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Einmal Lehrer in Nordschleswig sein

Einmal Lehrer in Nordschleswig sein

Einmal Lehrer in Nordschleswig sein

Tim Wegner
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Lehrer an Volkschulen erhalten in Apenrade künftig 200 Arbeitsstunden zur freien Verfügung. Foto: Tim Wegner

Er wollte einmal etwas Neues kennenlernen. Fernab seiner Heimat darf der angehende Lehrer Steffen Schaal nun zum ersten Mal selber im DGN einen Unterricht gestalten.

Fokussiert schaut er durch das Klassenzimmer des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig. Steffen Schaal, 27, angehender Lehrer aus Tübingen in Baden-Württemberg, unterrichtet heute Naturgeographie für die Abiturienten. Schon seit drei Wochen ist er in Apenrade, um als Praktikant einen Einblick in  die “dänische Art“ des Unterrichtens zu bekommen.

Aller Anfang ist schwer

Der zukünftige Geographie- und Biologielehrer empfand das Schulklima am DGN am Anfang ein wenig ungewohnt. „Besonders das Duzen, hat mich am Anfang echt aus dem Konzept gebracht.“ Doch er freundete sich schnell damit an. „Es bestärke die Bindung zwischen den Schülern und den Lehrkräften“, so Schaal. Etwas, das ihm an den Schulen in Deutschland oft während seiner Hospitationen fehlte.


 

 

Erfahrungsaustausch

Denn ganz unerfahren ist er, obwohl er noch nicht sein zweites Staatsexamen hat, nicht. Deutschland, speziell Baden-Württemberg, plagt seit bereits längerer Zeit ein großer Lehrermangel in einigen Schulformen. Für Schaal war dies ein Vorteil. Er unterrichtete ein Jahr lang an einer Schule für Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten und zum Teil auffälligem Sozialverhalten. Dagegen, so sagt er, seien die Bedingungen am Deutschen Gymnasium ein wahrer Traum. Kleine Klassen und gut ausgestattete Fachräume, erleichtern dem Junglehrer den Arbeitsalltag jeden regelmäßig. 

 Dass jeder Lehrer seinen eigenen Arbeitsplatz hat, gefalle ihm auch sehr gut. Auf die Frage, was ihm in Deutschland am meisten fehlen werde, sagt Schaal nur zwei Wörter: „Die Digitalisierung.“ Dies war am Anfang für ihn ein wenig befremdlich. Die Schüler saßen während des Unterrichts an ihren Laptops und an ihren Handys. „Das wäre in Deutschland fast eine  Infragestellung der Autorität der Lehrkräfte.“ Doch Schaal merkte schnell, wie man die technischen Geräte geschickt in die Unterrichtseinheiten integrieren kann. Wenn er einmal die volle Aufmerksamkeit brauche, dann verlange er von den Schülern, die Geräte auszuschalten. Das, so versichert er, funktioniere auch. 

Die Kunst des Unterrichtens

Man merkt ihm bei seiner Unterrichtsstunde auch an, dass er den Schülern etwas vermitteln kann. Heute geht es um den Wasserkreislauf. Ein Thema, welches man in Deutschland schon früher in der Schule behandelt. Dafür aber, so Schaal, nicht in dieser Intensität. Generell findet der Tübinger die Art der Aufgabenstellung und die alternativen Formen der Leistungsbeurteilungen in Dänemark wesentlich sinnvoller.

„Anfangs habe ich mich schon gewundert, weshalb die Schüler ihre Aufzeichnungen in den Klausuren benutzen dürfen“, berichtet der Baden-Württemberger.  Dann merkte er den Vorteil dieser Aufgaben: „Das erlernte Wissen erhält dadurch eine stärkere anwendungsbezogene Komponente. Und die Gefahr des sturen Auswendiglernens wird verringert.“ Auf die Frage, ob Schaal selber nach der Beendigung seines Referendariat sich vorstellen könne am DGN zu unterrichten, schmunzelt der Schwabe: „Tendenziell schon. Nur die schwäbische Heimat würde mir hier doch ein wenig fehlen.“  

Nichtsdestotrotz, einiges von dem hier für ihn Neuen möchte der Skandinavienliebhaber versuchen in Deutschland in seinen Unterricht zu integrieren. Doch ob deutsche Gymnasien bereit sind für die dänische „Duzkultur“ kommentiert Schaal mit einem Lächeln nicht.

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