislang die Bezirke, mit Geldern aus Apenrade finanziert werden. 

Unterschied nicht ganz klar

Während einige Mitglieder der Hauptvorstandssitzung in dieser Umstrukturierung keinen wirklichen Unterschied zur jetzigen Bezirksstruktur erkennen konnten, meint Iwersen, die neue Struktur würde die Basisarbeit und die Koordination der Arbeit in den jeweiligen geografischen Gebieten stärken. 

Ein wesentlicher Unterschied wird klar, wenn Iwersen die Idee weiterspinnt: „Wenn es diese Vereinseinheiten vor Ort gibt, wofür benötigen wir dann eigentlich noch die BDN-Ortsvereine?“ 

Denn die BDN-Ortsvereine würden im Grunde die Kulturarbeit bündeln. Gemacht würden die kulturellen Angebote jedoch auch jetzt in Vereinen.

Kurz also: Würden die Bezirke und BDN-Ortsvereine abgeschafft, könnten neue lokale Einheiten gefunden werden, in denen sich die Vereine sammeln. Da das auch mal ortsübergreifende Schulterschlüsse sein könnten, ergebe es aus Sicht der AG Zukunft Sinn, sich vom Denken in den Grenzen der Bezirke und Orte zu lösen. Es entstünden neue Einheiten, und der BDN würde die koordinierende Rolle der Einheiten bilden. 

Die Einheiten mit ihren Vereinen würden die Basis bilden. Die Struktur könnte dann so aussehen, dass die lokalen Einheiten Lokalräte benennen. Diese wiederum wählen insgesamt vier Vertreterinnen bzw. Vertreter (eine Person aus jeder Kommune), die direkt dem Hauptvorstand angehören. Um eine ausgeglichene geografische Repräsentation sicherzustellen, ist Voraussetzung, dass die Vertreterinnen bzw. Vertreter aus den vier Kommunen kommen.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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