Deutsche Minderheit

AG Zukunft: Die Ideen einer Basismitgliedschaft und des Intranets

AG Zukunft: Die Ideen einer Basismitgliedschaft und des Intranets

Die Ideen einer Basismitgliedschaft und des Intranets

Apenrade/Aabenraa
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Die AG Zukunft plädiert dafür, eine Basismitgliedschaft einzuführen, die für alle verpflichtend ist, die ein Angebot der Minderheit nutzen. Wie hoch der jährliche Betrag sein könnte, muss noch ausgearbeitet werden. Foto: Marle Liebelt

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Der Bund Deutscher Nordschleswiger will Veränderung. Aber wie kann er sich in Zukunft neu aufstellen? Mit dieser Frage hat sich die AG „Minderheit mit Zukunft“ beschäftigt. Die daraus resultierenden Ideen lassen sich in vier Kategorien einteilen. Diese werden in zwei Artikeln genauer vorgestellt.

„Der BDN ist wie ein großer Freizeitpark“, sagte Uffe Iwersen dem Hauptvorstand des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), als er am 6. Februar die von der AG „Minderheit mit Zukunft“ ausgearbeiteten Ideen zur künftigen Entwicklung der Minderheit vorstellte.

„Wenn man draußen vor dem Freizeitpark steht, dann blinkt und glänzt alles, es ist alles wunderschön und attraktiv“, so der Kulturkonsulent. Aber der Schein trüge: „Je dichter man herankommt an den Eingang, merkt man: Hier und da bröckelt es. Fragt sich: Wo ist der Eingang überhaupt? Wie viel kostet der Eintritt? Wieso sind die Pinguine nicht bei den Löwen, und wieso ist die Achterbahn im Kinderland?“ So sei die deutsche Minderheit in Nordschleswig derzeit aufgebaut. „Im Grunde schön und attraktiv, aber überhaupt nicht geordnet und zeitgemäß strukturiert.“ 

Diese Vermutung war nicht neu. Nur deshalb gibt es überhaupt eine AG Zukunft. In ihr sitzen zehn Mitglieder aus ganz unterschiedlichen Bereichen und in ganz unterschiedlichen Funktionen. Gemeinsam haben sie sich mit der künftigen Entwicklung des BDN als Dachverband der deutschen Minderheit auseinandergesetzt. Das haben die Mitglieder versucht und sich dabei von den bestehenden Strukturen völlig frei gemacht. Die Minderheit neu gedacht also. Wie sollte sie organisiert sein? Wer sollte etwas bestimmen dürfen?

Entstanden ist ein Ideen-Papier, das verschiedene Bereiche der Organisation der Minderheit berührt:

  1. Einführung einer Basismitgliedschaft
  2. Einrichtung eines Intranets
  3. Neue Struktur auf lokaler und überregionaler Ebene

Uffe Iwersen nimmt direkt vorweg: „Dieses Papier ist kein Beschluss, es ist lediglich das Resultat der AG-Arbeit.“ Es liege nun am Hauptvorstand, damit weiterzuarbeiten.

Wir haben Ideen ausgearbeitet. Sie dienen als Fundament für die weitere Ausarbeitung. Was davon letzten Endes in die Realität umgesetzt wird, liegt beim Hauptvorstand.

Uffe Iwersen, Kulturkonsulent und Mitglied der AG „Minderheit mit Zukunft“

Im Folgenden werden die ersten zwei Kategorien des Ideen-Papiers vorgestellt. In einem weiteren Artikel geht es um die BDN-Strukturen: Minderheit mit Zukunft – Neue Struktur ohne Bezirksebene.

Die Basismitgliedschaft

Zurück zum Freizeitpark, der zwar glänzt, durch den die Gäste sich jedoch recht orientierungslos bewegen.

„Wir haben im Bereich der Mitglieder zwei wesentliche Defizite festgestellt“, so Iwersen. „Es gibt keine einheitliche Mitgliedschaftsstruktur, und es fehlt die Möglichkeit der direkten Kommunikation mit unseren Mitgliedern.“

Die AG möchte deshalb eine verpflichtende Basismitgliedschaft für alle, die die Angebote der Minderheiten-Institutionen nutzen. 

Um bei Iwersens Beispiel des Freizeitparks zu bleiben: Die Basismitgliedschaft ist der Haupteingang zum Freizeitpark. Was nicht heißen müsse, dass die einzelnen Attraktionen nicht auch einen Eintritt verlangen können. In die Realität übersetzt, kann die Attraktion zum Beispiel das Rudern oder Aquajogging in einem der Vereine sein, für die selbstverständlich auch ein Beitrag fällig wird, aus dem das Angebot finanziert wird. 

Was soll die Basismitgliedschaft kosten?

Ein fester Betrag für die Basismitgliedschaft müsste noch ausgearbeitet werden, jedoch gehe es bei der Idee weniger ums Geld als vielmehr um die Bindung und Vernetzung von BDN und Nutzerin bzw. Nutzer. Auch der Besuch einer der Schulen der deutschen Minderheit würde eine solche Basismitgliedschaft voraussetzen. 

Im ausgearbeiteten Ideen-Papier der AG ist vorläufig ein Beitrag von 50 bis 100 Kronen pro Jahr aufgeführt. 

Dass die deutsche Minderheit durch eine Basismitgliedschaft zählbar wird, sei laut Iwersen ein positiver Nebeneffekt. „Das gibt uns einen Überblick darüber, wie viele wir überhaupt sind.“ Häufig heiße es, die deutsche Minderheit in Nordschleswig, das seien so zwischen 10.000 und 15.000 Menschen. „Aber wie viele es tatsächlich sind, können wir nicht sagen.“

Unter anderem mit Blick auf Verhandlungen in Kopenhagen und Berlin, wo es um Gelder für die Minderheit geht, sei eine konkrete Angabe hilfreich. Und auch in die andere Richtung habe eine Basismitgliedschaft einen positiven Effekt. „Wir zeigen unseren Nutzerinnen und Nutzern, dass sie Teil von etwas Größerem sind.“

Aktuell sei vielen gar nicht bewusst, dass da noch mehr ist als das eine Angebot, das sie nutzen.

Offene Fragen 

Besonders zwei Punkte kristallisierten sich bereits in einer Diskussion bei der Hauptvorstandssitzung als wichtige Knackpunkte der Basismitgliedschaft heraus: Wo im BDN findet sich die Schleswigsche Partei (SP) wieder? Im durch eine Basismitgliedschaft getragenen Konstrukt? Oder muss die SP ausgelagert werden? Und: Wie ist die Handhabe bei Kindern, die einen der deutschen Kindergärten besuchen, die dem kommunalen Verteilungsschlüssel unterliegen. Kann man zugeteilten Familien eine Zwangsmitgliedschaft auferlegen?

Punkte, die im Detail ausdiskutiert werden müssen. Uffe Iwersen sagte gegenüber dem Hauptvorstand bei der jüngsten Sitzung am 6. Februar: „Wir haben Ideen ausgearbeitet. Sie dienen als Fundament für die weitere Ausarbeitung. Was davon letzten Endes in die Realität umgesetzt wird, liegt beim Hauptvorstand.“

Denn letztlich würde die Einführung einer Basismitgliedschaft ohnehin eine Satzungsänderung voraussetzen. Entscheide man sich dafür, wäre aus Sicht der AG Zukunft eine weitere Voraussetzung sinnvoll: ein BDN-weites Intranet.  

Idee 2: Das Intranet

Wie viele es bereits aus dem Unternehmen kennen, in dem sie arbeiten, oder aus dem Schulwesen, soll auch der BDN ein gemeinsames Intranet bekommen. „Ein Intranet für die Minderheit hat den großen Vorteil, dass wir mit unseren Mitgliedern direkt kommunizieren können. Wir haben sie alle unter einem digitalen Dach gesammelt.“ Denn wer eine Basismitgliedschaft hat, hat auch Zugang zum Intranet. So können Angebote ganz gezielt an die Mitglieder kommuniziert werden. 

Die Homepage nordschleswig.dk ist die öffentliche Präsentation der Minderheit. Sie ist der digitale Eingang in den Freizeitpark, um zu Iwersens Beispiel zuzukommen. Direkt hinter dem Eingang können die Attraktionen wie durch ein Schaufenster betrachtet werden. Mitfahren darf jedoch nur, wer eine Basismitgliedschaft hat. Denn diese befähigt zum Eintritt durch einen weiteren Eingang – und der ist das Intranet. 

Das Intranet, so die Idee denn für gut befunden wird, wird zentral aus Apenrade verwaltet. Aktuell sei es laut Iwersen so, dass eine Veranstaltung, die Menschen in ganz Nordschleswig interessieren könnte, an alle Ortsvereine geht und die Initiatoren darauf hoffen müssen, dass diese die Einladung an ihre Mitglieder weiterleiten. 

Künftig, so die Idee, soll diese Art der Kommunikation über die Zentrale im Haus Nordschleswig ins Intranet gesetzt werden. Gleichzeitig böte ein Intranet auch die Möglichkeit einer einfachen und zentralen Anmeldung zu verschiedenen Aktivitäten sowie der besseren Koordination von Veranstaltungen der einzelnen Vereine.

Mitglieder „AG – Minderheit mit Zukunft“

Die Arbeitsgruppe sollte die Breite der Minderheit widerspiegeln – verschiedene Verbände, Ebenen, Ehrenamtliche/Hauptamtliche – gleichzeitig sollte sie aber nicht so groß sein, dass ein effektives Arbeiten nicht mehr möglich ist. Deshalb können nicht alle Ebenen aller Verbände vertreten sein. Das gilt auch für die Geschäftsführenden. Das sind die Mitglieder der AG:

  • Hinrich Jürgensen
  • Curt Jacobsen
  • Henriette Tvede Andersen
  • Sarah Nesbigall Thun
  • Jasper Andresen
  • Marie Medow
  • Katharina Kley
  • Hannah Dobiaschowski
  • Friederike Kuhrt
  • Sönke Christiansen
  • Uffe Iwersen

 

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